Meine allererste Scheidung
auf sich?«, erkundigte Caitlin sich.
Tina sah sie kurz an, dann verebbte der Schock, und das breite Grinsen kehrte zurück. »Ich schätze, das bedeutet, dass Sie noch nie vor Gericht waren. Schön für Sie! Gerichte sind schreckliche Orte. Sie sind wie das Anti-Disneyland. Sie sind die unglücklichsten Orte auf Erden.«
Caitlin runzelte die Stirn, denn sie hatte das Gefühl, dass das kaum ihre Frage beantwortete, und Tina zuckte resigniert die Achseln.
»Hören Sie, ich weiß, es klingt melodramatisch. Aber vertrauen Sie mir in diesem Punkt.« Sie senkte die Stimme zu einem dramatischen Flüstern. »Im Augenblick neigen die Gerichte dazu, Männer zu belohnen und Frauen am Boden zerstört zurückzulassen. Tut mir leid, Charlie«, bemerkte sie zu ihrem Partner, der ein wenig angewidert dreinblickte. Oder vielleicht lag es auch an dem Geruch.
»Tina«, sagte er abgehackt. »Die Statistik zeigt, dass Ihre … Theorie … tatsächlich einiges Gewicht hat.«
»Das ist richtig«, erwiderte Tina warm und schlug ihm kameradschaftlich auf den Rücken. »Ich will Sie ins Bild setzen, Caitlin. Stoppen Sie für mich die Zeit, Charlie«, befahl sie. Er nickte gequält. »Lassen Sie mich wissen, wenn drei Minuten vergangen sind.« Sie holte tief Luft und stürzte sich mitten hinein.
»Es gibt eine Menge Frauen wie Sie«, sagte Tina und wedelte mit der Hand vage in Caitlins Richtung, »(ich vermute das jedenfalls), Sie sind erfolgreich und gebildet und eine von diesen Frauen, die die Zeitungen wahrscheinlich als Karrierefrauen bezeichnen würden. Ein Ausdruck, bei dem man sich krümmt, aber so ist es nun mal. Also, ihr Erfolg hat eine Schattenseite. Das ist die Vermögensteilung. Sie zwingt diese Frauen – Frauen wie Sie –, riesige Summen an ihre weniger wohlhabenden Exmänner zu zahlen. Ich kann Ihnen sagen, dass alle Rechtsanwaltskanzleien eine wachsende Anzahl von Fällen melden, in denen Männer durch eine Scheidung zu einem Vermögen kommen, wenn Frauen wie Sie ihre Ehemänner am Arbeitsplatz überflügeln.«
Caitlin nickte schwach.
»Heute habe ich vor Gericht«, fuhr Tina fort, und ihre Stimme wurde heiser und trocken, »drei Frauen vertreten, von denen jede mehr verdient als ihr Ehemann. Ich vertrete noch sieben andere.« Sie verschwand unterm Tisch und kam mit einer Flasche mit bernsteinfarbener Flüssigkeit wieder hervor, die sie in einen Kaffeebecher schüttete.
»Ist das Whisky?«, fragte Caitlin und versuchte, nicht die Nase zu rümpfen.
»Ja. Nicht gerade die beste Marke, ich weiß, aber meine Stimme schwindet, und ich brauche ein Glas. Sie auch?«, bot sie an.
»Nein. Danke.« Caitlin lächelte.
»Sicher? Ich kann irgendwo noch einen Becher aufstöbern.«
Caitlin versuchte nicht zu lachen, während Charlie sich auf seinem Stuhl zurücklehnte und die Arme entschlossen vor der Brust verschränkte. Sein ganzes Wesen verströmte Missbilligung.
»Unkonventionell, ich weiß, Charlie, aber Sie werden erfreut sein zu hören, dass der Whisky mich durch zwölf Stunden vor Gericht gebracht hat und mich auch durch die nächsten Stunden bringen wird. Es ist nur ein Schlückchen.«
Charlie verdrehte die Augen und formte in Caitlins Richtung mit den Lippen die Worte: »Es tut mir so leid.«
»Das habe ich gesehen, Charlie«, bemerkte Tina, und Erheiterung blitzte in ihren intelligenten grauen Augen und auf den scharfen Gesichtszügen auf.
»Sie wissen, dass Sie mich niemals mehr als einen haben trinken sehen. Das reicht vollkommen«, fügte sie hinzu.
»Also«, kam sie wieder zur Sache. Es hatte funktioniert, bemerkte Caitlin. Ihre Stimme war jetzt voller und glatter. »Wenn das Gericht in Ihnen das sieht, was Sie sind – Sie wissen schon, eine Brotverdienerin und tüchtig und erfolgreich –, wird man Sie zwingen, Ihrem Mann Geld zu geben. Ihr Vermögen wird geteilt, und dieser Prozess verlangt die Ausfüllung vieler, vieler langweiliger Formulare. Wenn Sie dabei nicht peinlich genau sind, passiert Folgendes: Jedes einzelne Mal, wenn ein Rechtsanwalt auf die Papiere atmet oder Sie anruft, weil noch ein klitzekleines Fehlerchen verbessert werden muss, werden Sie mehr Geld ausspucken. Tonnenweise Geld.« Sie verdrehte die Augen, nahm noch einen Schluck Whisky aus ihrem Kaffeebecher und fuhr fort.
»Und natürlich besteht da noch die Frage nach Unterhaltszahlungen an den Ehegatten – wiederum verknüpft mit lästigen Formularen. Diese langweiligen Formulare werden zu einem Juniorpartner in eine große
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