Mein Wille geschehe
Beide Frauen blickten verblüfft.
Priscilla zuckte die Achseln. »Würde das etwas
ändern?«, fragte sie. »Ist das wichtig?«, meinte
Prudence.
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30
Als Dana und Joan in den Smith Tower zurück-
kamen, erwartete sie auf Angeline Wilders
Schreibtisch eine Magnumflasche Champagner in
einem Kühler.
»Der ist natürlich für Sie«, flötete die Rezeptionistin. »Sie sind das Gespräch des Tages, wissen
Sie. Ständig rufen neue Mandanten an, die zu
Ihnen wollen. Mr Grace möchte am Donnerstag
zwei Treffen mit Ihnen haben. Und ich habe
schon Interview-Anfragen von ›Dateline‹, ›60
Minutes‹ und der ›Today Show‹. Wenn Sie mich
fragen: Vergessen Sie die Bescheidenheit. Alle
hier sind aus dem Häuschen vor Freude.« Alle
wohl nicht, dachte Dana bei sich. »Stellen Sie den Schampus bei Mr Cotter in den Kühlschrank, bitte«, wies sie Angeline an, als sie weitergingen.
»Ms Wills und ich haben schon gefeiert.«
»Ich bin sowieso nicht so scharf auf Champag-
ner«, gestand ihrjoan.
»Machst du bitte die Tür zu?«, sagte Dana, als sie in ihr Büro kamen.
Das war unüblich, und die junge Anwältin merkte
sofort, dass etwas nicht stimmte. »Was ist los?«, fragte sie. Dana ließ sich hinter ihrem Schreibtisch nieder, schloss eine Schublade auf und holte ein versiegeltes Päckchen und einen Brief hervor.
»Ich möchte, dass du die Erste bist, die es er-
fährt«, sagte sie. »Ich verlasse die Sozietät mit 697
sofortiger Wirkung.«
Joan klappte der Unterkiefer herunter. Damit hat-
te sie zuallerletzt gerechnet. »Du gehst?«, stam-
melte sie. »Aber wieso denn?«
»Die Gründe spielen keine Rolle. Ich habe einfach beschlossen, dass ich etwas verändern muss«,
gab Dana zur Antwort. »Und jetzt ist ein guter
Moment dafür.«
»Aber hast du Angeline nicht gehört? Die vielen
neuen Mandanten, die rufen alle nur wegen dir
an. Du bist jetzt ganz oben.«
Dana lächelte. »Und wenn ich nicht mehr da bin,
werden sie zu dir kommen. Ich habe Corey
Latham nicht alleine vertreten.«
»Was willst du denn jetzt machen?«, fragte Joan.
»Du steigst doch nicht ganz aus, oder? Oder
willst du dich selbstständig machen? Dann könn-
test du vermutlich einige von diesen neuen Man-
danten mitnehmen.«
»Ich weiß es noch nicht. Vielleicht mache ich einfach eine Weile Pause, um mir mal über einiges
klar zu werden. Wäre an der Zeit«
»Ohne dich wird hier nichts mehr wie vorher
sein«, sagte Joan, und sie meinte es aufrichtig.
»Ich glaube, du weißt, dass du hier die nächste
Anwärterin bist, um Sozius zu werden«, sagte
Dana. »Wer weiß, vielleicht geht es sogar schnel-
ler, wenn ich erst weg bin. Und meinen Segen
hast du, wenn dir daran liegt.«
Joan grinste. »Und ob mir daran liegt«, sagte sie, 698
»und ich schätze, dass wir den Fall Latham ge-
wonnen haben, verschafft mir Pluspunkte.«
Oder das Gegenteil, dachte Dana. »Wie auch im-
mer«, sagte sie, »das hier wollte ich dir noch geben.« Sie schob das versiegelte Päckchen über
den Tisch. »Was ist das?«
»Sagen wir mal, eine Art Versicherung, falls du es jemals brauchen solltest. Ich hoffe, dass das
nicht passieren wird.
Aber bewahre es gut auf, an einem sicheren Ort,
für alle Fälle.«
»Und woher weiß ich, ob ich es brauche?«
»Du wirst es wissen«, versicherte Dana ihr. »Du
wirst es wissen.«
Sie griff nach dem Brief, auf dem Paul Cotters
Name stand. »Und ich habe nun das Vergnügen,
das hier abgeben zu dürfen.« Sie stand auf und
streckte Joan die Hand hin. »Viel Glück«, sagte
sie.
Um halb sieben Uhr abends betrat Corey Latham
sein Haus an der West Dravus mit einem großen
Rosenstrauß in der Hand. Er hatte Elise erwartet, doch sie war nicht da. Offenbar arbeitete sie immer noch an dieser dringenden Sache im Büro,
die sie vormittags erwähnt hatte. Acht Monate
lang hatten sie sich nicht mehr lieben können,
eine Ewigkeit, in der er jede Nacht an sie gedacht hatte.
Er legte die Rosen in der Küche ab und ging mit
den wenigen Habseligkeiten, die man ihm im Ge-
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fängnis erlaubt hatte, in ihr Schlafzimmer. Es war säuberlich aufgeräumt, nirgendwo lagen Kleider
über den Stuhllehnen, man stolperte nicht über
Schuhe, und das Bett war frisch bezogen. Elise
war keine leidenschaftliche Hausfrau, aber sie
hatte sich offenbar besondere Mühe gegeben für
seine Heimkehr. Er ging mit seinen Toilettensa-
chen ins Badezimmer und bemerkte, dass am
Waschbecken nicht wie sonst
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