Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
Vom Netzwerk:
erwiderte Nadia ernsthaft.
    »Du musst ihn morgen Abend tragen. Vor allem nach diesem Gespräch. Max wird ihn spüren.«
    »Was glaubst du, warum diese Schlüpfer funktionieren?«, fragte Sarah versonnen. »Oh! Oh! Ich weiß. Seide«, trällerte sie, »wird aus einem Kokon gemacht. Ein Kokon ist das Heim eines früheren Seidenwurms, der sich in einen Schmetterling verwandelt hat.«
    »Motten, Sarah. Sie verwandeln sich in Motten«, unterbrach Caitlin.
    »Pedantin«, neckte Sarah sie. »Du weißt, was ich meine. Es ist eine brandneue Identität!«
    »Willst du damit sagen, ich sei ein Schmetterling oder eine Raupe?«, fragte Caitlin. Sie verspürte einen leisen Kitzel des Triumphs, weil sie Max kalt erwischt hatte. Er hatte immer eine Schwäche für Unterwäsche gehabt (und dafür, sie ihr auszuziehen). Und obwohl sie wusste, dass es schäbig war, gab es ihr ein Gefühl von Macht, dass sie ihn ein klein wenig damit verletzt hatte.
    »Ich sage, dass du dich erneuerst«, erklärte Sarah. »Und der perfekte Stoff für eine Frau, die aus einem Kampf wie neugeboren hervorgeht, ist Seide.«
    »Dann wäre das also geregelt«, sagte Caitlin entschlossen, griff nach einer Champagnerflasche und nahm einen großen Schluck. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und deutete auf eins der Kleidungsstücke auf dem Boden der Umkleidekabine. »Ich nehme dieses gelbe Kleid und das rote, das du anprobiert hast, Myra.«
    »Oh, danke. Da fühle ich mich doch gleich beschissen«, sagte Myra. »War nur ein Witz. Gern geschehen.«
    »Und vier, nein, sechs von diesen Schlüpfern«, fügte sie hinzu, nahm einen weiteren Schluck aus ihrer Champagnerflasche und deutete auf ihre Unterwäsche.
    Und dabei blieb sie auch, zur großen Freude der Ladenbesitzerin, die sich stundenlang im hinteren Teil des Geschäftes versteckt und darauf gewartet hatte, dass sie wieder gingen. Alles in allem wechselten Tausende von Dollar den Besitzer, bevor alle vier Frauen den Laden verließen und eine sehr beschwipste Caitlin nach Hause fuhren. Als sie dort ankamen, war sie noch beschwipster, da sie darauf bestanden hatte, während der ganzen Fahrt weiterzutrinken.
    »Warum trinkst du?«, fragte Sarah.
    »Die Kinder sind bei Maxsch«, nuschelte Caitlin. »Und ich höre im Geiste immer wieder Max sagen, ich hätte mein Leben hinter mir. Es wird eine Weile dauern, das auszulöschen. Ich habe mein Leben nicht hinter mir«, bemerkte sie trunken zu niemand Bestimmtem, als sie durch die Haustür trat und es Myra und Nadia überließ, sich gegenseitig nach Hause zu bringen. In der Zwischenzeit ging Sarah vor ihr her und räumte Caitlin emsig alle spitzen Hindernisse aus dem Weg. »Ich habe es satt, mich zum Narren halten zu lassen«, fuhr sie fort und schwankte leicht, während sie zu ihrem Zimmer ging. Sarah half ihr, ihre neue Unterwäsche einzuräumen, und warf einen Schlüpfer weg, den Max besonders geliebt hatte.
    Und ich bin beinahe über dich hinweg, dachte sie und trank das riesige Glas Wasser, das Sarah ihr hinhielt, bevor sie in ihrem seidenen Schlüpfer auf dem Bett das Bewusstsein verlor, das viktorianische Nachthemd sicher und ungetragen unter ihrem Kissen.

21
    Ungefähr vierundzwanzig Stunden später schlich Caitlin sich etwas steifbeinig wegen ihrer neuen Unterwäsche – von der sie überzeugt war, jeder müsse ihr ansehen, dass sie sie trug – in die Büros der Partnerschaftsberatung.
    Trotz des aufmunternden Namens war es offensichtlich, dass dieser Ort nicht dazu gedacht war, Menschen zusammenzubringen. Er war unfreundlich und düster; ein schwacher Geruch von Moder und irgendetwas Undefinierbarem wehte durch die Flure. Dies ist einer der deprimierendsten Räume, die ich je gesehen habe, dachte Caitlin, während sie mit einem Blick durch den Empfangsraum die Szenerie in sich aufnahm.
    Auf einer faden, braunen Kommode stand ein trübes, grünlich schimmerndes Aquarium. Darin schwamm ein lustlos wirkender Goldfisch (nur ein einziger natürlich, dachte Caitlin ironisch). Flecken unklaren Ursprungs zierten den beigefarbenen Teppich und brachten Caitlin zu der Frage, ob in den Räumen einst ein Mord begangen worden war und niemand sich je die Mühe gemacht hatte, anschließend richtig sauber zu machen. Im Raum stand nur eine einzige, sehr abgenutzte und fadenscheinige, tabakgelbe Couch, die aussah, als käme sie direkt vom Flohmarkt, und mehrere verirrte, schockiert wirkende Seelen schlurften vorbei, wobei sie verzweifelt jeden Blickkontakt

Weitere Kostenlose Bücher