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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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auf dem Teller.
    Judith Maiwald blieb ernst. »Lukas hat mir die Unterlagen erst vorhin übergeben. Ich werde sie so bald wie möglich auswerten.«
    Jagusch nickte. »Was habt ihr sonst noch mitgenommen?«
    »So ziemlich alles.« Lukas Felber trug eines seiner obligatorischen karierten Hemden, aus dessen Brusttasche drei Stifte und eine Packung Marlboro herauslugten. »Lebensmittel, Kleidung, Papiere.« Er zögerte. »Und den Hund. Jagger. Wie Mick Jagger von den
Rolling Stones.
Der Name steht im Impfpass des Tiers.« Ein Blick traf Ehrlinspiel, den er nicht deuten konnte.
    Hatte der Kriminaltechniker Jagger einschläfern lassen? Der Leiter des Dezernats 42 wusste, dass Ehrlinspiel Tiere liebte und niemals seine Zustimmung dazu gegeben hätte. Doch wahrscheinlich hatte alles seinen gewohnten Gang genommen, und der Vierbeiner hatte Aufnahme im Tiergehege Mundenhof oder im Tierschutzzentrum Ehrenkirchen-Scherzingen gefunden.
    »Gärtner hatte Lachs und Sekt im Kühlschrank«, schloss Felber seinen Bericht. »So viel zum Thema zurückgezogenes Leben.«
    »Sprechen Lachs und Sekt gegen ein solches?«
    »Es waren teure Marken, Moritz. Ich glaube nicht, dass es zu seinem Standardeinkauf gehört hat.«
    Ehrlinspiel dachte an die Möbel mit dem abgesplitterten Lack, die muffigen Kleider, die altmodischen Tapeten. »Vielleicht die Assoziation eines besseren Lebens?«
    »Oder er hatte etwas zu feiern«, sagte Freitag. »Netten Besuch zum Beispiel. Für den er picobello aufgeräumt hat.«
    »Findet es heraus«, sagte Jagusch und verteilte die Aufgaben.

[home]
5
    E ine Stunde nach der Soko-Besprechung kroch Ehrlinspiel mit Paul Freitag im Dienstwagen die 30er-Zone der Draisstraße entlang, in der das Haus des Opfers lag. Auf der Fahrt hatten die Kommissare geschwiegen, nur das Summen der Klimaanlage hatte das zähe Stop-and-Go des abendlichen Berufsverkehrs begleitet.
    Große Bäume säumten die Straße, in der sich gepflegte Einfamilienhäuser an schlichte, mehrgeschossige Häuserblocks reihten. Die meisten Vorgärten waren nicht mehr als kleine Rasenflecke, doch zusammen mit dem Grün der Bäume verliehen sie der Umgebung die angenehme Illusion von Frische.
    Ehrlinspiel nahm die Sonnenbrille ab und parkte im Schatten einer Linde.
    Freitag blickte zu der Zeile mit den gelb gestrichenen Häusern. »Sechziger Jahre? Kleine Fenster, Minibalkons, bröckelige Fassade. Die Reichen leben woanders.«
    »Sag das nicht.« Sie stiegen die Betontreppe zum Eingang des nördlichen Endhauses hinauf. »Das Volk nennt den Stühlinger nicht umsonst ›Montmartre Freiburgs‹. Überfluss neben Hartz- IV -Empfängern, Ärzte neben Arbeitern, Professoren neben Studenten.«
    »Emsige Bienen neben faulen Hunden«, sagte Freitag und murmelte: »Stefan Franz.«
    Ehrlinspiel sah ihn von der Seite an. Paul Freitags Nase war etwas zu groß und gebogen, und seine Mundwinkel waren nach oben gerichtet. Sein Partner galt als die Gelassenheit selbst und hatte sogar dann noch ein spitzbübisches Lächeln auf den Lippen, wenn er am Rande der Erschöpfung stand oder krank war. Und er war stets gut gekleidet, mit einem gebügelten Hemd, dunkler Stoffhose und Jackett – sofern das Wetter dies zuließ.
    Sie klingelten bei der Hausmeisterin.
    Ehrlinspiel war froh, dass Meike Jagusch den Polizeihauptmeister aus der Nachbarschaftsbefragung herausgehalten hatte – auch wenn das für die Kommissare jetzt mehr Arbeit bedeutete.
    Noch bevor Ehrlinspiel den Finger von der Klingel genommen hatte, summte der Haustüröffner, und Britta Zenker riss ihre Wohnungstür auf. »Kommen Sie schnell herein«, rief sie wild gestikulierend und blickte um sich, als sei eine Horde bewaffneter Verfolger hinter den Polizisten her und sie die Bewacherin des einzigen Bunkers weit und breit.
    Freitag warf Ehrlinspiel einen Blick zu.
    »Hallo, Frau Zenker«, sagte Ehrlinspiel und zog seinen Dienstausweis hervor. »Wir kennen uns schon, Moritz Ehrlinspiel von der Kriminalpolizei. Und das ist –«
    »Rein mit Ihnen!« Sie zupfte Ehrlinspiel am Ärmel, und er dachte, dass sie wie ein lästiges Insekt war, das man gern abschütteln würde.
    »Ist er ermordet worden?«, fragte sie, sobald sie in der Wohnung waren, und ihre kleinen Augen blitzten unter dem Filz hervor, den man wohl als Haare bezeichnen musste.
    »Können wir uns setzen?«, fragte Ehrlinspiel.
    »Sicher, sicher.« Sie strahlte und führte die beiden durch einen Flur, der mit einem braunen Teppich ausgelegt und vollgestellt war

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