Mein zukünftiger Ex
auf einen Schnappschuss von Lola, auf dem sie wie John McEnroe gekleidet war. »War das für eine Kostümparty?«
»Das ist kein Kostüm, das waren meine besten Shorts!« Mit zuckenden Mundwinkeln zielte Lola mit der Dessertgabel auf Sallys verletztes, hoch gelagertes Bein. »Und ich habe keine Perücke getragen.«
Als Sally kurz darauf unbeholfen über den Flur hoppelte, wobei sie sich an den Wänden festhalten musste, kicherte sie immer noch wie wild und kreischte zum fünfzehnten Mal: »Das kann
unmöglich
dein Ernst sein!«
Lola ließ das schmutzige Geschirr bis zum nächsten Tag stehen. Sie ging gleich zu Bett und nahm Sallys Fotoalben mit. Doug mochte mit dem Album verschwunden sein, in dem die meisten Fotos von ihm waren – der Spielverderber! –, aber auf den anderen war er oft genug zu sehen, um sie für Lola interessant zu machen. Vorhin hatte sie so tun müssen, als sei sie von den Fotos mit Sally begeistert, aber jetzt konnte sie sich ganz ungeniert auf Doug konzentrieren. Mein Gott, was war er für ein hübsches Baby gewesen … und was für ein unwiderstehlich engelsgleiches Kleinkind … Es gab Fotos von ihm auf einem Schulkonzert, mit ordentlich gebürstetem Haar, Knubbelknien und einem heruntergerutschten Kniestrumpf … Und Fotos von ihm als Teenager, ungefähr 13 oder 14 , mit einem schelmischen Blick und einem frechen Grinsen …
Eine einsame Träne kullerte über Lolas Wange. Sie wischte sie weg. Dougie freihändig auf dem Fahrrad, Dougie, wie er einen Kopfsprung in den Swimmingpool machte, Dougie, der einen Eimer mit Meerwasser über Sally ausgoss, während sie am Strand ein Sonnenbad nahm. Dougie – nun älter, vermutlich 18 oder 19 – wie er mit Freunden, die sie nicht kannte, durch den Park tobte.
Noch mehr Tränen strömten Lola über das Kinn, denn das waren jetzt seine Jahre an der Universität, die Jahre, die sie mit ihm hätte teilen können, hätte teilen
sollen
, aber nicht geteilt hatte.
Es hätte alles anders laufen können, und man wurde leicht darüber wahnsinnig, wenn man sich fragte, wie das Leben geworden wäre, wenn man nur dies oder jenes nicht getan hätte.
Aber diese Frage war ohnehin irrelevant. Damals hatte sie keine andere Wahl gehabt.
Lola zuckte zusammen, als das Telefon klingelte. Das Album fiel vom Bett. Es war ein Uhr nachts – wer rief sie um diese Uhrzeit an? Außer es war Dougie, der in dem dunkelgrünen Fotoalbum geblättert hatte, mit dem er verschwunden war. Und dabei hatten ihn Sehnsucht und Bedauern überkommen …
»Hallo?«, rief Lola atemlos, die Handflächen feucht vor Hoffnung. Ihre Phantasie baute vor ihrem inneren Auge einen geteilten Bildschirm auf, jeder von ihnen beiden in seinem Bett, das Telefon am Ohr, wie Rock Hudson und Doris Day in
Bettgeflüster
… oder Meg Ryan und Billy Crystal in
Harry und Sally
…
»’alloo, isse sich Carlo zu sprechen?«
Lolas Hoffnungen fielen in sich zusammen wie ein Kartenhaus. »Tut mir leid, Sie haben sich verwählt.«
»
Ach
.« Die alte Italienerin schnalzte mit der Zunge und seufzte verärgert, bevor sie abrupt auflegte.
Lola legt auf. Natürlich war es nicht Doug gewesen. Was hatte sie sich nur gedacht?
»Vertraust du mir?«
»Ich vertraue dir.«
»Dann nur zu. Nimm sie ab«, sagte Gabe.
Savannah wurde rot und prüfte erneut, ob die Schlafzimmervorhänge auch wirklich zugezogen waren. Nicht einmal der hartnäckigste Paparazzo konnte in das Cottage hineinlugen. Sie war sicher vor neugierigen Linsen, sicher vor Entdeckung. Also griff sie nach oben, nahm die Perücke ab und legte sie auf den Schminktisch.
»Vielleicht ein wenig Puder«, schlug Gabe vor, »damit es nicht so glänzt.«
Sie tat wie geheißen, holte dann tief Luft und drehte sich zu ihm um.
»Ein wenig nach links, ich will dich nicht frontal von vorn.« Er wollte ihre Ohren möglichst von der Seite zeigen und so den Flügelmuttereffekt vermeiden. »Ein Drei-Viertel-Winkel wäre am schmeichelhaftesten. Leg deinen Kopf etwas schräg … entspanne die Schultern, ich werde dir schon nicht die Zähne ausreißen. Jetzt die Andeutung eines Lächelns … perfekt, das ist perfekt …«
Hinterher umarmte Savannah ihn. Gemeinsam sahen sie zu, wie die Fotos auf Hochglanzpapier aus dem Drucker kamen. Gabe freute sich über das Ergebnis: Im Laufe des Shootings hatte sich Savannahs Anspannung gelöst. Gegen Ende wirkte sie locker und schien es zu genießen. Ihr Lächeln wurde breiter und hatte nichts mehr von seiner
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