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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Ehrlinspiel sah in seine Notizen.
    »Ich arbeite an den beiden«, sagte Josianne Schneider, eine schwarzgelockte Ermittlerin Anfang dreißig und Expertin für Personenrecherchen. In ihren Ohren glitzerten kleine, goldene Stecker. »Der Mann, Atiq Nazemi, ist Afghane, seine gesamte Familie lebt in Deutschland verstreut. Sie könnten sich unter fünfhundert Adressen aufhalten. Aktenkundig ist keiner der beiden.«
    »Die Zenker sagt, sie seien am Freitagmittag weggefahren. Sie wird uns benachrichtigen, sobald« – Ehrlinspiel zitierte aus seinen Aufzeichnungen – »›der Terrorist und seine Helferin uns hier wieder bedrohen‹. Vermutlich klebt sie jetzt am Fenster und wartet.«
    »Vielleicht hat Gärtner an seinem Todestag auf Hilde Wimmer gewartet?«, schlug Freitag vor. »Könnte das eine Verbindung sein?«
    »Seniorenverlobung mit Lachs und Sekt?« Josianne lachte.
    Lukas zog einen Kugelschreiber aus seiner Brusttasche und klopfte damit auf den Tisch. »Warten wir die Auswertung der daktyloskopischen Spuren ab. Eine Übereinstimmung würde uns weiterbringen. Abdrücke, Fasern, irgendwas werden wir finden.«
    »Das hoffe ich.« Lorena erhob sich. »Wenn wir morgen keine Ergebnisse haben, gibt es ein Problem.«
    Egal, wann Ehrlinspiel die Oberstaatsanwältin in ihrer souveränen Art hörte oder sah: Er blickte immer in ein Problem – in Peters graue Augen. Ihre Augen. Gütig, doch wie aus Eis, wenn es Entscheidungen anzuordnen gab. Lorena verdankte ihre Position nicht ihrem Charme, sondern der Tatsache, dass sie klüger und konsequenter sein konnte als viele ihrer männlichen Kollegen.
    »Morgen. Fünfzehn Uhr Pressegespräch. Überlegt euch, was ihr der Öffentlichkeit sagt.« Sie nickte Freitag zu. »Danke.«
    »Danke auch«, murmelte der Pressesprecher, als die Tür sich geschlossen hatte und Schweigen sich über den Raum legte.
    »Und wenn es … einfach die Hitze war?«, sagte Frank Lederle und strich sich über den Schädel. »Neueste Forschungen aus den USA und Japan belegen, dass das Wetter uns beeinflusst, sogar die Wirtschaft und Politik. Extreme Hitzewellen sollen zu gesteigerter Aggressivität führen, zu Depressionen und vermehrten Vergewaltigungen, Morden –«
    »Wo hast du das denn her?«, fragte Meike Jagusch.
    »Im Internet gefunden.« Er hob die Schultern, die in einem dunkelblau changierenden, leichten Jackett steckten.
    »Also Gärtner wurde auf keinen Fall wegen der Hitze getötet«, sagte Jagusch. »Das war geplant. Auch die Tat an Hilde Wimmer. Jemand hat sie gezielt aus der Wohnung gelockt. Per Anruf.«
    Ehrlinspiel bejahte. »Wir werden die Nummer des letzten Anrufers hoffentlich vor fünfzehn Uhr morgen erhalten. Dann können wir wenigstens sagen, dass wir konkrete Spuren haben.«
    »Nicht nur das. Wir müssen Präsenz zeigen in der Öffentlichkeit. Die Bewohner könnten in Gefahr sein. Die Bevölkerung hat Angst. Freitag, du kümmerst dich um einen Hausschlüssel für die Draisstraße. Ab sofort führen wir zu unregelmäßigen Zeiten Kontrollgänge durch. Das übernehmen Kollegen vom Posten Stühlinger und den Revieren Nord und Süd. Moritz, organisierst du das bitte?« Die Frage klang wie ein Befehl. »Die Streife soll mehrmals am Tag und in der Nacht vor dem Haus auftauchen, draußen auf und ab gehen, hineingehen, sich auch im Haus aufhalten. Das Übliche.«
    Der Kriminalhauptkommissar nickte.
    »Dann befragt ihr noch einmal die Nachbarn. Komplette Straße. Und den Vermieter.«
    Eine halbe Stunde später waren alle Aufgaben verteilt.
    »Wir treffen uns unten«, sagte Ehrlinspiel zu Freitag und lief auf den Flur hinaus, wo Felber eben davoneilte. Er hielt ihn am Arm fest. »Sag mal, der Hund –«
    »Heißt Jagger.«
    Ehrlinspiel ließ ihn los. Harte Schale, weicher Kern, sensibel im Wesen und akribisch im Job – so charakterisierte er seinen Kollegen Dritten gegenüber.
    »Manche bleiben allein zurück.« Lukas sah ihn an. »Das ist nicht gut.«
    »Der Kerl hat’s dir angetan.« Sie gingen das lichtdurchflutete Treppenhaus hinunter. Ehrlinspiel dachte an seine Kater und ihre grausam ermordete Vorbesitzerin.
    »Ich wollte schon immer einen Hund.«
    »Warum dann erst jetzt?« Der wortkarge Kriminaltechniker hatte nie etwas Derartiges erwähnt.
    »Er war allein. Ich war allein.«
    Ehrlinspiel blieb auf den Stufen stehen. »Ja, aber Sabine …«
    Lukas ging weiter. »Wohnt nicht mehr bei mir.«
    »Ihr habt euch getrennt?« Er lief hinter Lukas her. »Nach zwanzig Jahren

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