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Meine 500 besten Freunde

Meine 500 besten Freunde

Titel: Meine 500 besten Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Adorján
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denn das für eine Haltung sein, die du hier an den Tag legst? Hast du nichts mit uns zu tun, nein, bist du ganz allein auf der Welt? Was ist denn das für eine Egoshow, ich glaube ich spinn, du hast sie ja wohl nicht mehr alle.« Natürlich fing Lucy auf der Stelle wieder zu weinen an, das tat sie immer, wenn Anna laut wurde, und Anna ging zu ihr und streichelte ihr über den Kopf. »Pscht, Lucy, nicht weinen jetzt. Mama meint das nicht so.« »Mama ’mein«, schluchzte Lucy, und Anna sagte »Nein, Mama nicht gemein, Mama nur …« »Zickig«, sagte Titus. Anna sah ihn wütend an. »Mama ’mein«, wiederholte Lucy, nun schon gefasster. Anna lief aus der Küche und den langen Flur entlang zur Wohnungstür, wobei sie fast über Lucys Dreirad gestolpert wäre, das in der Mitte herumstand. »Fuck«, brüllte sie. Dann fiel ihr ein, dass sie ihre lange Goldkette noch anziehen sollte, die zu dem weißen T-Shirt bestimmt gut aussah. Kette, versuchte sie zu memorieren.
    Sie ging aus der Wohnung, nahm die paar Schritte zur Nachbarwohnung im Laufschritt und klingelte. Es dauerte eine Weile, und sie musste noch zweimal klingeln, bis Barbara endlich die Tür öffnete. Sie war im Nachthemd und sah verschlafen aus. Anna entschuldigte die Störung und erklärte die Situation, die sie einen »Notfall« nannte. Dann sah sie Barbara fragend an. »Sorry, aber heute geht es bei uns gar nicht«, sagte die. Ihre Kinder seien bei den Großeltern in Hamburg, und sie und Matthias hätten heute ihren lang geplanten freien Tag. »Ach so, klar, Mist, aber macht nichts«, sagte Anna, die Mühe hatte, nicht in Tränen auszubrechen. »Dann bis bald mal wieder, mit den Kleinen, ja?« Sie drehte sich um, ohne die Antwort abzuwarten, und lief wieder in ihre Wohnung zurück, wo sie die Tür kontrolliert hinter sich zuzog, anstatt sie, wie es ihrer Laune entsprochen hätte, zuzuknallen.
    Sie fand Titus und Lucy im Kinderzimmer, wo Lucy sofort wieder nach ihr rief. Diesmal ignorierte Anna sie und fuhr den neben dem Bettchen knienden Titus an, dass Barbara keine Zeit habe, und sie müsse gleich weg, und dass er bitte ihre Mutter erreichen solle. Oder sein blödes Köln absagen. Titus stand auf und griff sie fest ums Handgelenk. Wie oft solle er ihr noch sagen, dass sie vor Lucy nicht so schreien solle, sagte er leise, sein Griff war fest, und dann sagte er etwas lauter, dass er gar nicht daran denke, Köln abzusagen, er habe auch einen Beruf, es könne sich nicht alles um sie drehen im Csietermer, und wenn sie ihre Mutter nicht erreiche, solle sie doch bitte ihren Interviewtag absagen. In diesem Moment klingelte es an der Tür. Anna musste schon wieder aufs Klo, aber weil sie Titus um nichts bitten wollte, lief sie nach vorne, sagte in die Gegensprechanlage, dass sie gleich komme, lief wieder zurück und ins Badezimmer, dachte sogar an die Goldkette, die sie erst fand, nachdem sie die ganze Schmuckschatulle ausgeleert hatte und die wirklich gut zu dem T-Shirt aussah, aussehen würde, wenn sie sie erst mal entwirrt hätte, was sie sich für die Autofahrt vornahm. Noch ein prüfender Blick in den Spiegel, wie gerne hätte sie sich noch mal neu geschminkt, vielleicht sogar geduscht oder wenigstens kurz geweint, aber für all das war jetzt keine Zeit, also lief sie wieder zum Kinderzimmer, Titus angelegentlich ignorierend, während sie Lucy aus dem Bettchen hob, wobei ihr das Bilderbuch auf den Boden fiel, das Titus ihr wortlos reichte, dann lief sie, Lucy auf dem Arm, die vor Überraschung ganz still war, noch mal ins Bad, um Windeln zu holen, die sie sich unter den Arm klemmte. »Machst du eine Flasche«, rief sie, sah noch mal in den Spiegel, griff mit der freien Hand nach ihrem Parfümflakon und sprühte sich ein wenig davon auf den Hals. »Hm, das riecht gut«, sagte sie beruhigend zu Lucy. Im Flur stand Titus, ein volles Fläschchen in der Hand. »Arschloch«, zischte sie ihm zu, als sie es entgegennahm. Dann lief sie, so schnell ihre hohen Schuhe es zuließen, durch den Flur, angelte sich ihre Handtasche von der Garderobe und trat die Wohnungstür mit lautem Knallen hinter sich ins Schloss.
    In der abgedunkelten Limousine, die sie ins Adlon bringen sollte, versuchte sie es erneut bei ihrer Mutter. Wieder war nur die Mailbox dran. Es waren Schulferien, weswegen auch der Kindergarten geschlossen war und ihre Agentin, die sonst bestimmt eingesprungen wäre, verreist. Hoffentlich würde ihre Mutter bald aufstehen, und hoffentlich, hoffentlich hätte

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