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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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passen oder aber auch nicht. Rückschlüsse von Verletzungsmustern auf Tatwaffen oder gar Menschentypen gibt es höchstens im Film.«
    »Herr Larsson« – Lorena Stein lächelte kühl, und ein Sonnenstrahl reflektierte auf ihren rötlichen Haaren –, »danke für Ihre Ausführungen. Ich erwarte Ihren schriftlichen Bericht noch heute Nachmittag.«
    Der Rechtsmediziner stand auf und verbeugte sich kurz, doch seine harten Mundwinkel straften seine Freundlichkeit Lügen. »In diesem Sinne, meine Damen, meine Herren: Ich bin hiermit anderweitig beschäftigt. Wünsche weiterhin frohes Rätselraten.« Seine Lackschuhe klackerten auf dem Linoleum, als er hinausging.
    »Was für ein verdammtes Schlamassel«, sagte Felber. »Wir wissen über die tote Frau Wimmer genauso wenig wie über Gärtner. Wer bringt denn zwei harmlose alte Menschen um?«
    Keiner sagte etwas.
    »Was ist mit diesem Doktor Wittke?«, fragte Meike Jagusch. »Er ist der Hausarzt der beiden. Er hat Wimmer gefunden und war auch als Erster bei Gärtner.«
    »Glaube ich nicht.« Ehrlinspiel öffnete eine kleine Mineralwasserflasche. Es zischte, der Kronkorken schlitterte über den Tisch und fiel zu Boden. »Das hätte er doch wesentlich einfacher haben können. Eine Medikamenten-Überdosis, fertig. Er hätte nie so einen Aufwand betreiben müssen und dann auch noch zwei Totenscheine ausgestellt, in denen ›Todesursache unbekannt‹ steht – und die uns auf den Plan rufen.«
    Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Raum, dann sagte Frank Lederle, ein elegant gekleideter Kollege Anfang vierzig mit kahlrasiertem, glänzendem Schädel: »Oder erst recht, um von sich abzulenken?«
    »Und so ein Risiko eingehen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Er wirkt auch nicht wie ein Mörder«, sagte Ehrlinspiel.
    »Wie wirkt denn ein Mörder?« Freitag verschränkte die Arme.
    »Manchmal unsicher. Empört. Oder gleichgültig.«
    »Wittke
war
empört, als er dachte, wir hätten ihn im Visier.«
    Meike Jagusch sah von Freitag zu Ehrlinspiel und blickte dann auf die Fotos der Opfer, die vergrößert an einer Pinnwand hingen. »Lasst uns auf eine mögliche Verbindung zwischen den Opfern zurückkommen. Mal ehrlich: Wir haben genauso viele Unterschiede wie Gemeinsamkeiten. Mord an einem Mann, am Nachmittag, in der eigenen Wohnung, durch ein Allergie auslösendes Nussöl. Mord an einer Frau, Samstagnacht, draußen, durch Treppensturz.«
    »Was ist mit den Nachbarn? Alibis?«, fragte Meike Jagusch und zog eine Linie unter die bisherigen Stichwörter.
    Ehrlinspiel berichtete von ihrem Besuch bei der Hausmeisterin und den Roths. »Die Mutter wirkt verwirrt, aber«, schloss er mit einem Seitenblick zu Freitag, »nicht wie eine Mörderin. Die Tochter ist so eine Fromme, etwas distanziert. Beide Frauen geben an, gemeinsam in der Wohnung gewesen zu sein. Allerdings nicht im selben Zimmer. Die Mutter hat angeblich geschlafen. Sie hat auch müde gewirkt, als sie an die Tür gekommen ist. Ich bleibe aber dran an den beiden.«
    »Was für ein Motiv sollten die haben?« Freitag zog eine silberne Thermoskanne zu sich heran. »Man bringt seine Nachbarn nicht einfach so um. Da müsste es schon einen handfesten Krach gegeben haben, erst recht, wenn man eine Tat plant. Wir wissen von keinerlei Streit im Haus.«
    »Wir wissen vieles nicht. Sonst hätten wir den Täter schon.«
    Freitag hob die Augenbrauen, und sein Blick traf Ehrlinspiel wie ein Bündel Giftpfeile. Es tut mir leid mit der dummen Bemerkung über die ausstehende Beförderung, versuchte Ehrlinspiel mit offener Miene zu signalisieren. Doch Freitag sagte nur: »Falls es derselbe Täter war, können wir einen Zusammenhang zu dem Mädchen, das Gärtner überfahren hat, endgültig abhaken.«
    »Charlotte Schweiger«, sagte Ehrlinspiel. »Hm. Und wenn Hilde Wimmer etwas über den Unfall wusste? Vielleicht hat sie die Eltern oder Freunde gekannt. Wer weiß, was die beiden in all den Jahren miteinander geredet haben. Sie könnte Zusammenhänge hergestellt haben, wegen denen sie zum Schweigen gebracht wurde.«
    »Das ist jetzt aber arg weit hergeholt.« Freitag trank und verzog den Mund. »Wer hat denn den gemacht?« Scheppernd setzte er die Tasse ab.
    »Ich«, sagte Ehrlinspiel und fuhr fort: »Zugegeben, wir stochern herum. Aber theoretisch durchspielen kann man die Dinge ja.«
    »Was ist mit den anderen Nachbarn, diesem Pärchen?« Jagusch schrieb
Zenker, Roth
und zuletzt
Nazemi & Berger
auf das Whiteboard.
    »Nicht zu erreichen.«

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