Mein wirst du bleiben /
Ehe?«
»Neunzehn.«
Ehrlinspiel war sprachlos. Lukas und Sabine hatten seiner Meinung nach eine vorbildliche Ehe geführt. Aber was wusste er schon von den beiden. Von Männern. Von Frauen. Von Männern und Frauen. Kein Miteinander, kein Ohneeinander.
In der Tür neben der Cafeteria, von der ein kurzer Weg zum Carport hinter dem Gebäude führte, hörten sie schon das Bellen. Lukas öffnete sein Auto, und Jagger sprang an ihm hoch. Er winkte Ehrlinspiel zu, der sich an seinen Dienstwagen lehnte und den Kopf sinken ließ. Fast wäre er im Stehen eingenickt, während Lukas davonfuhr. Da stupste Freitag ihn an. »Los, die Nachbarschaftsbefragung wartet.«
»Wir sollten zuerst den Schlüssel und die Streife ordern.«
»Schon erledigt«, sagte Freitag tonlos.
»Danke.«
Sie stiegen ein, doch Ehrlinspiel behielt den Autoschlüssel in der Hand. Freitag blickte stur durch die Windschutzscheibe.
»Ist es wegen meiner Bemerkung zu deiner Beförderung?«
»Fahr einfach los. Ich bin zu müde zum Diskutieren.«
»Was hast du vor der Sitzung mit Lorena besprochen? Etwas Fallrelevantes?« Ihr Anruf von wegen sauber ermitteln ging ihm durch den Kopf.
»Ja.«
»Darf ich fragen, was?«
»Stefan Franz. Er ist wieder dabei.«
»Du machst Witze.« Ehrlinspiel starrte seinen Kollegen an.
»Nein.«
»Wer hat das veranlasst?«
»Lorena.«
»Warum?«
»Er wird uns bei den Befragungen unterstützen. Und er wird Streife laufen.«
»Franz hat –«
»Er hat seinen Job gemacht. Und das korrekt. Wir können ihm nichts anhängen.«
»Er ist faul, fett und –«
»Moritz, bitte!« Freitag funkelte ihn an. »Franz ist oft schwer von Begriff. Er erledigt nichts über das Nötigste hinaus. Du kannst ihn nicht leiden. Ich auch nicht. Aber es geht nicht, dass wir ihn aus persönlichen Gründen … rauskicken.« Er sah wieder nach vorn. »Franz hat Lorena seine Sicht der Dinge geschildert. Und sie ist der Ansicht, dass du zu weit gegangen bist mit der Beschwerde.«
Ehrlinspiel fixierte den Schaltknüppel. »Sie hat mir nichts gesagt.«
»Sie hat mich gebeten, es zu tun.«
Daher ihr Nicken zu Freitag, bevor sie gegangen war. »Aha.«
»Sie vertraut dir, Moritz. Mach dir keine Gedanken.«
»Was geht hier eigentlich ab?«
»Du kapierst wirklich nichts, nicht wahr?«
»Stimmt. Ich bin ein Vollidiot. Also klär mich bitte auf.«
Noch immer blickte Freitag geradeaus. »Du stocherst in letzter Zeit nur in deinem eigenen Egosumpf herum. Karriere. Frauen. Deine dämlichen Kater. Du bist aggressiv und fährst andere an.«
»Wie, was?«
»Was in den Menschen um dich herum vorgeht, siehst du doch gar nicht.«
Wut brannte in Ehrlinspiels Kehle. »Du weißt ganz genau, dass das Bullshit ist.«
»Weiß ich das?«
»Du magst Bentley und Bugatti. Du fütterst sie, du kraulst sie! Du feixt mit mir über meinen Frauenverschleiß. Der übrigens Vergangenheit ist«, fügte er hinzu. »Du kaufst Schokolade für uns. Du ärgerst dich auch über Franz.« Er beobachtete Freitag. »Du bist der Aggressive von uns beiden. Was ist los?«
Mit einem Ruck drehte Freitag sich zu ihm. »Du hast mich verletzt. Und statt dass du einfach ›Entschuldigung‹ sagst, ergehst du dich in ellenlangen Ausreden. Schnauze meinetwegen Stefan Franz an. Aber ich bin dein Freund. Dachte ich zumindest.«
»Ich bin ein ›Streber‹. Hast du das vergessen? Hast
du
dich dafür entschuldigt?«
Freitag schnallte sich an. »Komm, fahr los.«
»Es wird Zeit, dass du deinen Urlaub antrittst.« Ehrlinspiel setzte seine Sonnenbrille auf, startete den Wagen, fuhr aus dem Hof – und bremste scharf ab, als er auf die Heinrich-von-Stephan-Straße abbiegen wollte.
Er ließ die Scheibe herunterfahren und nahm die Sonnenbrille betont langsam wieder ab. »Haben Sie sich verlaufen?«
»Haben Sie Lust auf einen Geburtstagskaffee?« Hanna Brock grinste.
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23
21:00 Uhr
S ie sollten mir ein paar Dinge erklären.« Ehrlinspiel trank einen großen Schluck Weizenbier. Der Schaum prickelte auf seinen Lippen, und er genoss die kühle Flüssigkeit in seiner Kehle. »Sie haben doch sicher nicht die falsche Wanderkarte erwischt, als Sie heute Mittag vor der Polizeidirektion aufgekreuzt sind. Und einen Kaffee ergattert ein großes Mädchen wie Sie auch allein.«
Hanna blickte über die Bierbänke vor dem Landgasthof, der, zwischen bewaldeten Hügeln eingebettet, die letzten rötlichen Sonnenstrahlen auf seinen Holzschindeln zu sammeln schien. »Ich war in der
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