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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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so amüsant, wenn man bereits zwei Tage in einem entlegenen Winkel Englands ohne ein Stück Toilettenpapier verbracht hatte.
    Es wurde Zeit, dass sie ein paar Antworten fand.
    Sie zog Montgomery de Piagets Umhang enger um ihren Körper und ging den Gang hinunter. Das war bereits der dritte Tag, den sie ohne die im 21. Jahrhundert üblichen Hygieneartikel hatte beginnen müssen — in einer Art Badezimmer, das sie an den Abtritterker erinnerte, den Tess ihr stolz gezeigt und im Detail beschrieben hatte. Gegessen hatte sie nur, was Cindi für unter ihrer Würde befunden und übrig gelassen hatte. Sie hätte gern eine Waffe bei sich gehabt, aber vielleicht konnte sie später in der Küche ein Messer an sich nehmen.
    Der Gang war leer, aber sie schaffte es nur die Hälfte der Stufen nach unten, bis sie einem der Männer in die Arme lief, der am Abend zuvor am Tisch des Hausherrn gesessen hatte. Sie nahm an, dass er mit dem anderen Mann daneben verwandt war und vielleicht auch mit der Frau, die Cindi mit
    ihren Blicken am liebsten getötet hätte. Wie sie rasch feststellte, schien er von allen der Unangenehmste zu sein.
    »Wir sollten uns unter vier Augen miteinander unterhalten«, meinte er mit einem hässlichen Grinsen.
    »Das sollten wir«, erwiderte sie, gab vor, sich nach links zu wenden und lief rasch rechts an ihm vorbei. Sie durchquerte unbeirrt den großen Saal, ignorierte die Familie ihres vermeintlichen Freundes und ging nach draußen, bevor jemand sie aufhalten konnte.
    Sie bahnte sich mühsam ihren Weg durch den Morast im Hof und schaffte es, dieses Mal ihre Schuhe anzubehalten. Am Tor des Wachturms blieb sie stehen und warf einen Blick über ihre Schulter.
    Im Tageslicht sah das Gemäuer noch schlimmer aus. Im Innenhof standen überall Ruinen, die in der Burg ihrer Schwester perfekt renoviert gewesen waren. Es gelang ihr nicht, den Blick sofort wieder abzuwenden, obwohl das besser gewesen wäre. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass sich die Burg innerhalb weniger Stunden von einem prächtigen Gebäude in eine schreckliche Ruine verwandelt hatte, aber der Anblick ließ keinen Zweifel daran. Es war tatsächlich so, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht.
    Und das nicht auf eine gute Weise.
    Sie wandte sich ab und ging durch das Torhaus. Mit den an drei Toren befestigten Fallgittern sah es immer noch so funktionsfähig aus wie vor drei Tagen. Aber an der Brücke gab es wieder eine Wende zum Schlechteren. Die Brücke ihrer Schwester war solide und stabil gebaut gewesen und hatte sich nicht je nach Stimmung der Wachmänner im Turm gehoben und gesenkt. Pippa überquerte sie hastig und musste dank einiger Witzbolde, die sich köstlich darüber amüsierten, am anderen Ende herunterspringen.
    Ihr Karma würde dafür sorgen, dass sie etwas Abscheuliches zum Mittagessen bekommen würden, da war sie sich sicher.
    Sie ging zu der Stelle, wo der Souvenirladen gewesen war, und setzte sich. Der Laden mit den altertümlich hübschen Tischen und Stühlen war verschwunden, also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich auf einem umgestürzten Baumstamm niederzulassen. Zumindest hatte sie von hier aus einen guten Blick auf das Reenactment-Schauspiel auf dem Feld vor ihr.
    Einige Männer trainierten dort den Schwertkampf. Sie glaubte, ein paar von ihnen am Abend zuvor gesehen zu haben. Vor allem an den blonden Mann mit dem Namen Everard erinnerte sie sich. Bei dem Rest der Mannschaft war sie sich nicht sicher, aber ihren Führer konnte sie sofort identifizieren. Er war groß, außergewöhnlich gut aussehend und verstand es hervorragend, mit dem Schwert umzugehen.
    Montgomery de Piaget, ohne Zweifel.
    Beinahe hätte sie ihn mit offenem Mund angestarrt, aber sie war zu müde dazu. Sie hatte alles satt - und sie fror und hatte Angst, also blieb sie einfach sitzen, presste die Knie zusammen, um das Zittern ihrer Beine zu unterdrücken, und legte das Kinn auf die Fäuste. Sie beobachtete das Spektakel vor sich mit einer gewissen Distanziertheit, die sie eigentlich hätte beunruhigen müssen, aber auch dafür hatte sie keine Kraft mehr.
    Ihr Desinteresse führte dazu, dass sie sich keine weiteren Gedanken darüber machte, dass irgendetwas an dieser Szene nicht ins 21. Jahrhundert passte.
    Zum Beispiel Montgomery de Piaget. Er sah nicht so aus, als würde er nur für einen Scheinkampf üben, aber was verstand sie schon davon? Sie war eine Kostümdesignerin aus einer verschlafenen Kleinstadt an der Westküste, wo die Menschen

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