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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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rasch beiseite.
    Sie hatte noch keine Antwort auf die Frage gefunden, wo sie sich befinden könnten und warum sie anscheinend die Halluzinationen ihrer Schwester teilte. Am Tag zuvor war sie vollauf damit beschäftigt gewesen, ihrer Schwester etwas zu essen zu besorgen, ihren Brechreiz zu unterdrücken, der wohl von der schmerzenden Beule an ihrem Kopf herrührte, und schließlich sich und ihre Schwester in einem Quartier ins Bett zu bringen, das wesentlich weniger komfortabel war als der Campingplatz, auf dem sie in ihrer Jugend gewesen war. Als sie aufgewacht war, hatte sie gehofft, der Tag würde besser werden — oder sie wäre zurück in ihrem wahren Leben.
    Dieses Glück war ihr nicht vergönnt, aber sie war fest entschlossen, trotzdem nicht die Flinte ins Korn zu werfen. Ihre Kopfschmerzen hatten sich ein wenig gelegt, ihre Entschlossenheit hatte sich verstärkt, und sie war bereit, ihre Schwester sich selbst zu überlassen und Nachforschungen anzustellen. Das war auf jeden Fall eine verlockende Alternative dazu, in einem eiskalten Zimmer herumzusitzen und sich mit einer Schönheitskönigin herumzuplagen, deren Krone ihr zu stark auf den Kopf gedrückt hatte.
    Sie schenkte ihrer Schwester ein Glas Wein ein. Cindi kippte es schwungvoll in sich hinein und verschüttete dabei etwas. Einige Tropfen rannen über ihr Kinn in ihren Ausschnitt, aber Pippa hatte nicht die Absicht, sie ihr mit einem Kleenex wegzutupfen - nicht dass es so etwas in ihrem gemeinsamen wahnhaften Zustand gegeben hätte. Cindi schien es nichts auszumachen, also ließ Pippa sie in Ruhe. Aus Gewohnheit sammelte sie noch ein paar Kristalle vom Boden auf und legte sie zu dem kleinen Häufchen, das sie in einer Ecke der Truhe aufgestapelt hatte, dann dachte sie über den vergangenen Tag nach.
    Zuerst einmal musste sie herausfinden, wo zur Hölle sie sich
    befand.
    Sie warf einen Blick auf ihre Schwester, aber Cindi starrte in das Feuer, als lägen darin die Antworten auf alle Fragen, die sie sonst nirgendwo bekommen konnte. »Cindi?«
    Cindi sah sie kurz an. »Ich werde jetzt ein wenig ruhen. Lass mich allein.«
    »Kein Problem«, murmelte Pippa leise. Sie machte sich davon, bevor sie ihrer Schwester noch weiter zu Diensten sein musste. Sie hörte die Tür hinter sich ins Schloss fallen, also konnte sie sich wohl auf eine kleine Erkundungsreise begeben, ohne sich allzu große Sorgen um die Sicherheit ihrer verwirrten Schwester machen zu müssen.
    Sie zog ihre Strumpfhose nach oben, und dabei fiel ihr ein, dass es nicht ihre war. Sie nahm an, dass sie — und der Umhang, den jemand in der Nacht zuvor vor die Tür gelegt hatte - Montgomery de Piaget gehörten. Aus Joans bäuerlichem Englisch hatte sie herausgehört, dass sie und Cindi in seinem Schlafzimmer übernachteten. Die Tatsache, dass er ein de Piaget war und Stephen de Piaget ähnlich sah, ließ nicht viel von ihrer Theorie übrig. Er sah nicht aus wie ein Verbrecher. Trotz seines ernsten, fast grimmigen Gesichtsausdrucks wirkte er nicht wie ein Reenactment-Fan, der seine in einem Kaufhaus erstandenen Hemden in einer auf Mittelalter getrimmten I ruhe versteckte.
    Aber das war nur ein Bruchstück von all dem, was sie beunruhigte. Warum sah die Burg - bei der es sich um Sedgwick handelte, da war sie sich sicher - vollkommen anders aus? Wo war Tess, und warum gab es kein fließendes Wasser? Warum gab es in der Küche nichts außer ein paar Karotten, um eine kleine Mahlzeit zubereiten zu können? Sie hätte den ganzen Tag noch weitere Dinge aufzählen können, die sie verunsicherten, aber sie beschloss, sich nur mit den schlimmsten zu beschäftigen. Und dazu gehörte, dass die Burg aussah, als wäre sie von einer französischen Reenactment-Truppe überfallen worden. Unterstützt von ein paar Mitgliedern eines Seminars über angelsächsische Literatur in Cambridge. Es war beinahe so, als hätte sie eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht...
    Sie schob diesen Gedanken rasch beiseite, bevor sie ihn beenden konnte. Sie kannte diese unmöglichen Zeitreise-Romane, die Peaches so gern las. Sie hatte sogar selbst einmal einen angefangen, in dem ein armes Mädchen auf einer Parkbank eingeschlafen und im mittelalterlichen Schottland wieder aufgewacht war. Dort war sie im Burgkerker gelandet, und der Besitzer der Burg hatte sie als Hexe verbrennen lassen wollen. Wenn man so etwas in einem Polstersessel sitzend mit einer Tasse heißer Schokolade neben sich las, war es recht unterhaltsam, aber nicht ganz

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