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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Kontaktfreudigkeit. Sie ist eine Einzelgängerin.« Dann lächelte sie. »Sie hat mir erzählt, dass ich schon früher versucht habe, sie zu anderen Kindern zu bringen. War wohl vergeblich.«
    Einzelgängerin, dachte Ehrlinspiel. So konnte man es auch nennen. Für ihn war Miriam alles andere als herzlich, und er konnte nichts an ihr finden, was sie ihm sonderlich sympathisch gemacht hätte. Sie war keine, die mit einem Lächeln auf eine Begegnung antwortete, keine, mit der man befreundet sein wollte. Doch davon durfte er sich nicht beeinflussen lassen.
    »Ihre Tochter wirkt manchmal ein wenig … durcheinander. Ist sie immer so?« Noch vor fünf Tagen hatten sie Miriam gefragt, ob Thea aufgrund des Komas noch verwirrt sei. Jetzt fragte er die Mutter, ob die Tochter …
    »Durcheinander?«, sagte sie vorwurfsvoll. »Sie meinen, weil sie es manchmal nicht mehr erträgt? Mein Schicksal und ihres? Was wollen Sie eigentlich von uns? Was?«
    Ein wunder Punkt. Thea Roth wusste, dass Miriam seltsam war. Vielleicht verrückt. »Entschuldigen Sie, es ist nicht böse gemeint. Mir ist es nur aufgefallen.«
    Die Tür öffnete sich, und Freitag trat mit zwei Computerausdrucken ins Zimmer. Er hielt den ersten an der Ecke hoch. »Harald Hofmann lebt in Peru.« Er hielt das zweite Blatt hoch. »Und das da«, sagte er mit einem Seitenblick zu Ehrlinspiel, »hatte Stefan Franz telefonisch beauftragt, aber nicht abgeholt.« Er nickte zu Thea Roth. »Die hausinterne Datenstation, wo ich gerade war, ist rund um die Uhr besetzt. Innerhalb von Minuten erfahren wir Aufenthaltsort, Arbeitgeber et cetera. Auch von Ihrem Ehemann. Ulrich Roth.« Er legte das Blatt auf den Tisch. »Wir hatten die Idee, dass er in die Sache verwickelt sein könnte.«
    Thea Roth setzte sich kerzengerade hin. »Mein Ehemann ist tot!«
    »Das stimmt«, sagte Freitag. »Aber nicht seit einundzwanzig Jahren, wie Sie es uns sagten. Sondern seit zwölf.«

[home]
37
    I ch bin froh, dass ihr wenigstens noch Zeit für ein schnelles Essen gefunden habt.« Lilian Freitag nahm mit der Zange zwei Bratwürste vom Grill. Zischend tropfte Fett in die Glut. »Ehrlich gesagt, habe ich nicht damit gerechnet, dass ihr so spät, es ist bald halb zehn, noch auftaucht. Und das zu zweit.« Sie sah zwischen den beiden hin und her. »Wart ihr eigentlich beim Tischtennis diese Woche?«
    »Keine Zeit gehabt.« Freitag nahm seiner Frau die beiden Teller ab und setzte sich zu Moritz und Hanna an den Gartentisch. Die Ermittler luden sich Kartoffelsalat auf die Teller.
    »Ein Fest am anderen.« Hanna grinste, als auch Lilian Freitag saß. Sie hatte keine Ahnung, was sich hinter deren Blicken und ihrem Unterton verbarg, doch sie war fest entschlossen, einen harmonischen Abend zu verbringen. »Es ist schön, bei Ihnen zu sein.« Sie hob ihr Weinglas.
    »Bei
euch,
bitte«, sagte Moritz’ Kollege. »Wie würde Idris jetzt sagen: ›Ein Du für die Freundin des Freundes.‹« Er stieß sein Glas gegen Hannas. »Ich bin Paul.«
    »Lilian«, sagte seine Frau und stieß ebenfalls mit Hanna an. Sie hatte berichtet, dass sie im Hospiz arbeitete und vor ein paar Tagen eine junge Frau gestorben war, die sie über ein Jahr begleitet und die sich bis zuletzt gegen den Tod gewehrt hatte.
    »Ich werde dich
nicht
Freitag nennen. Paul ist so ein schöner Name.«
    »Dafür mag ich dich jetzt schon.« Paul schmunzelte, und das Grübchen in seinem Kinn schien mitzuschmunzeln.
    Alle lachten, nur Moritz’ Augen blieben ernst. Sie glänzten im Schein der Fackelwandleuchten, die hervorragend zu dem Reihenhaus mit den sauber gepflasterten Gartenwegen und dem exakt gemähten Rasen passten. Immerhin säumten blühende Büsche statt ein Jägerzaun den Garten, und im Innern gab es zwar Standardmöbel, gerahmte Familienbilder und Einbauschränke, doch kein Klischee von kleinkarierter Mief- und Plüschzone. Nicht arm, nicht reich, hatte Hanna gedacht. Alltagskultur. Und ganz anders als bei Moritz mit den riesigen Bücherregalen und dem urigen Holztisch – geschreinert von seinem Vater –, den Körben aus Bananenblättern, dem Bambusbett und dem Bad mit den hübschen, winzigen Mosaikfliesen.
    Der Kriminalhauptkommissar hatte sie zu seinen Freunden mitgenommen, und die bodenständige – wie sie Hanna erschienen war – Blondine hatte sie wie selbstverständlich auf die Wangen geküsst und willkommen geheißen. Vier Stunden später als verabredet hatte Moritz sie abgeholt, müde, unrasiert, aber mit einem Strahlen im

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