Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
Kerker geworfen zu werden, würde er auf den Kontinent fliehen. Dessen war sie sich so gut wie sicher.
»Mylady, die Soldaten des Königs sind fast am Tor angelangt. Die Wachen warten auf Euren Befehl, was sie tun sollen.«
»Da sie das Banner des Königs tragen, müssen wir ihnen das Tor öffnen«, sagte sie. »Aber sag den Wachen, sie sollen auf mich warten.«
»Aber, Mylady, Ihr seid zu schwach. Ihr dürft nicht …«
Catherine brachte die Magd mit einem Heben der Hand zum Verstummen. »Hilf mir beim Ankleiden. Ich muss wissen, welche Nachricht sie bringen.«
Sich auf den Arm der Magd stützend erhob sie sich. Erst war ihr schwindelig, aber das Gefühl war recht schnell vorbei. Sie nickte zustimmend beim ersten Kleid, das die Magd ihr hinhielt, und ließ sich von der Frau ankleiden. Ihre Gedanken drehten sich nur um eine Frage: Warum schickte der König seine Männer nach der Schlacht hierher?
»Dafür ist keine Zeit«, sagte sie, als die Magd einen aufwendigen Kopfschmuck aus blauem Brokat auswählte. »Ein juwelenbesetztes Haarnetz muss reichen.«
Die Proteste der Magd ignorierend rollte Catherine ihr Haar zusammen und steckte es unter das Netz. Sobald die Magd ein Diadem darübergestülpt hatte, um es am Platz zu halten, schickte Catherine sie mit ihrer Botschaft ans Tor.
Sie war erleichtert, als sie Jacob vor ihrer Tür wartend vorfand. Dankbar nahm sie den Arm, den der alte Mann ihr bot, und lächelte in sein vom Wetter gegerbtes Gesicht hinauf.
»Lasst mich Euch bei den Besuchern entschuldigen«, schlug er vor und zog dabei die Augenbrauen besorgt zusammen. »Ich sage ihnen, dass Ihr zu krank seid, um sie zu begrüßen.«
»Danke, Jacob, aber ich muss selbst ans Tor«, sagte sie. »Sie sollen keinen Fuß innerhalb der Burgmauern aufsetzen, bevor ich mich nicht davon überzeugt habe, dass sie tatsächlich die Männer des Königs sind.« Und bevor ich weiß, was sie wollen.
Nach so vielen Tagen in der Dunkelheit ihres Schlafgemachs schmerzte die helle Sonne ihre Augen, als sie aus dem Bergfried trat. Sie fühlte sich schwach, doch die frische Luft machte ihren Kopf klar, als sie über den inneren und äußeren Burghof gingen. Die Hälfte des Burghaushaltes wartete besorgt wegen der bewaffneten Männer auf der anderen Seite des Tors in der Nähe des Torhauses.
Sobald ihr Sohn sie entdeckt hatte, riss er sich von Alys los und schlang die Arme um ihre Beine. Sie kniete sich hin, um ihn zu küssen.
»Jamie, bleib hier bei Alys, während ich hinausgehe und mit diesen Rittern spreche«, instruierte sie ihn bestimmt. »Geh nicht aus dem Tor.« Sie warf der Haushälterin einen vielsagenden Blick über seinen Kopf hinweg zu, den diese mit einem raschen Nicken beantwortete.
Als sie sich wieder aufrichtete, tanzten grelle Flecken vor ihren Augen. Sie war noch nie in ihrem Leben ohnmächtig geworden, und sie durfte sich nicht erlauben, dass es ausgerechnet jetzt passierte. Sie würde ihrer Pflicht nachkommen und die Mitglieder ihres Haushaltes schützen.
Sie winkte die anderen zurück und stellte sich allein vor das Tor. Auf ihr Nicken hin ließen die Wachen die Zugbrücke über den trockenen Burggraben ab. Sie schlug mit einem dumpfen Geräusch auf.
Durch die Eisenstäbe des Fallgatters konnte Catherine die Ritter auf der anderen Seite des Burggrabens sehen. Sie wirkten unnachgiebig, als wären sie im Kampf erfahren und bereit, weiter zu kämpfen.
Sie drehte sich um und gab den Befehl: »Öffnet das Fallgatter, aber haltet euch bereit, es auf mein Zeichen hin wieder zu schließen.«
Die Eisenketten rasselten und ächzten, während die Wachen die Kurbel betätigten und langsam das Fallgatter hochzogen.
Sobald es weit genug oben war, dass sie darunter durchschlüpfen konnte, trat sie auf die Zugbrücke hinaus. Sie spürte die Überraschung der wartenden Reiter. Sie starrten sie an, blieben jedoch, wo sie waren – genau wie von ihr beabsichtigt.
Auf dem Weg nach Ross Castle wanderten die Gedanken von William Neville FitzAlan immer wieder zur Gemahlin des Verräters. Inzwischen Witwe des Verräters. Lady Rayburns letzte Nachricht an den Prinzen hatte zur Festnahme und Hinrichtung ihres Gatten geführt. Rayburn hatte dieses Schicksal verdient. Aber was für eine Frau war das, die jahrelang das Bett eines Mannes teilte und ihn dann an seine Feinde verriet?
William fragte sich übellaunig, ob sie ihm auch in anderer Hinsicht untreu gewesen war. Es kam ihm mehr als wahrscheinlich vor. Seiner Erfahrung nach
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