Mein wirst du bleiben /
schimmerten im Abendlicht. »Kora wäre stolz auf dich.«
»Sie
ist
stolz auf mich. Aber nicht wegen meiner meteorologischen Pseudo-Kenntnisse.«
»Nein? Weshalb dann?«
»Aktivitäten?« Sie schmunzelte, sah ihn aber nicht an.
Er schwieg und lauschte dem Motorengeräusch. Noch nie zuvor hatte er in einem MX -5 gesessen.
Als Hanna ihn gefragt hatte, ob er ihr ein paar heimelige Ecken zeige – natürlich ausschließlich für ihre Recherchen –, und als sie vorhin mit dem pinkfarbenen Gefährt vor seiner Tür gestanden und gehupt hatte, war er skeptisch gewesen. Doch jetzt musste er zugeben, dass er bequem saß, der Wagen gut in den Kurven lag und vor allem ziemlich flott beschleunigte. Die Farbe allerdings … Er selbst träumte vom BMW 1er Cabrio. Mit ausgestellten Radläufen, 6-Zylinder-Motor und Le-Mans-Blue-metallic-Lackierung. Doch solange sein alter Toyota noch schnurrte, er sowieso fast immer mit dem Mountainbike unterwegs war, auch zur Arbeit radelte und dort ein Dienstwagen auf ihn wartete, hielt er diesen Luxus für überflüssig. So war er tagsüber mit einem der Opel Astras auf Achse, mit denen das Innenministerium Baden-Württemberg seine Kripobeamten bedacht hatte. Es waren praxisangemessene Modelle: schnell, unauffällig in ihren hellen, gedämpften Farben und tauglich auch im Winter und in Gegenden, in denen ein Verdeck rasch aufgeschlitzt war. Privat durften sie die Autos nicht nutzen.
»Wie laufen die Ermittlungen?«, fragte Hanna, als die bleiche Sonne hinter den Wolken verschwand. »Hat Kenzos Parfum euch weitergebracht? In der Zeitung stand, ihr hättet ›vielversprechende Ansatzpunkte und eine Festnahme‹ und hofft auf die Hilfe der Bevölkerung.«
»Presse.« Er grinste. »Ich muss dir nicht erklären, wie das geht, oder? Sobald die Wahrheit gedruckt wird oder über die Mattscheibe flimmert, ist sie keine mehr. Sie mutiert zur Sensation oder zum Fiasko für die Polizei.« Dann wurde er ernst. »Wir haben keine Festnahme. Nur jemanden mitgenommen und befragt.«
Hannas Handy begann, die Melodie
Pink Panther
zu spielen.
»Du lässt auch nichts aus, was rosa ist.« Moritz grinste und dachte, während sie offenbar mit ihrem Auftraggeber sprach, an das Pressegespräch. Es war eine Herausforderung gewesen.
»Hi, Ehrlinspiel, nice to see you«, hatte der feiste Zeitungsredakteur mit den gegelten Haaren und dem Dackelblick ihn begrüßt und die Hosenträger schnalzen lassen. Mit Shorts wirkte Mr. Hair noch kabarettreifer als sonst. »Spucken Sie’s aus, was haben Sie Feines für uns?« Er klang honigsüß, doch sein Atem roch schon am frühen Nachmittag nach Bier und Knoblauch.
»Die Bonbons verteilt unser Pressesprecher«, antwortete Ehrlinspiel und setzte sich an den Besprechungstisch in Meike Jaguschs Büro. Ein Radioreporter war ebenfalls zugegen, so dass sie zu fünft waren. Meike fasste die Lage zusammen, bestätigte einen möglichen Zusammenhang der beiden Gewalttaten und verschwieg Details. Keine konkreten Todesursachen. Keine Angaben zum möglichen Tatablauf. Erst recht keine Namen – bis auf die der Opfer. »Haben Sie schon jemanden verhaftet?«, fragte der Radioreporter, ein freundlicher Mann mit breiter Nase und zerzaustem, hellbraunem Haar, und Mr. Hair fiel ihm mit der Frage ins Wort, ob sie denn das Motiv noch immer nicht ahnten? Meike Jagusch blockte ab und betonte, dass das Haus rund um die Uhr unter Polizeischutz stand. »Dann rechnen Sie mit weiteren Morden in der Draisstraße 8 a?« Mr. Hair grinste süffisant und hielt ihr ein Mikrofon unter die Nase. Der Pressesprecher – ein Meister im Verkaufen von abgelaufener Tiefkühlkost als Drei-Sterne-Delikatesse – übernahm gekonnt, verwies auf die vertraulichen Ermittlungen und bat schließlich darum, die Bevölkerung um Hilfe zu ersuchen: Kannte jemand eines der Opfer? Beide vielleicht? Wer hat im Umfeld der Draisstraße ungewöhnliche Beobachtungen gemacht?
Als Ehrlinspiel fast zwei Stunden später in sein Büro kam, lag dort eine Notiz: Das Studentenpaar aus der Draisstraße war während des Pressetermins zurückgekommen, und eben hatte ein Kollege mit den beiden gesprochen. Das Paar war bei den Eltern des Mannes in Frankfurt gewesen. Fast dreißig Familienmitglieder konnten das bezeugen. Die junge Frau hatte darauf bestanden, »dieses Mordhaus« sofort wieder zu verlassen, aus Angst um die Familie. Ihr Partner hielt das für übertrieben, und innerhalb von Minuten brach ein lauter Streit zwischen den
Weitere Kostenlose Bücher