Mein zauberhafter Ritter
Name hatte ihr nie gefallen, bis er ihn ausgesprochen hatte. Er schien ihn zu mögen.
Sie wusste, sie sollte nicht ständig so tief einatmen, sonst würde sie bald hyperventilieren. Aber ein paar Mal war es noch nötig, um den Mut zu fassen, das hinter sich zu bringen.
»Also gut.« Sie stand auf; sie konnte nicht länger still sitzen. Sie ging zu einem kleinen Tisch neben dem Fenster und legte die Pillen darauf. »Vor einigen Tagen — wahrscheinlich vor über einer Woche, ich habe den Überblick ein wenig verloren ...« Sie holte noch einmal tief Luft. »Ich habe bei einem Geburtstagsfest für ein kleines Mädchen ausgeholfen. Die Feier fand in der Burg meiner Schwester statt.«
»Eure Schwester besitzt eine Burg?«, fragte Montgomery verblüfft.
Pippa drehte sich um und lehnte sich gegen die Wand. Die Mauer war eiskalt, aber das war ihr im Augenblick egal. »Ja. Eines Tages kam ein alter Mann zu ihr, lud sie ein, seine Burg zu besichtigen, überreichte ihr dann den Schlüssel dazu und verschwand.« Sie musste wieder kurz innehalten. »Ihre Burg sieht fast so aus wie Eure.« Nun, einige so wichtige Dinge wie stabile Mauern und Toiletten gab es dort im Gegensatz zu hier, aber vielleicht sollte sie ihm das noch nicht sagen. »Cinderella spielte die Feenkönigin.«
»Und Ihr spieltet ihre treu ergebene Dienerin?«
Sie nickte. »Mein erster Fehler. Wir verließen die Burg und überquerten die Brücke, als etwas Merkwürdiges geschah.« Sie hielt inne. »Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, ohne mich komplett verrückt anzuhören, aber ich bin über die Brücke meiner Schwester gegangen ... und auf Eurem Land angekommen.«
Er sah sie aufmerksam an und versuchte nicht, nach seinem Schwert zu greifen. Das hielt sie für ein sehr gutes Zeichen. Er zog eine Augenbraue nach oben, sagte aber nichts.
»Und jetzt der Teil, der wirklich verrückt ist.« Sie versuchte zu lachen, aber das wollte ihr nicht so recht gelingen. »Die Burg meiner Schwester ist ...« Noch einmal atmete sie tief durch. Einmal musste es noch klappen, bevor sie ausrastete. »Nun, es ist Eure Burg. Allerdings in einem anderen Jahr. Um genau zu sein, in einem anderen Jahrhundert.«
Er neigte den Kopf zur Seite. »Wie sieht sie aus?«
»Wie sieht wer aus?«
»Die Burg.«
Sie runzelte die Stirn. »Glaubt Ihr mir etwa?«
»Das kommt darauf an, wie die Burg aussieht.«
Sie musste sich dazu zwingen, ihren Mund nicht offen stehen zu lassen. »Ich habe Euch soeben etwas erzählt, wovon Euch schwindlig werden müsste, und Ihr fragt Euch, wie Eure Burg aussieht?«, fragte sie ungläubig.
»Ich bin von Natur aus neugierig.«
»Neugierig und faul?«, sagte sie schroff.
Er drehte sich leicht und lehnte sich gegen den Bettpfosten. »Das ist eine starke Kombination, richtig?«
»Ihr seid unmöglich.«
Er lächelte. »Mein größter Fehler.« Er zog ein Bein an und legte die Hände um sein Knie. »Befriedigt meine Neugier und erzählt mir, wie meine Burg in Eurem Jahrhundert aussieht.«
»Nun, sie sieht perfekt aus. Wirklich perfekt.« Sie konnte es kaum fassen, dass er das alles so gut aufnahm. »Es ist eine der schönsten Burgen, die es in England noch gibt. Leute aus der ganzen Welt kommen, um sie sich anzuschauen und sich vorzustellen, wie das Leben im Mittelalter wohl war.«
»Im Mittelalter?«
»Das sind die Jahre zwischen dem Zeitpunkt, an dem Wilhelm der Eroberer aus Frankreich kam und bevor Heinrich Vlll, und danach Elizabeth eine Ära begründeten, in der man Kleider mit ausladenden Röcken und noch breitere Halskrausen trug. Nach der Renaissance folgte die Regency-Mode mit den weiten, bequemen Taillen. Und dann die Zeit, in der Königin Victoria regierte und Korsetts in Mode waren. Danach kam die industrielle Revolution, wo London im Smog versank. Auf die vielen Kriege, Aufstände und geopolitischen Spannungen, die darauf folgten, möchte ich jetzt nicht eingehen.« Sie hielt kurz inne. »Und dann hat meine Schwester den Schlüssel zu Eurer Burg erhalten. Im 21. Jahrhundert.«
Er sah sie unbeirrt an. »Ich verstehe.«
Sie war nicht sicher, ob er das wirklich tat, aber sie würde ihm nur die Details schildern, die unbedingt nötig waren. »Ich habe wirklich keine Ahnung, wie das passiert ist, aber irgendwie bin ich aus meiner Zeit in Eurer gelandet. Ich muss wieder nach Hause, aber ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll. Ich bin schon ein paar Mal zur Brücke zurückgegangen und habe gewartet, aber die Stimmung, die an diesem
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