Mein zauberhafter Ritter
graues Mäuschen eifersüchtig zu sein, das gar nicht existierte. Und nun bekam sie zum krönenden Abschluss zu hören, dass besagtes graues Mäuschen sowieso außen vor war, weil er ein anderes Mädchen liebte, nicht sie.
Eigentlich hätte sie das nicht weiter wundern sollen. Wenn sie nur lange genug durchhielt, um das Zeittor zu finden und ihn hindurchzuschubsen, damit sie ihn nie wieder zu Gesicht bekommen und sich bei jedem Blick das Herz brechen lassen musste, würde sie für den Rest ihres Lebens nie wieder ein Märchen lesen. Sie konnte ihn nicht ansehen.
»Warum fährst du nicht mit ihr nach Artane?«
»Das versuche ich doch.«
Pippa traute ihren Ohren nicht. Da stand dieser Mistkerl tatsächlich frech da und verbrachte seine Zeit mit ihr, obwohl er doch mit der Frau, die er liebte ...
Dann hielt sie mit ihrer lautlosen Schimpftirade inne.
Allmählich ging ihr ein Licht auf, ganz langsam, so wie eine Rosenknospe sich entfaltet, nicht sicher, ob der Frühling wirk-lich schon da ist. Es dauerte zwar einen Moment, doch dann hatte sie endlich begriffen.
Er versuchte es?
Sie schaute hinter sich, nur um auf Nummer sicher zu gehen, aber nein, es war sonst niemand im Stall. Dann sah sie Montgomery an, der sie ernst und ein wenig schüchtern betrachtete, zog fragend die Augenbrauen hoch und zeigte auf sich selbst.
Er nickte.
Pippa schluckte. »Warum hast du denn nichts gesagt?«
»Das habe ich doch gerade.«
Schon wieder musste sie das Bedürfnis unterdrücken, ihm einen Kinnhaken zu verpassen. Offenbar stand ihr der Gedanke ins Gesicht geschrieben, denn er zog sie mit einem leisen Auflachen in seine Arme.
»Es ist Wahnsinn, Persephone«, meinte er und drückte sie an sich. »Und vermutlich werde ich dafür bluten, dass ich nicht den Mund gehalten habe. Doch ich erinnere mich nur noch daran, wie mein Leben während der Tage ohne dich ausgesehen hat.«
»Das ist nicht sehr aufmunternd, Montgomery, wenn man bedenkt, dass du den Großteil der Woche bewusstlos warst.«
Er schmiegte das Gesicht in ihr Haar. »Komm mit mir nach Artane«, flüsterte er. »Ich verlange jetzt keine Antworten von dir. Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen, sie zu hören, selbst wenn du sie mir geben wolltest, weil ich befürchte, sie könnten anders ausfallen, als ich es mir erhoffe.« Er hob den Kopf und musterte sie ernst. »Bitte komm mit.«
»Ich bin überzeugt, dass Stephen dich nicht ans Steuer lassen wird«, erwiderte sie atemlos.
»Dann fährst du. So habe ich wenigstens ausreichend Gelegenheit, mich nach dir zu verzehren.«
»Hör auf damit«, wehrte sie ab und spürte, wie ihre Wangen ganz heiß wurden.
Lächelnd nahm er ihre Hand. »Wir wollen es Tag für Tag angehen. Vielleicht gefällt es mir in der Zukunft ja so gut, dass ich bleiben möchte. Deine Schwester könnte sicher einen tüchtigen Stallburschen gebrauchen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Dazu ist dir deine Burg zu wichtig.«
»Du bist mir wichtiger.«
Sie bemerkte, dass ihr wieder der Mund offen stehen blieb, und stellte im nächsten Moment fest, dass er sie auslachte. Dann trottete sie wieder gehorsam hinter ihm her, als hätte sie nie im Leben einen selbstständigen Gedanken gefasst.
»Wir könnten deine Schwestern mit in die Vergangenheit nehmen«, schlug er vor, während er ihr die Tür aufhielt.
»Ich glaube nicht, dass Peaches auf Doughnuts mit Schokoglasur verzichten wollen würde.«
»Doughnuts?«, hakte er sichtlich interessiert nach.
»Wir halten unterwegs an einem Laden.«
Der Vorschlag schien ihm ausgezeichnet zu gefallen. Offenbar machte Montgomery de Piaget Urlaub und hatte nicht die Absicht, sich an seine Diät zu halten. Pippa konnte nur hoffen, dass er sich nicht mit Fastfood vollstopfte, bis er platzte.
Er bat Peaches, ihm eine Portion ihrer Limonade zum Mitnehmen mitzugeben, wies Pippa an, rasch zu packen, und machte sich dann auf den Weg in Stephens Badezimmer.
Stephen stand mit Tess und Peaches an der langen Tafel und machte ein leicht beklommenes Gesicht. Pippa stellte ihren Rucksack auf den Tisch.
»Ich glaube, wir unternehmen einen kleinen Ausflug.«
»Das habe ich bereits mitbekommen«, entgegnete Stephen mit schwacher Stimme.
»Was ist, Stephen?«, fragte sie grinsend. »Hast du dich heute Morgen beim Fechten übernommen?«
»Mir ist das Ausmaß meiner Unfähigkeit zwar deutlich vor Augen geführt worden«, antwortete er und holte tief Luft, »doch was mir viel mehr Sorge bereitet, ist der Schaden, den mein Auto
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