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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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beiden aus.
    Gegen Abend tauchte Frank Lederle bei Ehrlinspiel auf. Er trug einen feinen, dünnen Anzug und schien munter wie an einem kühlen Frühlingsmorgen. »Wir haben es: Der letzte Anruf auf Hilde Wimmers Apparat kam aus einer Telefonzelle.« – »Welche?« Ehrlinspiels Mut sank. »Sie steht fast vor dem Haus der Opfer.« – »Verflucht.« Sofort hatte er ein Team der KT losgeschickt. Gefunden hatten sie zahllose Abdrücke. Doch weder waren welche davon registriert, noch gab es Übereinstimmungen mit den Abdrücken aus den Opferwohnungen. Also auch keine von Thea Roth. Von ihrer Tochter konnten durchaus welche dabei sein. Doch die mussten sie ihr erst abnehmen. Dass der Anruf aus direkter Nähe gekommen war, bestätigte, dass das Opfer gezielt aus der Wohnung gelockt worden war. Und da Thea Roth zur Tatzeit geschlafen hatte, betäubt durch das Schlafmittel ihrer Tochter, hätte Miriam die Gelegenheit bestens nutzen können.
    »Sag mal«, fragte der Kriminalhauptkommissar Hanna jetzt und sah einen Wegweiser vorbeiflitzen, »mal rein hypothetisch: Wenn deine Mutter krank wäre und sich trotzdem um andere kümmern würde. Wenn du davon ausgehen müsstest, dass ihr das schadet: Wärst du in der Lage, die andern zu töten, um deine Mutter zu schonen?«
    Hanna warf ihm einen Seitenblick zu, grinste und bog rechts ab auf die L 134. »Rein hypothetisch. Aha.«
    »Kleine Geheimnisse erhalten die Freundschaft. Also?«
    »Auf keinen Fall! Das ist doch verrückt. Andererseits fragst du da die Falsche.«
    Als sie nicht weitersprach, sagte er: »Warum? Du hast eine gute Menschenkenntnis.«
    »Aber ein extrem schwieriges Verhältnis zu meinen Eltern. Willst du es hören?«
    »Ja«, sagte er und dachte: Ich will
alles
über dich hören, Hanna Brock.
    »Mein Vater ist ein Tyrann. Militärschule. Harte Erziehung. Aussicht auf eine glänzende Karriere im Dienste des Verteidigungsministeriums. Dann hat die Hüfte nicht mehr mitgemacht. Offizierslaufbahn im Eimer. Also ist er Oberstudiendirektor geworden. Natürlich an einem privaten Eliteinternat. Was er meinem nie gezeugten Bruder an Drill hätte beibringen wollen, hat er tagsüber seinen Schülern eingetrichtert. Und abends mir. Wenn er seine Schmerzattacken hatte … nun ja. Und meine Mutter hat aus Prinzip zu allem ja und amen gesagt.«
    Ehrlinspiel schluckte. »Er hat euch geschlagen?«
    »Nein, das nicht. Er hat kommandiert, getobt, geschrien. Mich eingesperrt.« Sie gab Gas. »Gezählt haben für ihn nur hochrangige Staatsbeamte oder Militärangehörige. Die hatten seinen Respekt.«
    »Und jetzt?«
    »Wir sehen uns kaum noch, und wenn, ist die Atmosphäre eher kühl.«
    »Du hast keine Geschwister, oder?«
    »Nein.«
    Ehrlinspiel hätte sie gern umarmt, ihr Geborgenheit gegeben. Die starke, schwache Frau. Stattdessen fragte er: »Und kannst du dir vorstellen, dass andere Leute für ihre Mutter morden?«
    »Du redest von der Tochter dieser Parfumtante«, stellte sie fest.
    »Rein hypothetisch.«
    »Dann lautet die Antwort, rein hypothetisch: nein. Die Frau mag ja seltsam sein, aber um aus Sorge um die Mutter zu töten, müsste sie krank im Kopf sein. Und das schien sie mir nicht. Eher die Mutter.«
    Tochter, Mutter. Ein Waldstück zog rechter Hand vorbei. Mutter, Tochter. Ein Gedanke stieg in Ehrlinspiels Hinterkopf auf, doch mit dem letzten Baum war auch der verschwunden. »Wohin fahren wir eigentlich?« Sein Vorschlag war es gewesen, Hanna in Breisach die Freilichtbühne und den größten Winzerkeller Deutschlands zu zeigen. »Super«, hatte sie zugestimmt. Allerdings sah es nicht so aus, als würden sie dort ankommen.
    »Ich dachte, bei dem Wetter verbinden wir Arbeit und Vergnügen.« Sie deutete auf seine Füße, zwischen denen eine ausgebeulte, bunte Stofftasche lag.
    »Aha. Und worin besteht das Vergnügen?«
    »Baggersee!«
    Wie Blei legte sich das Drücken auf seine Brust. Hatte er Hanna eben noch umarmen wollen, wünschte er sie jetzt weit weg. Er starrte auf die Straße. Sah die Felder an sich vorbeiziehen, ein grünes Rauschen, registrierte rechts ein paar Häuser, Industriegebäude und den Wald, und neben sich, auf dem Radweg, sah er den siebzehnjährigen Moritz Ehrlinspiel, der mit Peter und Christine übermütig Slalomlinien fuhr, Witze riss, einen Kasten Bier auf dem Gepäckträger hatte. »Nein!«
    »Du musst nicht ins Wasser.« Hanna schaltete das Radio ein. »Summer feeling.«
    Er schnellte nach vorn und schaltete die Musik aus. »Dreh um.«
    »Was

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