Mein Weg mit Buddha
Reise: Oben am Vorderdeck des in der Abendsonne von Bali ablegenden Traumschiffes steht ganz klitzeklein eine junge Frau mit strahlenden Augen und voller Lebenskraft, glücklich und unendlich dankbar.
Zu Hause ging meine spirituelle Reise weiter. Ich studierte damals Gesang bei einer ganz wunderbaren Frau in München: A.
Es war weit mehr als Gesangsunterricht. Wir trafen uns oft in den gleichen Gefilden spiritueller Suche, stellten fest, dass wir die gleichen Bücher kannten, und diskutierten darüber. Zum ersten Mal in der westlichen Welt hatte ich bei A. das Gefühl, einer Person begegnet zu sein, die dieselbe Friedlichkeit, Ruhe, Gelassenheit und Wärme ausstrahlte wie die glücklichen Menschen, die mir in Asien begegnet waren. Diese Frau war die Zufriedenheit, Güte und Liebe in Person. Beispiellos. Ich lernte viel von ihr. Wie gesagt, viel mehr als nur singen. Ich erfuhr, dass sie in einem vergangenen Leben in Ägypten gewesen war und als Priesterin oder so etwas Ähnliches ein hohes Amt bekleidet hatte. Das leuchtete mir ein: Die Weisheit, die A. ausstrahlte, konnte nicht innerhalb eines einzigen Lebens, einer einzigen Erfahrung angesammelt worden sein. Wir sprachen auch viel über den Tod. A. hatte eine bewundernswert entspannte Einstellung dazu. Für mich war das eine weitere Bereicherung auf meinem spirituellen Weg. Nicht mehr wegdenken, nicht mehr mit christlicher Erziehungssülze zukleistern lassen. Aufhören mit dem Horrorbild des »Sensenmanns« aus der mittelalterlichen Schreckensmystik, mit dem Tod als Figur zum Fürchten aus dem Jedermann .
Tod und Vergehen, wie ein Blatt, das verwelkt, im ewigen Wandel der Wiedergeburt der Seelen. So ergab es endlich einen Sinn für mich. Zwar auch nicht gerade tröstlich, weil Verlust und Abschied immer wehtun, aber immerhin zu verstehen. Dennoch blieb ein Thema unbeantwortet. Warum sterben Menschen außerplanmäßig? Das heißt, nicht nach einem langen, erfüllten Leben, sondern durch schreckliche Umstände wie Krankheit, Unfall oder Gewalt? Und warum passiert das oft schon in jungen Jahren? Auch das wunderbare Buch von Elisabeth Kübler-Ross Der Tod und das Leben danach , das die Erfahrungen sterbender Kinder dokumentiert, bot mir keine Antwort – zwar nicht auf die Frage nach dem Wie und Wohin, wohl aber nach dem Warum. Trotzdem: Die Lektüre dieses Buches und die Gespräche darüber mit meiner Lehrerin und Freundin A. brachten mich immerhin ein Schrittchen weiter auf meinem Weg, das Leben zu verstehen und somit den Tod als Teil des Lebens zu betrachten. Man mag an Wiedergeburt glauben oder nicht – ich persönlich war damals schon fest davon überzeugt. Ich hatte mich inzwischen endgültig aus meiner kleinen christlichen Welt entfernt und trat aus der Kirche aus. Dennoch hielt diese gewisse Unzufriedenheit immer noch an. Etwas fehlte. Aber was? Die großen Meister haben alle tolle Sachen geschrieben. Aber genügen denn Verstehen und Einsicht allein? Nun, ich hatte mich der buddhistischen Philosophie verschrieben, mit einem ordentlichen Schuss westlicher Esoterik und spiritueller Deko. »Übersinnliches« akzeptierte ich nur, wenn es wissenschaftlich erklärbar war und nicht mit den Gesetzen der Natur kollidierte. Ratio statt Religion. Das war für mich ein praktikabler Weg. Punktum. Basta.
Vom heutigen Standpunkt aus kann ich über diese Zeit nur lächeln. So viel Halbverdautes, Dreiviertelverstandenes … Jetzt weiß ich natürlich, was gefehlt hat: das Leben selbst, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und das Wissen darum, wer und wo ich in diesem Kontext bin.
Um nun ein bisschen Klarheit in das Thema Buddhismus und seine vielen Schulen und Verzweigungen zu bringen, liebe Leser, zwecks »Entwirrung« ein bisschen Geschichte:
Alles begann mit der Erleuchtung von Prinz Siddhartha Gautama (Shakyamuni Buddha) um 500 vor Christus. Siddhartha Gautama riss von seinem wohlbehüteten königlichen Zuhause aus, weil er spürte, dass das nicht das »wirkliche Leben« war. Das echte Leben »draußen«, jenseits der Palastmauern, bestand aus Leid – bedingt durch Geburt, Alter, Krankheit und Tod. Dem wollte der junge Prinz auf den Grund kommen. Der Name »Buddha«, den er erhielt, bedeutet »Der aus eigener Kraft zur Wahrheit Erwachte«. Shakyamuni Buddha lehrte über viele Jahre hinweg seine sich permanent weiterentwickelnden Erkenntnisse (Sutren). Er wurde von Schülern begleitet, die peu à peu begannen, seine Lehren aufzuschreiben. Da er auf dem Weg zu
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