Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
in dieser Welt bestimmte, sein Eigen nennen.
Wenn doch nur John an diesem besonderen Tag bei ihm sein könnte. Vier Jahre war der Tod seines Bruders jetzt her, doch er spürte den Verlust noch immer schmerzlich. John war der einzige Mann gewesen, mit dem er sich wahrhaft verbunden gefühlt hatte. Doch er konnte froh sein, Edmund an seiner Seite zu wissen. Sie hatten jahrelang gemeinsam im Norden gekämpft. Es gab nicht viele Männer, denen er vertraute – aber er vertraute Edmund.
William gab seinem Pferd die Sporen und führte seine Männer den Pfad entlang zur Burg hinunter. Sein Herz schlug wild vor Erwartung. Obwohl die Ausgucker das Banner des Königs gesehen haben mussten, als sie den Hügel hinuntergeritten waren, ließen sich die Bewohner der Burg viel Zeit damit, die Tore zu öffnen. Er war wütend, lange bevor die Zugbrücke endlich heruntergelassen wurde.
Als das Fallgatter sich hob, duckte sich eine schlanke Frau darunter durch und trat allein auf die Zugbrücke hinaus.
William blinzelte gegen die Sonne, um sie besser sehen zu können. Etwas an der Art und Weise, wie die junge Frau dastand und ihnen selbstbewusst entgegenblickte, ließ seine Männer unruhig in ihren Sätteln hin und her rutschen.
Ihre Tat war so kühn, dass William anerkennend lächeln musste. Es war offensichtlich, dass sie ihren Wachleuten die Möglichkeit geben wollte, das Fallgatter hinter ihr wieder herunterzulassen, falls er und seine Männer sich als Feinde entpuppen sollten. Doch ihr Plan hatte einen Fehler: Die Burg mochte so gerettet werden, doch die Dame gewiss nicht.
2
Catherine musterte die Männer auf der anderen Seite des Burggrabens, während sie darauf wartete, dass einer von ihnen vorträte. Sie trugen Harnische und Kettenhemden, und ihre Pferde sahen aus, als wäre ihnen sehr zugesetzt worden. Ein einzelner Kirchenmann ritt mit ihnen, und seine weiße Robe leuchtete in einem Meer aus poliertem Metall.
Sie beobachtete, wie der Kirchenmann absaß und auf die Zugbrücke trat.
»Vater Whitefield!« Glücklicherweise hörte der alte Freund ihres Vaters ihren Ausruf nicht. Sich an seinen raschen Aufstieg erinnernd, den er seit Heinrichs Thronbesteigung in der Kirche gemacht hatte, sank sie in einen tiefen Knicks.
»Es ist gut, dich wieder zu sehen, Kind«, sagte der Bischof und streckte ihr die Hand entgegen.
»Was hat das alles zu bedeuten, Hochwürdigster Herr?«, flüsterte sie. »Warum schickt der König bewaffnete Männer hierher?«
»Ich bringe dir eine Nachricht des Königs«, sagte der Bischof, und seine Stimme hallte von den Burgmauern wider.
Was für eine Botschaft erforderte einen Bischof und bewaffnete Männer?
» Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, liebes Kind«, sagte er und tätschelte ihre Hand, »aber dein Gemahl ist heute in der Schlacht gefallen.«
»Gelobt sei der Herr!«, rief Catherine aus und fiel auf die Knie. Sie kniff die Augen zusammen und schlug die Hände vors Gesicht. »Gelobt sei der Herr! Gelobt sei der Herr!«
»Lady Catherine!«, brüllte der Bischof über ihr. »Bitte Gott um Vergebung für diese Sündhaftigkeit!«
Catherine wusste, dass es eine Sünde war, ihrem Ehemann den Tod zu wünschen. Aber Gott in seiner unendlichen Weisheit hatte ihre Gebete erhört und Rayburn von dieser Welt genommen.
Gelobt sei der Herr, gelobt sei der Herr.
» … schändliches Verhalten … einer Ehefrau nicht würdig …«
Sie war sich dunkel bewusst, dass der Bischof noch immer redete. Sie ignorierte ihn und betete weiter.
»Mary Catherine!«
Als er ihren Namen rief, öffnete sie die Augen.
»Steh auf, steh auf!«, sagte der Bischof und zog sie am Arm hoch. »Ich habe dir noch mehr zu sagen.«
Er zog ein Pergament unter seiner Robe hervor, brach das Siegel und rollte es auf. Während er es auf Armeslänge von sich hielt, warf er ihr über den oberen Rand einen ernsten Blick zu. Dann begann er zu lesen. »Alle Ländereien … an die Krone verwirkt … verleiht dieselben … für treue Dienste …«
Catherine konnte den Worten nicht folgen. Ihr schwirrte der Kopf, während der Bischof eintönig weiterlas.
»In einfachen Worten«, sagte er, als er das Pergament einrollte, »der König erklärt Rayburns Titel und all seinen Besitz, einschließlich Ross Castle, für verwirkt. Er verleiht sie dem Mann, der deinen verräterischen Gatten heute im Kampf besiegt hat.«
Der Atem wich aus ihrem Körper, als hätte sie einen Schlag in die Magengrube erhalten.
»Warum sollte der König
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