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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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geworden, und ihre ohnehin helle Haut war noch blasser. »Ich habe erst Angst bekommen, als ich dachte, dass ich tatsächlich sterbe.«
    »Sie hat genau gewusst, dass du viel Blut verlieren und die extreme Hitze einen Kreislaufschock verursachen würde.«
    »Aber sie konnte nicht wissen, dass ich auch noch stürze und mir den Halswirbel verletze.« Sie verstummte. Fragte nicht nach Miriam und ihrer falschen Mutter. Sie hatte sich auch nicht nach ihnen erkundigt, als er sie jeden Tag besucht hatte. »Hast du etwas von Pauls Familie gehört?«, fragte sie schließlich.
    »Sie kommen Ende nächster Woche zurück. Lilian fragt jeden Tag nach dir. Ich werde ihr wohl deine Handynummer geben.«
    »Nein, bitte.« Sie nahm seine Hand.
    »Warum nicht? Sie mag dich. Und Freitag mag dich auch.«
    Freitag war nach den Ereignissen in der Kirche mit einer Abendmaschine zu seiner Familie nach Dänemark geflogen – nachdem Hanna außer Lebensgefahr gewesen war. Bis der Arzt Ehrlinspiel das mitteilte, wich Freitag nicht von seiner Seite. Als sie sich danach vor der Klinik verabschiedeten, sagte Freitag: »Pass gut auf sie auf. Sie ist eine, die Raum lässt und Raum in sich trägt. Bei ihr wirst du immer ein Plätzchen finden.« – »Wie bei Lilian«, erwiderte er – und sagte es dann endlich: »Es tut mir leid, Freitag! Du bist der beste Freund, den ich mir denken kann.« Freitag setzte seine Spitzbubenmiene auf: »Stets zu Diensten, Meister.« Dann hatte er Ehrlinspiel auf die Brust getippt. »Hab ich dich eigentlich schon gefragt, ob du unsern Garten gießen könntest?«
    Jetzt drückte Hanna seine Hand. »Lass mir Zeit. Ich möchte … ich werde nicht gern bemitleidet.«
    »Du möchtest nicht schwach scheinen.« Er strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr, doch sie war so seidig und glatt, dass sie ihr sofort wieder ins Gesicht fiel. »Die starke Hanna Brock. Immer auf der Überholspur, immer selbstbewusst.«
    »Vielleicht.«
    »Man kann nicht alles allein durchstehen, Hanna. Man darf auch einmal schwach sein.«
    »Aber nicht bei Fremden.«
    »Freitag und Lilian sind nicht fremd, sie sind –«
    »Deine Freunde. Ich weiß.«
    Ehrlinspiel legte die Hände auf ihre Schultern, schob sie auf Armlänge von sich weg und sah ihr in die Augen. »Sie bemitleiden dich nicht. Sie fühlen mit dir. Das ist ein Unterschied.«
    »Und du?«
    »Ich habe dich jeden Tag besucht! Ich habe an deinem Bett gesessen. Ich habe …« Gelitten, dachte er, jede Minute Angst um dich gehabt. Ich habe gemerkt, dass du mir ans Herz gewachsen bist, und habe mich nicht mehr nur nach deinen Brüsten und dem Sex mit dir gesehnt, sondern auch nach deinen breiten Hüften und dem krummen Zeh und nach deinem pikierten Blick, wenn die Kater über den Frühstückstisch stolzieren. Ich liebe deine Nähe und deine Zielstrebigkeit. Und deine Verletzlichkeit. »Also«, vollendete er seine Antwort, »ich habe Kichererbsen gekauft.« Noch als er sprach, kam er sich vor wie ein kleiner Junge, der nicht sagen konnte, was er wirklich wollte: Dass sie hierblieb. Dass sie morgens mit ihm ihren Espresso teilte und abends mit ihm auf der Dachterrasse über die Dächer blickte und ein Glas Rotwein trank oder im Winter Zimttee. Ich bin verrückt, dachte er. Ich kenne sie doch kaum.
    »Kichererbsen.« Sie lächelte. »Sehr mitfühlend. In der Tat.«
    Er nahm seine Hände von ihren Schultern. »Sie sind von Idris.«
    »Dieses Muszeug?« Hanna klang amüsiert, zumindest glaubte er das, und er freute sich darüber.
    »Und Auberginenscheiben. Ich muss nur noch den Rosinenreis dazu machen.«
    Sie sah die Straße zwischen den Bauernhöfen entlang, auf die steinerne Viehtränke, über die rote und gelbe Blumen wucherten, auf den Apfelbaum daneben. Sie blickte die weinberankte Fassade hinauf, zum Fenster ihrer Wohnung. »Kora wird heute aber nicht mehr abreisen.«
    »Es sind drei Portionen.«
    »Schuft.« Sie lachte kurz und wurde dann still. »Ich werde mit Kora nach Hamburg zurückfahren.«
    Ehrlinspiel war zumute, als sei es plötzlich Winter. »Wann?«
    »Am Sonntag. Übermorgen.«
    Er nickte. Was hatte er erwartet? Dass sie in ihrem Zustand noch zwei Wochen durch die Pampa stapfen und recherchieren würde, lächeln und so tun, als wäre nichts passiert? Es ist in Ordnung, sagte er sich. Sie lebt schließlich in Hamburg. Kora kann sich dort um sie kümmern, bis sie ganz gesund ist. Sie vertrauen einander. Hanna hat gerade erst eine neue Wohnung angemietet. Sie ist ein

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