Mein zauberhafter Ritter
verständlich.
Sie hörte sich ein bisschen so an wie Jake und Jennifer, als sie von dort gekommen waren ... Woher auch immer.
»Das ist reiner Selbsterhaltungstrieb«, sagte er, ohne nachzudenken. Er rang sich ein Lächeln ab. »Meine Bediensteten sind bei ihrem Anblick geflohen. Ich möchte nicht, dass sie mir auch noch meine Besatzung verschreckt.« Er nahm an, dass sie seine Männer nicht verhexen, sondern weit weniger furchtbare Dinge mit ihnen anstellen würde, aber das sprach er nicht aus.
Persephone sah sehr blass aus. Er glaubte, Tränen in ihren Augen zu sehen, aber das mochte auch daran liegen, dass Joan Zwiebeln schnitt. Er unterdrückte den Wunsch, ihr auf den Rücken zu klopfen und rasch das Weite zu suchen, wie Robin es wohl getan hätte. Stattdessen nickte er entschlossen und verließ den Raum. Er nahm an, dass er ihr auf diese Weise weniger Schaden zufügte.
Er hatte viel zu erledigen und konnte keine Zeit mit Frauen vergeuden, die sich an einem Ort befanden, an dem sie nicht sein sollten. Er würde dafür sorgen, dass die als Feenkönigin verkleidete Frau etwas zu essen bekam, und Persephone würde hoffentlich von Joan versorgt werden. Dann würde er sich auf den Übungsplatz begeben, wo geflucht und mit Schwertern gekämpft wurde und er sich in einer Welt befand, die er verstand. Vielleicht würde er dort den Rest des Tages verbringen.
Möglicherweise würde er sich Fackeln bringen lassen und dort weit bis in die Nacht hinein bleiben, bis er sich von seinen unrealistischen Fantasien über Feen, die Zukunft und andere Dinge befreit hatte, die nicht in sein geordnetes, verantwortungsvolles Leben gehörten.
Er hielt inne und rang kurz mit sich selbst. Dann gab er auf und gestattete sich einen Blick über die Schulter. Persephone stand an Joans Arbeitstisch und starrte in die Ferne, als könnte sie etwas sehen, was ihm verborgen blieb. Ihr Profil wirkte auf erschreckende Weise vertraut, und nun begriff er auch, warum. Offensichtlich hatte sie damals in der Mitte eines Zeittors gestanden, und er hatte sie von seiner Seite aus gesehen. Deshalb befand sie sich nun in seiner Burg und in seiner Obhut. Und das bedeutete, dass er dafür verantwortlich war, einen Weg zu finden, um sie wieder nach Hause zu bringen.
Denn er war der Einzige weit und breit, der wusste, wie das gehen könnte.
8
Pippa war kein Mensch, der leicht überreagierte, aber im Augenblick stand sie kurz davor durchzudrehen.
Ihre Schwester war verrückt geworden.
Es ging nicht mehr nur darum, dass sie betonte, wie sehr sie den Schauspielunterricht bei irgendeinem berühmten Menschen in New York verinnerlicht hatte, oder - was weniger einstudiert wirkte, aber ebenso nervtötend war - dass sie die Tiara auf ihrem Kopf zur Schau stellte und allen klarmachte, dass sie gewisse Dienste erwartete. Jetzt schien sie tatsächlich zu glauben, dass sie die Feenkönigin war, und Pippa fragte sich, ob ihre Schwester zu oft und zu lange eine Krone auf dem Kopf getragen hatte und dadurch der Blutfluss zu wichtigen Bereichen ihres Gehirns unterbrochen worden war. Ihr kam es so vor, als würden alle Körperteile, die Cindi sich spritzen, modellieren und liften lassen hatte, plötzlich rebellieren und sie um den Verstand bringen.
»Dienstmagd«, sagte Cindi und rückte sich das Kissen zurecht, das man ihr gegeben hatte, damit sie es auf dem harten, unbequemen Stuhl etwas bequemer hatte. »Bring mir etwas zu trinken.«
Eines musste man Cindi lassen - sie sprach ausgezeichnet französisch. Vielleicht hatte der totale Wahnsinn, in den sie versunken war, ein bisher unberührtes sprachliches Talent zutage gefördert. Oder die Begeisterung darüber, dass sie am Tag zuvor am Tisch des Hausherrn gesessen hatte und von allen Haushaltsmitgliedern angestarrt worden war, als sei sie tatsächlich eine verdammte Feenkönigin, die gekommen war, um alle zu erstaunen und zu erfreuen, hatte ihr mit Botox getränktes Gehirn kurzgeschlossen und ihr zu ungewöhnlichen Fähigkeiten verholfen.
Vielleicht war es aber auch nur der Genuss, von vorne bis hinten bedient zu werden. Pippa hatte keine andere Wahl gehabt, als ihre Schwester bei guter Laune zu halten, um sie davon abzuhalten, eine Broadway-Melodie anzustimmen oder einen Wutanfall zu bekommen und in modernem Englisch zu fluchen. Dann hätte die Bewunderung rasch in Zorn umschlagen können. Pippa sah in Gedanken bereits eine Gruppe Dorfbewohner mit Mistgabeln vor sich, aber sie schob diese wenig hilfreiche Vision
Weitere Kostenlose Bücher