Mein zauberhafter Ritter
ihre Theaterprogrammhefte recycelten und wo es oft regnete. Sie kannte Schauspieler mit zusammenschiebbaren Schwertern und den einen oder anderen Verrückten, der ständig mit seiner Waffe herumlief, um eins mit seiner Rolle zu werden. Aber nicht einmal diese seltenen Vögel wirkten bei ihren Übungen so verbissen wie Montgomery. Entweder war das echt, oder er versuchte, einen richtig überzeugenden Auftritt hinzulegen. Er benahm sich nicht auffallend, laut oder unausstehlich — er
war einfach der Anführer. Das hätte ihr sogar gefallen können, wenn ihr die ganze Sache nicht absolut gleichgültig gewesen
wäre.
Der Vormittag verstrich. Sie war davon überzeugt, dass die drei Männer, die sich immer in der Nähe von Montgomery aufzuhalten schienen, bald aufgeben, nachgeben oder um Gnade flehen würden, so wie der Mann namens Everard es bereits getan hatte. Zu ihrer Überraschung schienen sie ebenso ehrgeizig zu sein wie ihr Anführer; sie verhielten sich so, als wäre es ihr oberstes Ziel, den Rest der Truppe auf Vordermann zu bringen. Die anderen, weniger geschickten Männer waren nicht ganz so eifrig bei der Sache, aber sie strengten sich gewaltig an, so als würde ihr Gehalt von ihren Leistungen abhängen.
Ihr Gehalt oder vielleicht ihr Leben.
Gegen ihren Willen drängte sich ihr die Vorstellung auf, dass sie in einem übernatürlichen Ritterroman gefangen war, wo sie - natürlich als die Dienstmagd der Heldin - in der Zeit zurückgeschickt worden war, um zuzusehen, wie der faszinierende, wenn auch ein wenig finstere Held sich in die hinreißende, vollbusige, wenn auch ein wenig verrückte Heldin namens Cindi verliebte. So ganz überzeugt davon war sie jedoch nicht, denn nicht einmal das Schicksal konnte so grausam sein, sie zuschauen zu lassen, wie ihre Schwester sich diesen Mann schnappte. Wieder einmal.
Natürlich war sie nicht auf einen dieser Männer aus, die vor ihr im Matsch herumstapften. Ganz bestimmt nicht. Falls sie sich tatsächlich in einem anderen Jahrhundert befand und hier die Männer auf diese Weise ihre Freizeit verbrachten, dann hatten hier auch die bösen Jungs Schwerter und verbrachten ihre Zeit eher damit, Frauen Schwierigkeiten zu bereiten, als sie aus ihren Nöten zu erretten.
So wie der Mann, der sie soeben von hinten packte und auf die Füße zog.
Sie schrie unwillkürlich auf, dachte dann sofort an Peaches, die sie glücklicherweise zu mehr als nur einem Selbstverteidigungskurs geschleppt hatte, und wandte das dort Gelernte an. Und das, obwohl sie sich nie sicher gewesen war, ob sie dafür genügend Mut aufbringen würde. Sie biss in die Hand, die sich auf ihre Lippen presste, und stieß dann dem Angreifer mit dem Ellbogen so fest sie nur konnte in den Magen.
»Kopf runter!«
Sie fiel auf die Knie - teils, weil der Angreifer sie losgelassen hatte, aber vor allem, weil Montgomery de Piaget ein Messer in der Hand hielt und so aussah, als ob er es benutzen wollte. Sie hörte einen dumpfen Schlag, dann brach der Mann über ihr zusammen, rollte über den Baumstamm, auf dem sie gesessen hatte, und landete vor ihr auf dem Rücken. Sie stand auf und starrte ihn verblüfft an. Erst als Montgomery sie an beiden Armen packte und schüttelte, begriff sie, dass sie laut schrie.
»Hört auf«, befahl er ihr laut. »Ihr seid in Sicherheit.«
Sie schloss den Mund, konnte es aber nicht verhindern, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Vor ihren Füßen lag ein Mann mit einem Dolch in der Brust, und Montgomery schien das nicht zu erschüttern. Er tätschelte ihren Rücken, als könnte er sie damit beruhigen und aus ihrem hysterischen Zustand befreien. Dann streckte er den Arm aus und zog sein Messer aus der Brust des Mannes. Er säuberte die Klinge an der Tunika des Angreifers und warf einem seiner Männer einen Blick über die Schulter zu.
»Schaff den Unrat weg«, befahl er kurz.
Pippa wandte sich ab und übergab sich. Es wurde allmählich zu einer schlechten Angewohnheit, dass sie sich über alles so sehr aufregte. Als sie eine Hand auf ihrem Rücken spürte, schrie sie unwillkürlich wieder auf. Sie begriff sofort, wem die Hand gehörte, aber sie zitterte trotzdem am ganzen Leib. Sie fuhr sich mit dem Ärmel über den Mund und spürte dann, wie sie herumgedreht wurde. Montgomery tupfte ihr die Wangen mit dem Saum seines Ärmels ab und klopfte ihr dann wieder auf den Rücken.
»Ihr solltet wieder hineingehen.«
Pippa war versucht, sich dem Nervenzusammenbruch hinzugeben, den
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