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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
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gingen. Wie seltsam, jemanden zu sehen, der sie gekannt hatte, als sie noch Single gewesen war, gerade in dem Moment, als sie kurz davorstand, wieder allein zu sein.
    Das letzte Mal hatte sie ihn an einem großen Esstisch gesehen, und eine Menge sake war die Kehlen der an dem Tisch versammelten Menschen hinuntergeflossen – sonnengebräunt und jung, mit von der Sonne gebleichtem Haar und dem verwegenen Selbstbewusstsein junger Menschen, hatten sie zu viel billigen Wein getrunken und geredet, wahrscheinlich zusammenhangloses, naives Zeug, dachte sie, und es war um das Leben gegangen und was sie sich davon erwarteten. Sie waren niedlich gewesen.
    Und ein solches Szenario wie dieses war nie erwähnt worden, nicht bei dieser Gelegenheit oder bei einem der vielen anderen trunkenen Gespräche, die während jener kurzen, paradiesischen Zeit zwischen Examen und der realen Welt stattgefunden hatten. So viel war ihr im Gedächtnis geblieben.
    Sie fragte sich, ob er sie erkannt hatte, und als er sich noch einmal nach ihr umdrehte, bevor er einen kleinen Konferenzraum betrat, wurde ihr klar, dass er sich durchaus erinnerte. Viel Glück, dachte sie und sandte ihm im Geist gute Wünsche. Dann errötete sie und spürte Tränen in ihren Augen brennen.
    Es war nicht so, dass es peinlich gewesen wäre. Es war traurig.
    »So«, sagte Tina mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung. »Hier können wir rein«, fügte sie hinzu und geleitete sie beide in einen winzigen Raum.
    Darin balancierte ein sehr kleiner, sehr runder Mann auf einem billigen Metallstuhl. Er war blass, kahl und wirkte kindlich. Sie nahm ihm gegenüber Platz, lächelte und streckte ihm die Hand hin. »Caitlin Cooper«, sagte sie und zwang Stärke in ihre Stimme.
    Max stand noch immer zögernd auf der Schwelle, als sei er sich nicht sicher, ob er wirklich eintreten sollte oder nicht. »Erhhh-hmmmmm«, unterbrach er und steckte den Kopf in den Raum, der sich mit drei Personen darin bereits überfüllt anfühlte. »Haben wir nicht …« Er hielt inne und sah sich verlegen um. »Sieht das Protokoll nicht für den Anfang getrennte Sitzungen vor?«, beendete er seine Frage.
    »Sie haben absolut recht«, antwortete Tina wohlgelaunt und in gleicher Lautstärke. Max zuckte zusammen.
    »Zuerst nehmen wir Sie einzeln beiseite und plaudern ein wenig. Das heißt also Bye-bye für Sie«, fügte sie grinsend hinzu, schloss die Tür vor Max’ verblüfftem Gesicht und nahm Caitlin gegenüber Platz, neben dem Mann, dem der Schweiß ausgebrochen war. Er hustete leise und warf Tina einen vielsagenden Blick zu.
    »Und Ihnen auch einen guten Tag!«, bemerkte sie zu ihm. »Also, es war ein langer Tag.« Sie zwinkerte Caitlin zu, die zurücklächelte. Sie wusste, dass dies alles schrecklich ernst sein sollte, aber Tinas leicht verrückte Vorgehensweise gefiel ihr.
    »Dieser zauberhafte Gentleman ist Charlie Hubbard, mein Kollege. Wir werden zuerst eine kleine einführende Ansprache von mir hören. Dann werden Sie Fragen haben. Dann erzählen Sie mir, was mit dem Märchen schiefgegangen ist. Dann können Sie sich draußen eine Weile sammeln, während wir mit Ihrem Ehemann sprechen.« Bei dem Wort Ehemann verblasste Caitlins Grinsen. »Jep, das ist er immer noch, noch für mindestens zwölf Monate und bis all das geregelt ist. Kinder und Häuser neigen dazu, bei Scheidungen als Bremse zu fungieren. Das alles muss bedacht werden. Wie dem auch sei. Nachdem er mit uns geredet hat, werden wir alle miteinander reden. Oh. Moment. Ich habe vergessen, Ihnen die Ansprache zu halten.«
    »Ahäm«, bemerkte Charlie und warf ihr einen feindseligen Blick zu.
    »Keine Sorge, Charlie, es wird alles ordnungsgemäß abgewickelt«, sagte Tina beruhigend. »Charlie«, erklärte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Caitlin, »hält viel von Regeln. Aber er ist wunderbar«, fügte sie hinzu und schenkte ihrem Kollegen, der misstrauisch ein wenig zurückwich, ein herzliches Lächeln.
    »Also. Die Ansprache.« Sie holte tief Luft, schlug ihre, wie Caitlin vermutete, ernsthafte Stimme an und begann.
    »Wir sind nicht als Rechtsanwälte hier«, sagte sie müde, »wir sind hier, um Ihnen zu helfen, eine gütliche Regelung zu erreichen. Eine Schlichtung. Viele Menschen denken, dass wir zusammenkommen, um Sie beide zu vertreten. Das tun wir nicht. Wir versuchen, Sie zu einem legalen Arrangement zu führen, das Ihnen den Weg zum Gericht erspart.«
    »Was hat es mit dieser schrecklichen Angst vor den Gerichten

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