Mein zauberhafter Ritter
streitig zu machen, als sie sich zum Abendessen niederließen. Er hatte sie so lange angestarrt, bis sie sich gefügt hatte, aber sie hatte es ihn den Rest des Abends büßen lassen, indem sie ihm während der Unterhaltung ständig das Wort abgeschnitten hatte. Er hatte sich höflich und nachsichtig verhalten, weil seine Mutter ihn getadelt hätte, wenn er sich unhöflich benommen hätte, aber er zweifelte ernsthaft daran, ob er das noch sehr lange durchstehen würde.
Schließlich hatte er seine Gäste in die Obhut seiner Cousine gegeben, und sich unter dem Vorwand, frische Luft zu brauchen, auf sichereren Grund zurückgezogen. Er hatte den Rittersaal verlassen, war zwischen den Abfallbergen über den Hof spaziert und unter den drei beruhigenden Fallgittern, deren silberne Spitzen über seinem Kopf glitzerten, hindurchgegangen. Angesichts des erbärmlichen Zustands seiner Burgmauern war er nicht sicher, ob sie ihn wirklich schützen konnten, aber zumindest würden die Falltore jeden abschrecken, der vorhatte, ihn zu überfallen.
Und nun stand er hier, umgeben von einem unweltlichen Schimmer, und blickte auf eine Frau, deren Schönheit - und Flügel - ihm auf unangenehme Weise die Sprache verschlugen.
Bei allen Heiligen, war das eine Fee?
Er konnte es kaum fassen, dass er diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht zog. Und dann bemerkte er plötzlich, dass er das erste Wesen, das aus der Anderwelt aufgetaucht war, nicht mehr festhielt. Als er sich nach rechts wandte, sah er, dass sie verzweifelt versuchte, aus der Jauchegrube zu klettern. Rasch bückte er sich und zog sie heraus, und er war nicht gerade stolz darauf, dass er sie mit spitzen Fingern anfasste. Er überlegte, wie er ihr helfen und dabei einen gewissen Abstand halten konnte, als etwas aus der Jauchegrube von ihrem Haar in ihren vor Überraschung aufgerissenen Mund fiel.
Sie begann zu würgen.
Er war versucht, es ihr gleichzutun.
Glücklicherweise wurde er durch die Frau vor ihm abgelenkt. Sie drehte sich ein paar Mal um sich selbst, verdrehte dann die Augen und fiel ohnmächtig in seine ausgestreckten Arme. Er mühte sich ab, nicht nur ihr Gewicht, sondern auch die ungewohnten Flügel zu halten. Und nun lenkte ihn die andere Frau ab, die aufgehört hatte zu würgen und nun keuchend nach Luft schnappte. Sie schaute zuerst ihn an und warf dann einen Blick auf die Burg.
Und dann begann sie zu schreien.
Montgomery streckte den Arm nach ihr aus, aber sie wich ihm aus, drehte sich um und floh - und rannte gegen das, was von einem der äußeren Steintore noch übrig war. Es krachte abscheulich, als sie mit dem Kopf dagegenstieß. Montgomery beobachtete hilflos, wie sie zurückstolperte, sich drehte und in seinen ausgestreckten Arm fiel. Sie schloss die Augen und wurde ebenfalls ohnmächtig.
Zum zweiten Mal an diesem Abend war er sprachlos. Er hielt zwei Frauen im Arm, zwei besinnungslose Frauen, die einfach aus dem Nichts aufgetaucht waren. Und beide Flügel hatten.
Was um alles in der Welt sollte er jetzt tun?
Ihm drängten sich wilde Mutmaßungen über Dinge auf, an die er schon seit Jahren nicht mehr gedacht hatte, aber darüber konnte er erst nachdenken, wenn er Zeit dafür hatte. Er konnte nicht die ganze Nacht mit diesen beiden Frauen im Arm hier stehen bleiben, aber er wusste genau, dass er sie nicht in die Burg bringen konnte. Seine Bediensteten würden einen Blick auf sie werfen und entweder in panischer Angst fliehen oder wie rasend über ihn herfallen, weil er Dämonen in ihre Mitte gebracht hatte. Er wagte kaum zu hoffen, dass seine Gardisten zu faul waren, um die Burgmauern zu bewachen und daher nichts von diesen schwer zu erklärenden Dingen gesehen hatten. Er schaute nach oben, um sich zu vergewissern.
Zehn Schritte vor ihm stand Everard of Chevington und sah ihn mit ausdrucksloser Miene an.
»Wie lange stehst du schon da und glotzt mich an?« Er hoffte, sein schroffer Ton würde den Mann von den Dingen ablenken, über die er besser nicht nachdenken sollte.
»Ich hörte einen Schrei und wollte mich vergewissern, dass niemand sein Schwert an Eure Kehle gesetzt und Euch an den Rand der Sickergrube gedrängt hat«, antwortete Everard langsam. »Ich konnte nicht ahnen, dass Ihr nicht nur eine, sondern sogar zwei Frauenzimmer mit Eurem unvergleichlichen Charme betört habt.« Er runzelte die Stirn. »Was sind das für Dinger an ihren Rücken?«
»Flügel«, erklärte Montgomery ohne zu zögern, dann fuhr er mit der besten Lüge fort, die
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