Mein Weg
Schritte wurden immer schneller. Ich überquerte Straße um Straße, ging an vielen Pilgern zügig vorbei und versuchte stets die Kathedrale zu erblicken. Dann war es endlich so weit.
Die Kathedrale von Santiago
Nach 27 Tagen und über 800 Kilometern stand ich auf dem großen Platz vor der Kathedrale. Mir liefen die Tränen übers Gesicht und ich war einfach nur glücklich. Hier stand ich nun vor der schönsten und größten Kathedrale Spaniens. Die prunkvolle barocke Fassade (Obradoiro) überstrahlte den Platz. War mein Bewegrund auf den Jakobsweg zu gehen auch nicht religiöser Art, so hatte der Anblick des über 1000 Jahre alten Gemäuers doch etwas beeindruckendes, ja hypnotisches.
Wiedersehen mit Helmut
Ich verharrte lange auf dem Platz und beobachtete die nach mir ankommenden Pilger. Plötzlich entdeckte ich auch Marco aus Slowenien, wie er auf mich zusteuerte. Wir fielen uns in die Arme und beglückwünschten uns gegenseitig. Zusammen gingen wir in das Pilgerbüro und holten uns unsere Pilgerurkunde, unsere „Compostela“. Während wir auf der Treppe vor dem Büro noch anstehen mussten, sah ich plötzlich hinter mir den Helmut aus Berlin. Ihn hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Wir waren ein paar Mal ein Stück des Weges zusammen gelaufen. Endlich war ich an der Reihe. Nach Vorlage meiner „Credencial“ (Pilgerpasses) erhielt ich dann meine Pilgerurkunde. Es ist zwar nur ein schön verziertes Stück Papier mit meinem Namen darauf, aber für mich der Beweis, dass ich diesen Weg gegangen bin. Zusätzlich zu meinen Angaben in Saint-Jean-Pied-de-Port kreuzte ich hier als Grund meiner Wanderung noch „religiöse Gründe“ an. Kurz zuvor hatte ich nämlich von einem Pilger gehört, dass man bei „religiösen Gründen“ die schönere Urkunde erhält. Ansonsten bekommt man eine etwas einfachere Bescheinigung.
Die Compostela
Voller Stolz packte ich die Urkunde sorgfältig in ein Papprohr, damit sie ja nichts beschädigt würde und verließ das Pilgerbüro.
Mein Pilgerpass
Um 12:00 Uhr begann die Pilgermesse. Die Kathedrale hatte sich bis dahin ziemlich gefüllt. Mit so vielen Pilgern hatte ich nicht gerechnet. Wie voll muss das erst in den Sommermonaten sein? Während der Messe schaute ich mir die vielen Gesichter der Pilger an und in jedem Gesicht fand man den Stolz eines jeden Einzelnen wieder. Die Kathedrale von Santiago war in den letzten Wochen das erklärte Ziel des Weges und nun standen wir hier. Jeder hatte seine Erfahrungen gemacht, hatte Unwegsamkeiten überwunden und erlebte Freude mit anderen geteilt.
Am Ende der Messe wurde das 54 kg schwere Rauchfass (Botafumeiro) entzündet und quer durch das Kreuzschiff geschwenkt. Von sechs kräftigen Mönchen wird das schwere Weihrauchgefäss, welches an einem starken Seil mit sechs Enden hängt, in Schwung gebracht. Das gehörte, ohne Zweifel, zu den aufregendsten Augenblicken der ganzen Messe, der am Ende der Zeremonie auch mit großem Beifall bedacht wurde. Diese Zeremonie wird jedesmal durchgeführt, wenn mindestens 300,- € zuvor gespendet wurden. So erzählte mir es jedenfalls ein Pilger nach der Messe. Ich dachte in diesem Moment, dass mit Sicherheit einige Euros von der tschechischen Gruppe dabei gewesen sein mussten, denn ich sah František und seine Gruppe in der Messe ganz vorn stehen.
Nach der Messe fand ich mich wieder auf den Vorplatz ein, um dort noch zu verweilen. Selbst Jonny, der bereits einen Tag zuvor angekommen war, kam mir entgegen. Es wurden viele Bilder gemacht und man sah ein Menge Pilger sich um den Hals fallen.
Jürgen und Patricia traf ich wieder und wir suchten uns gemeinsam eine Herberge. Nachdem wir unser Zimmer zugewiesen bekommen hatten, gönnten wir uns erst mal ein kühles Bier.
Kurz vor 16:00 Uhr machten wir uns auf den Weg, zurück zur Kathedrale. Mitten auf dem Platz kam mir plötzlich Mandy entgegen. Mit ihr hatte ich heute noch gar nicht gerechnet, da sie so lange Strecken gar nicht gehen wollte.
Später suchten wir uns eine gemütliche Bar, wo wir auch andere bekannte Pilger wieder trafen. Der Abend wurde noch sehr interessant. Es gab so viel zu erzählen, und da mein Englisch mittlerweile auch etwas flüssiger geworden war, konnte ich mich viel besser ausdrücken. Während unseres Abendessens kamen Marco, Ryan aus Texas und Monika aus Polen in das Restaurant. Ganz nebenbei erfuhr ich, dass Marco heute Geburtstag hatte. Ein Grund mehr den heutigen Tag zu feiern.
Als ich mit Jürgen und Patricia den
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