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Mein Wahlkampf (German Edition)

Mein Wahlkampf (German Edition)

Titel: Mein Wahlkampf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Maria Schmitt
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Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien! Schaut auf diese Stadt und erkennt, dass ihr diese Stadt und diese PARTEI nicht preisgeben dürft und nicht preisgeben könnt! Es gibt nur eine Möglichkeit für uns: gemeinsam so lange zusammenzustehen, bis dieser Kampf gewonnen, bis dieser Kampf endlich durch den Sieg über die Feinde, durch den Sieg über die Macht der Finsternis besiegelt ist.
Gemeinsam mit euch, liebe Parteifreunde und Erstwählerinnen, werden wir auch künftig voranschreiten, um die PARTEI zu festigen und gegen alle feindlichen Anschläge zu verteidigen.
Nach diesen vielen fast gewonnenen Wahlen in Nordrhein-Westfalen, in Hessen und in Baden-Württemberg, dem Beinahe-Triumph in Hamburg und im Saarland werden wir nun endlich Deutschland erobern und zu einem Land der Liebe und der Triebe, des Glücks und der Zuversicht machen.
Werktätige Männer, arbeitslose Frauen und durstige Jungwähler in diesem Land! Gebt am Wahltage eure Stimme nur mir! Hinweg mit der Merkel, nieder mit Steinbrück! Kämpft gegen Polizei- und Justizterror und für die Freilassung aller politischen Gefangenen unserer PARTEI, die sich von der Straße aufgemacht haben, um in den Gefängnissen gratis zu übernachten. Kämpft gegen imperialistische Kriegsgefahr und dekonstruktivistische Ansätze in Lehre und Forschung – kämpft für die PARTEI, die immer recht hat!
Wenn wir je treu und unverbrüchlich an den Wahlsieg geglaubt haben, dann in dieser Stunde der Besinnung und der inneren Aufrichtung. Helau und Alaaf, viel Glück und viel Segen, macht’s gut, ihr lieben, tollen, süßen Bürger, ihr seid die Coolsten. Und deshalb: Macht alle mitt – wählt Oliver Maria Schmitt zum Kanzler der Deutschen!
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karlsruhe zerstört werden muss.

[zur Inhaltsübersicht]
    Die Demonstration
    Wie man mit Oberlippenbärten und Joschka Fischer die Massen mobilisiert
    Mit einem Ruck, der gefühlt durch ganz Deutschland ging, setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung. Im Schatten des Frankfurter EZB-Bankenturms gab der mächtige Landesvorsitzende das Zeichen, und wir stapften los. Dass diese Menschenmenge marschierend unterwegs war – das war sein Werk. Stolz und zufrieden winkte er mir zu, der massige Mann. Seit Tagen schon sprach er von nichts anderem als von «der Demo», er schien geradezu besessen davon. Und auch der Politkommissar hatte mir immer wieder eingebläut: «Die Krönung eines jeden Wahlkampfs ist die Großdemonstration.» Sie sollte der Höhepunkt unserer Kampagne sein, ein Fanal unseres Willens zur nachhaltigen ressourcenoptimierten Synergiegestaltungskompetenz.
    Nach längeren Strategiediskussionen hatten wir uns schließlich für die klassische wandernde Massenkundgebung entschieden. Für einen Schweigemarsch waren wir eindeutig zu mitteilungsbedürftig, für eine Menschenkette zu unorganisiert – und eine Sitzblockade konnte ich leider nicht durchsetzen. Obwohl das eigentlich meine Königsdisziplin war.
    Zu einer Zeit, da Deutschland noch BRD hieß, war meine Heimatstadt Heilbronn eine von drei Atomraketenbasen des Landes. Auf der Waldheide, einem Naherholungsgebiet, nur drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, hatte die U.S. Army eine schwer gesicherte, stacheldrahtumzäunte Basis für ihre Pershing-II-Mittelstreckenraketen errichtet. Als es dort 1985 zu einem tödlichen Unfall mit einer angeblich nicht atomar bestückten Rakete gekommen war, kochte der Volkszorn hoch, und es wurde erste Bürgerpflicht, die Raketenbasis Tag und Nacht durch eine Sitzblockade am Vollzug des atomaren Vernichtungsschlags zu hindern. Tagsüber kamen hin und wieder prominente Unterstützer und setzten sich für Pressefotos vors Tor.
    Wir blockierten immer nachts. Nachdem die letzte Kneipe hinter uns geschlossen hatte, fuhren wir mit dem Taxi hoch zur Waldheide, um uns demonstrativ vor das Haupttor der Basis zu setzen, misstrauisch beäugt von US-Soldaten und deutschen Polizisten. Die hatten uns wegzutragen, wenn Fahrzeuge das Tor passieren wollten. Und das wollten sie ständig. Vor allem nachts, wenn die betrunkenen Soldaten aus den Kneipen zurückkamen. Obwohl alle anderen Tore frei und passierbar waren, ließen sie sich per Taxi immer nur durch das Haupttor fahren. Sie hatten Spaß an den Räumungsaktionen der Polizei, die dann die angetrunkenen deutschen Blockierer irgendwie wegschaffen musste. So kämpften wir an der vordersten Front der kalten Kriegslinie, Nacht für Nacht: betrunkene

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