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Meine 500 besten Freunde

Meine 500 besten Freunde

Titel: Meine 500 besten Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Adorján
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rechten Tasche seines Jacketts kann er das Gewicht der Füllfeder-Schatulle spüren. Er zieht einmal kräftig an der Zigarette, dann setzt er sich in Bewegung. Als er sich noch einmal nach Viktor umdreht, ist nur noch ein Stück von dessen himbeerfarbenem Pullover zu sehen, das sich in der Ferne gerade zwischen dunkel gekleideten Passanten verliert. Einen Moment später ist er aus seinem Blickfeld verschwunden.



ADLON
     
    Es war 8 Uhr 30 am Morgen, und Anna war mit den Nerven am Ende. Um kurz vor 6 Uhr hatte Lucy sie geweckt. Bis 8 Uhr hatte sie mit ihr ein Bilderbuch angeguckt, immer dasselbe, ungefähr dreihundert Mal. Dann war endlich Titus aufgestanden und hatte sie abgelöst. Während sie im Badezimmer war, hatte die Babysitterin ihr auf die Mailbox gesprochen, sie könne leider nicht kommen, müsse sich noch auf irgendeine Prüfung vorbereiten, es täte ihr leid, dass die Absage so kurzfristig sei. Und seither versuchte sie ihre Mutter zu erreichen, ob die ausnahmsweise einspringen könne, bisher vergeblich, wahrscheinlich schlief die noch. In einer halben Stunde würde der Fahrer kommen und sie abholen, und sie war noch nicht fertig angezogen, ihre Haare waren noch nass und die Nägel hatte sie auch noch nicht neu lackiert, an einigen Stellen war die Farbe schon ab.
    »Was soll ich machen, ich erreiche Mama nicht«, brüllte sie Titus an, als der mit Lucy auf dem Arm in die Küche kam. »Guten Morgen«, sagte der übertrieben freundlich, und die Kleine echote es nach. »Um neun kommt der Fahrer, und ich bin frühestens um sechs wieder da. Was machen wir, wenn Mama nicht kann?« Titus setzte Lucy in den Kinderstuhl, die natürlich zu protestieren anfing, wie immer, wenn sie auf ihr Stühlchen sollte. »Sag, was machen wir dann?« Titus warf ihr einen Blick zu, der sagte, sie solle nicht so schreien. Anna verstand nicht, warum er so ruhig war. »Kannst du deinen Termin heute verschieben?«, fragte sie so ruhig es ihr möglich war, und schickte noch ein flehendes »Bitte, ja?« hinterher. Titus hatte Lucy inzwischen erfolgreich auf ihren Stuhl verfrachtet und sich auf seinen Platz am Frühstückstisch gesetzt. »Ist der Kaffee fertig?«, fragte er. Anna nahm die Kanne aus der Maschine und knallte sie vor ihm auf den Tisch. »Milch?«, fragte sie wütend und nahm die Packung aus dem Kühlschrank. »Danke, Schatz«, sagte Titus. Lucy hing hintenüber in ihrem Kindersitz, strampelte mit den Beinen, streckte die Arme weit von sich und äußerte lautstark ihr Uneinverstandensein. »Die Milch ist abgelaufen, haben wir noch eine neue?«, fragte Titus. Anna lief aus der Küche und knallte die Tür hinter sich zu, woraufhin Lucy zu weinen anfing.
    Nachdem Anna noch eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter ihrer Mutter hinterlassen hatte, rannte sie ins Bad und beendete ihr Make-up. Die Falten zwischen Mund und Nase waren an diesem Morgen nicht zu übersehen, überhaupt war es keiner ihrer besseren Tage. Sie sah verquollen aus, und Make-up und Puder machten es fast nur schlimmer. Wenigstens schienen ihre Haare gut zu trocknen, über den Schultsieern wellten sie sich leicht, was reine Glückssache war und normalerweise nur an Regentagen gelang. Anna beschloss, sie offen zu tragen und ging ins Schlafzimmer, um sich dementsprechend umzuziehen. Mit offenen Haaren würde sie Hosen tragen können, entschied sie, zog sich die Strumpfhose wieder aus und stieg in ihre Lieblingsjeans. Wenn sie die oberen zwei Knöpfe offen ließ, passte sie gerade noch eben so. Dann suchte sie im Schuhschrank nach einem Paar Pumps, fand es nicht und zog ein anderes an. Sie wechselte auch den BH noch mal, tauschte den schwarzen gegen ein hautfarbenes Modell und zog dann ein locker sitzendes weißes T-Shirt an, über dem sie einen dunklen Blazer tragen wollte, den sie nach einigem Suchen auch fand. Inzwischen war es Viertel vor neun, und sie hatte ihre Mutter immer noch nicht erreicht. Warum war eigentlich sie hier für alles allein verantwortlich?
    In geladener Stimmung kehrte sie in die Küche zurück. Lucy hatte mittlerweile eine Flasche mit Kakao vor sich stehen, einen Schnuller im Mund und sah ganz zufrieden aus. »Mama«, rief sie und streckte die Arme nach ihr aus. »Ich kann jetzt nicht, Schatz«, sagte sie – und zu Titus gewandt, der gerade ein Käsebrötchen aß, »also, was ist jetzt? Hast du dir was überlegt?« Er biss erst noch einmal ab und kaute gründlich, bevor er antwortete: »Ich?« »Ja, du. Du! Warum denn nicht du? Was soll

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