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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Draisstraße.«
    Moritz Ehrlinspiel stellte das Glas ab und legte die Arme auf die Tischplatte. »Sie können es nicht lassen.« Er wusste nicht, ob er amüsiert sein sollte über Hanna Brocks Teilgeständnis oder erbost über ihre Schnüffelei. Medienmensch blieb Medienmensch. Auch wenn sie Stein und Bein schwor, sich nur noch um Wanderrouten zu kümmern. Konsequenz war eine von Hanna Brocks stärksten Charakterzügen. Sosehr er dies schätzte, so wenig mochte er ihre Neugierde.
    Hanna drehte ihr Wasserglas zwischen den Händen. »Der journalistische Schweinehund.« Sie blickte auf, und Ehrlinspiel bemerkte wieder das winzige Muttermal unter ihrem linken Ohrläppchen. »Danke, dass Sie sich noch mit mir getroffen haben.«
    »Es ist Ihr Geburtstag.« Er dachte an den Mittag, als sie, das Gesicht gerötet, mit Rucksack, in Shorts und ohne Make-up plötzlich dagestanden hatte. Wie er sich gefreut hatte, sie zu sehen, und sich gleichzeitig ärgerte, dass er sich freute. Wie Freitag zu lachen begann, er ihm am liebsten den Ellbogen in die Seite gestoßen hätte und stattdessen mit betont cooler Miene Brock erklärte, dass der Tag mit Arbeit ausgebucht war.
    Mit einem »Okay, vielleicht ein anderes Mal, viel Erfolg bei der Mörderjagd« stiefelte sie davon – und er war versucht, auszusteigen, sie am Arm zu packen und hinten ins Auto zu setzen. Doch Freitag und er holten Stefan Franz – Schweißflecken unter den Achseln und Zwiebackgeruch aus dem Mund – im Polizeiposten Stühlinger ab, gingen in der glühenden Hitze von Haus zu Haus und erfuhren nichts Neues, außer, dass eine Kollegin nach Ehrlinspiel gesucht hatte. Dunkelhaarig, in Wanderkluft. Also hatte er Hanna angerufen, in völlig sachlichem Ton, und ihr angeboten, sich auf ein spätes Bier in Ehrenkirchen mit ihr zu treffen. Ohne Hintergedanken. Jedenfalls nicht mit denen, die Hanna Brock vielleicht vermutete.
    Kollegin,
dachte er jetzt. Na warte!
    »Auf das Älterwerden!« Sie stießen an.
    »Mit Blumen werde ich Sie nicht überschütten.« Er zog den Mundwinkel hoch. »Kollegin.«
    Hanna Brock presste die Lippen aufeinander. »Das war keine Absicht. Es hat sich … so ergeben.«
    Er sagte nichts. Schweigen verunsicherte die meisten Menschen. Sie wollten die Stille füllen, die angespannte Leere beenden, und nicht selten sprudelten dann die Geständnisse aus ihnen heraus. Dass das bei Brock klappte, bezweifelte er allerdings.
    »Diese Frau hat mich gefragt, ob ich von der Polizei bin.« Sie strich sich ein paar Haare aus der Stirn. Kein Schmuck, stellte Ehrlinspiel fest. »Ich habe nicht widersprochen.«
    »Welche Frau?«
    Eine Gruppe Leute kam und setzte sich an einen Tisch nicht weit entfernt. Die Sonne verschwand hinter den Tannenspitzen, und das Licht wurde zu einem intensiven Türkisblau. Ehrlinspiel überlegte, ob er rasch in das Landgasthaus gehen und Streichhölzer für die Teelichter auf den Tischen holen sollte.
    »Eine Bewohnerin. Sie hat Wäsche abgehängt, ich habe kurz mit ihr gesprochen. Dann kam ihre Tochter, und ich bin gegangen.«
    Thea und Miriam Roth. Miriam war es gewesen, die »eine Kollegin auf der Suche nach Ihnen« erwähnt und Ehrlinspiel dabei aus ihren blauen Augen angesehen hatte, als amüsiere sie sich über einen Zirkushund, der Männchen macht, um einen Wurstzipfel zu ergattern.
    Die Tochter war allein gewesen und deutlich entspannter als in der Nacht.
    »Wie geht es Ihrer Mutter?«, hatte er gefragt.
    »Sie ist beim Pfarrer. Das tut ihr gut, und da ist sie sicher. Sie bereiten das Sommerfest im Eschholzpark vor.« Nach einer Pause hatte sie ergänzt: »Wir haben Angst, Herr Ehrlinspiel. Ich traue mich kaum noch vor die Tür.«
    »Für Ihre Sicherheit ist gesorgt. Wir haben das Haus unter Polizeischutz gestellt«, hatte er eine Floskel angebracht.
    »Ich fühle mich trotzdem bedroht. Würden Sie das nicht?«
    Doch, hatte er gedacht, wahrscheinlich.
    »Die Bewohnerin. Blonde Haare, schulterlang, schlank?«, fragte er Hanna Brock nun.
    Sie bejahte.
    Eine Bedienung kam, und Ehrlinspiel bestellte ein Wasser. Er war mit dem Auto da. Auch Hanna Brock nahm ein Wasser. Ihr zweites.
    »So zurückhaltend heute? Kein Wein? Sie können zu Fuß nach Hause gehen.«
    »Ich habe mich ein Mal bekleckert. Das genügt.« Sie fixierte ihn. »Wer ist das zweite Opfer?«
    »Tut mir leid,
Kollegin.
«
    »Hören Sie, ich –«
    »Erzählen Sie mir einfach, was Sie wissen. Mit diesem Spiel haben wir ja bereits Übung.« In einem Zug trank er das

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