Mein Weg mit Buddha
eigentlich ja kein Beruf, sondern eine Berufung ist, verlor ich mich komplett in den Geschichten meiner Rollen.
Mein eigentlicher Weg als Mensch durch diese Welt dagegen schlummerte noch tief vor sich hin. Ich wollte damals zwar einen spirituellen Background haben, betrachtete ihn jedoch als von meinem privaten und beruflichen Leben getrennt, gewissermaßen als »Freund« an meiner Seite. Was für ein Unsinn! Dennoch zog der spirituelle Teil in mir das an, was für mich wichtig und später sogar überlebensnotwendig werden würde.
Die erste Reise nach Asien. Der erste Schritt in eine andere Richtung. Ich war Ende 20. Dreharbeiten in Singapur und Malaysia. Ich lernte einfache Menschen kennen, die so zufrieden schienen mit ihrem bescheidenen Leben, mit dem wenigen, das sie besaßen. Nein, mehr noch: Sie erschienen mir reich und glücklich! Sie mussten über innere, verborgene Schätze verfügen. Es ergab sich, dass S., ein Kollege von mir – ebenfalls ein Sinnsuchender, nur schon viel weiter fortgeschritten und erfahrener als ich – bei mir quasi offene Türen einrannte. Wir verbrachten sehr viel Zeit miteinander und neue Welten erschlossen sich für mich. Zum ersten Mal wurde ich mit dem spannenden Thema der Seelenwanderung konfrontiert. S. gab mir ein Buch, das ihn, wie er sagte, sehr beeindruckt und berührt hatte: Zwischenleben von Shirley MacLaine. Auf einmal machte das ganz Konstrukt von Schicksal, Erfahrungen, Leid, Tod und Geburt für mich einen Sinn. Unter dem Aspekt der Langfristigkeit ist das nämlich logisch und konsequent: weil ein einziges Leben allein nicht ausreicht! Nur so lässt sich die scheinbare »Ungerechtigkeit« erklären, dass wunderbare Menschen oft mühsam kämpfen müssen und am Ende sogar alles verlieren, während eine ganze Menge rücksichtsloser und völlig moralfreier Egomanen das Glück in dieser Welt offenbar gepachtet hat.
Doch wie sieht dann das nächste Leben aus? Und wie lange dauert es, bis man schließlich, nach vielen Leben abgekämpft, das Nirwana erreicht? Offensichtlich gab es also auch im indischen, buddhistischen Glauben wie bei den Christen ein Paradies. Auch die Message war dieselbe: Sei brav, dann wirst du belohnt! Das Prinzip der Strafe galt also auch hier. So ganz war’s das deshalb noch nicht für mich. Es fiel mir damals schon schwer, zu glauben, aufgrund von »bösen Taten« im nächsten Leben als Ameise wiedergeboren zu werden. Auch wenn David Safier das in seinem Buch Mieses Karma herrlich witzig beschreibt. Da haben wir’s, das Zauberwort: Karma. Es sollte mich von nun an dauerbeschäftigen. Willkommen in der Welt der Spiritualität!
Ich sog alles auf, was S. mir erzählte. Dass jeder Mensch ein Karma hat, das aus unseren früheren Taten besteht, aus schlechten und auch aus guten. Dass wir Menschen ein getreues Abbild des Universums sind, in winzig kleinem Format. Mikrokosmos – Makrokosmos.
S. besaß eine große Ehrfurcht vor dem Leben. Das gefiel mir und steckte mich an. Gemeinsam erkundeten wir das Land. Wir besuchten hinduistische und buddhistische Tempel und hielten uns dort länger auf als gewöhnliche Touristen. Ich liebte die Stille dort, das Kontemplative, aber auch die Fröhlichkeit der Zeremonien, die mir nicht so »feierlich-ernst« wie die der christlichen Kirche erschienen. Einmal hatten wir sogar die Gelegenheit, einen Brahmanen kennenzulernen. Der Gelehrte, ein unglaublich weiser Mann, der der höchsten Kaste angehörte, führte ein durch und durch asketisches Leben. Es war einer dieser Tage im Leben, die man niemals vergisst. Dieser Mensch war die personifizierte Liebe. Ja, das Wort »Liebe« schien plötzlich eine neue Dimension zu bekommen. Und ich lernte, dass dieser Lebenszustand aus einem selbst heraus entsteht. Durch eigenes Bemühen. Dass einem das niemand abnehmen kann, nicht das Universum und auch nicht jemand, den wir »Gott«, »Allah« oder »Jahwe« nennen. Bei seinen Offenbarungen zwinkerte mir der weise alte Mann zu. Humor hatte er auch noch! Ich war total von den Socken – beziehungsweise wäre es gewesen, wenn ich nicht (selbstverständlich!) sowieso schon barfuß in seinem Haus gewesen wäre.
Gott war in diesem System irgendwie überflüssig, wie eine Rolle, die man gestrichen und deren Text man auf alle menschlichen Mitspieler verteilt hatte. Dieser Umstand fügte sich wunderbar in mein Weltbild.
Damals, Mitte der 1980er-Jahre, wurde also der Grundstein für meinen weiteren Weg gelegt. Doch es sollte noch einige
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