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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
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zurück, als sie die Veränderung in seinen Zügen sah. Er wirkte gekränkt; in seinen Augen stand nackte Sehnsucht. Und sie begriff, dass ihr wirklich ein schmutziger Kampf bevorstand. Ein Kampf gegen sich selbst.
    Genauso schnell veränderte sich sein Gesichtsausdruck ein zweites Mal.
    Er faltete die Zeitung zusammen, veränderte seine Position, und das Lächeln, das seinen breiten Mund umspielt hatte, verschwand vollkommen.
    Sie sah ihn mit leicht geneigtem Kopf an und überlegte. Er wandte den Blick von ihr ab und sah kaum merklich nach unten. Irgendwie machte sie das wütend, und ein heftiger Adrenalinstoß durchzuckte sie. Sie fühlte sich, als wäre ein Brennofen in ihr entzündet worden.
    Wie kannst du es wagen, dachte sie, jetzt voll in Fahrt. Ich habe deine Kinder zur Welt gebracht. Es war ihr eine Spur peinlich, sich an einem solchen Ort daran zu erinnern, wie es dazu gekommen war. Sei nicht melodramatisch, befahl sie sich und starrte ihn weiter an. Aber es war wahr.
    Er hatte sie betrogen. Auf die altmodische Art und Weise. Alle Klischees erfüllten sich. Mit einer Jüngeren, die jetzt ein Kind von ihm erwartete. Mit ihrer Assistentin.
    Obwohl sie glücklich zusammen gewesen waren.
    Sie fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen und hatte das Gefühl, unfreiwillig neben jemandem zu sitzen, mit dem sie gleich in einen Boxring steigen würde. Oder leise Konversation direkt vor einem Duell zu machen. Schwerter wären passender, dachte sie. Ich fände es wunderbar, ihm eins hoch über den Kopf zu halten und es dann herabsausen zu lassen, ihn in zwei Stücke zu hauen und dabei wild zu brüllen, wie eine Art Amazone auf einer Zerstörungsmission:
    DU HAST MICH BETROGEN.
    Sie schüttelte den Kopf, während in ihrem Gehirn kleine Sterne explodierten. Geistesabwesend kratzte sie sich die Schläfe und widerstand dem Drang, dagegenzuschlagen. Brrr. Da musste eine Erinnerung an irgendeinen kriegerischen, keltischen Vorfahren aufgeblitzt sein, dachte sie und fing sich wieder. Was ihr im Augenblick nicht helfen würde. Sie atmete gleichmäßig, wie sie es beim Wild Women’s Weekend geübt hatte. Sie spürte, wie sie eine Spur ruhiger wurde.
    Vielleicht … vielleicht gab es eine Möglichkeit, es erträglich zu machen. Er mochte sich ehrenhaft zeigen. Wenn sie wenigstens diesen Teil von ihm wiederfinden konnte. Oder hatte sie die Tatsache, dass er ein guter Mann war, einfach erfunden? Gewiss konnte nicht alles nur Getue gewesen sein, dachte sie fiebrig. Irgendwo dort musste er doch sein.
    »Max?«, fragte sie zaghaft und in dem Versuch, irgendeine Art von Verbindung zu finden.
    Aber er weigerte sich, ihr in die Augen zu sehen, und blickte stur auf die andere Seite des Raums, als fände er dort eine Antwort auf ihre Frage.
    Er kann mir nicht in die Augen sehen. Bastard, dachte sie und verspürte den Drang, sich entweder vorzubeugen und ihn zu schubsen oder hinauszulaufen und wegzurennen.
    Aber sie tat es nicht, kämpfte stattdessen gegen jeden Instinkt und wandte sich wieder ihrer Atmung zu, bis sie erneut spürte, wie der seltsame Rhythmus seinen Zauber wirkte.
    »Oh, hallo. Wie macht sich dein Schlüpfer?«, grinste er und brachte es dabei trotzdem fertig, traurig auszusehen.
    Sie musste seine Frechheit bewundern – mit seiner Frau zu flirten, kurz bevor sie geschieden wurden.
    »Das wirst du nie erfahren«, blaffte sie.
    »Hmm. Ja. Scheint so«, sagte er.
    Bevor er weitersprechen konnte und bevor Caitlin ihre Atemübung wieder beginnen konnte, kam eine Frau auf sie zu, um sie zu begrüßen. Ihr grau-braun-silbernes Haar folgte ihr wie eine große, wirre Wolke, und auf ihrem kantigen Gesicht stand ein gehetzter Ausdruck.
    Caitlin spürte, wie ihre Temperatur abfiel, und rieb sich instinktiv schützend die Arme.
    »Entschuldigen Sie die Verspätung«, sagte die Frau mit dem seltsamen Haar. Ein breites Lächeln zeigte ihre leicht schief stehenden und sehr großen Zähne. Caitlin mochte sie sofort. »Ich war bei Gericht «, fügte sie mit einer schweren, dramatischen Betonung des letzten Wortes hinzu und verdrehte ihre großen, runden, dunkelgrauen Augen. »Oh! Tina Glass, hallo, hallo«, sagte sie geistesabwesend und streckte eine Hand in Richtung Max aus, der sich zu ihr drehen musste, um sie zu ergreifen. Nach einem kurzen Schütteln hielt sie die Hand dann Caitlin hin, die sie anlächelte. Die Gegenwart dieser Frau wirkte irgendwie beruhigend auf sie.
    Sie sah Max an, dessen Miene bewusst verschlossen war. Es

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