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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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denen, die ihn bis kurz vor die Explosion bringen konnten.
    »Der innere Befund zeigt eine generalisierte Hyperhydration der Weichteile, vor allem der Mukosae. Inklusive Epiglottis. In Interstitium und Alveolen der Lunge ist zudem Blutflüssigkeit aus den Kapillargefäßen getreten.« Larsson schmunzelte. »Schleimhäute überwässert, Kehldeckel geschwollen plus Lungenödem – wenn du’s umgangssprachlich möchtest. Die Schleimsekretion in den Bronchien war auch leicht vermehrt.«
    »Was soll das heißen? Mord? Vielleicht mit Gift oder mit Hilfe eines Allergikums? Der Hausarzt hat doch im Totenschein eine Nussöl-Allergie vermerkt.«
    Ein süffisantes Lächeln stahl sich auf Larssons Lippen. »Totenbescheinigungen – um bei der korrekten Terminologie zu bleiben – sind für Leute wie mich allenfalls ein Quell der Erheiterung.
Ich
schaue selbst nach der Todesursache.«
    »Und was hast du gesehen?« Die Bilder aus dem Sektionssaal tauchten vor ihm auf. Gärtners Leichnam unter grellem Neonlicht. Die drei geöffneten Körperhöhlen: Brust, Bauch, Schädel. Die beiden Mediziner und der Präparator, die Eingeweide in Schüsseln legten, wogen, die Ergebnisse auf eine grüne Wandtafel schrieben, Urin-, Mageninhalts- und Gewebeproben einlagerten. Er sah vor sich, wie sie Name und Obduktionsnummer Gärtners auf einen kleinen, braunen Plastikbehälter schrieben, in dem wie buntes Fleischallerlei die konservierten Innereien in Formalin schwammen, wie sie den Behälter ans Ende einer langen Reihe stellten – Relikte derer, die hier in den vergangenen Tagen ihre letzten Geheimnisse preisgegeben hatten. Noch intensiver aber erinnerte Ehrlinspiel sich an die Geräusche: das metallene Klappern der Autopsieskalpelle und Pinzetten, die dumpfen Schläge des Hammers auf den Knochenmeißel; das Krachen der Rippen beim Brechen mit der Knochenschere und das Knirschen der Handsäge, als die Schädelplatte abgenommen worden war. Alles begleitet vom ständigen Rauschen des Wasserschlauchs, unter dessen Strahl die Organe abgespült wurden und Sekret und Blut in den Abfluss gluckerten. Noch immer schmeckte Ehrlinspiel den Geruch des Todes auf seinen Schleimhäuten.
    »Zunächst einmal keine der ursprünglich vermuteten Todesursachen. Kein Herzinfarkt, keine Hirnblutung, keine Lungenembolie, keine –«
    »Sondern?«
    »Ein anaphylaktischer Schock.« Larsson ließ die Arme sinken.
    »Also doch kein … Tötungsdelikt?« Bloß nicht provozieren, dachte Ehrlinspiel. Schön auf ihn eingehen. Ich will schließlich etwas von ihm.
    Larsson kam hinter seinem Schreibtisch hervor und lehnte sich an dessen Vorderkante. »Ein Rechtsmediziner beschreibt, was er findet. Er bewertet. Er bittet um Analysen. Aber er spekuliert nicht. Weder über den Auslöser des allergischen Schocks noch darüber, wie das Allergikum in den Körper gekommen ist.« Er blickte Ehrlinspiel direkt an. »Klinkenputzen ist deine Sache.«
    »Warum hast du mich dann überhaupt geholt, wenn du nicht weißt, ob …« Ehrlinspiel verstummte und holte tief Luft.
Ganz ruhig! Er ist einer der gefragtesten Rechtsmediziner Deutschlands. Fachlich betrachtet.
»Was ist mit den Analysen? Lukas Felber hatte euch Lebensmittel aus der Wohnung des Toten geschickt.«
    »In der Milch war Walnussöl.« Larsson schlenderte wieder hinter seinen Schreibtisch.
    »Was?« Moritz spürte ein Pochen in den Schläfen. Er kannte Reinhard Larsson seit vielen Jahren als komplizierten Menschen. Stets sarkastisch, oft vermessen, selten mit menschlichen Anwandlungen. Heute aber schien er dem Wort Arroganz eine neue Dimension verleihen zu wollen.
    »Warum hast du mir nicht –«
    »Und er starb plus/minus siebzehn Uhr am Montag.«
    »Was genau für ein Walnussöl?«
    Der Rechtsmediziner setzte sich, schlug einen Ordner auf und begann zu lesen. »Vergiss es! Die sind alle gleich. Niemand kann da einen Unterschied feststellen. Ich schicke die Befunde an die Staatsanwaltschaft. Nur der bin ich rechenschaftspflichtig.«
    Korinthenkacker, dachte Ehrlinspiel und klappte sein Handy auf. »Ich brauche eine Soko«, sagte er zum Dezernatsleiter. »Wir haben einen Mord.«
     
    Nur wenige Stunden später saß das Team im vierten Stock der Polizeidirektion beisammen.
    In dem L-förmigen Gebäude mit dem rotbraun geklinkerten Eingangsbereich und den charakteristischen abgerundeten Ecken waren einst chirurgische Instrumente und Elektronik für die Medizintechnik hergestellt worden. Nach einem millionenschweren Umbau

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