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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
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Entscheidungen und Versprechen an und darüber, dass man keine Wahl hatte, und dabei bemühte sie sich, das Ganze so locker zu beschreiben, dass Molly nicht allzu viele weitere Fragen stellte. Aber gleichzeitig gab sie sich große Mühe, ihre kleine Schwester ernst zu nehmen. Während Sean sich damit abgequält hatte, plötzlich zwei Häuser zu haben, und während sie mit ihrem Zorn gerungen hatte, waren die Probleme ihrer Eltern manchmal in den Hintergrund getreten, überlagert von den anderen Problemen, mit denen die meisten Vierzehnjährigen sich auseinandersetzten. Madeleine hatte ihr oft gesagt, dass sie sich über ihre Distanziertheit keine Sorgen machen solle, dass es ein Teil ihrer Widerstandskraft war. Aber eine Sorge wurde sie nicht los: dass der wahre Grund, warum sie nicht zusammenbrach, darin lag, dass ihr irgendein wichtiges Gefühl abging. Sie war nie verliebt gewesen, und obwohl sie ihren Dad jämmerlich fand, konnte sie ihn einfach nicht hassen.
    Sie hatte keine Lust, sich zu verlieben. Obwohl sie Luke tatsächlich mochte. Er war talentiert und witzig und sah sehr gut aus. Und sie redete gern mit ihm. Aber sie würde gemeinsames Abhängen nicht als Liebe beschreiben, dachte sie verständnislos. Vielleicht stimmte tatsächlich etwas nicht mit ihr?
    Madeleine hatte ihr schnell versichert, dass die meisten Menschen in der Schule mehr litten, als irgendjemand wirklich ahnte, und dass selbst Erwachsene es sofort vergaßen, sobald sie die Schulzeit hinter sich hatten. Und sie hatte sie beruhigt: Nur weil Sean nicht schluchzend umherlief, bedeutete das nicht, dass sie keine traumatischen Erlebnisse gehabt hatte, aus denen sie viel lernen und die sie in ihrer Musik verarbeiten könnte.
    »Aber warum können Erwachsene sich nicht daran erinnern, wie schrecklich die Schule ist?«, hatte Sean ihre Großmutter gefragt.
    »Wir vergessen es, weil es unser Schicksal ist, unsere Hoffnung zu bewahren und im System zu bleiben.« Madeleine hatte Sean ermutigt, sich nie, niemals vom System aufsaugen zu lassen. Was immer das auch genau sein mochte. Sean vermutete, dass es etwas mit der Schule zu tun hatte, mit der Universität, der Ehe und Jobs.
    In der Zwischenzeit steckte sie noch immer in Klasse Neun fest, die sie zu ihrer persönlichen Hölle erklärt hatte.
    Das Jahr war grässlich für Sean. Ihre Sängerinnenkarriere war zum Stillstand gekommen, weil sie in der Schule war und weil sie zwischen ihren Eltern pendelte. Ihre Songs schrieb sie mit Luke, aber sie handelten alle von ihrem Hass auf Kennedy. Was bedeutete, dass sie zwölf verschiedene Versionen von einem großartigen Song hatte. Im Augenblick konnte sie einfach nicht darüber wegkommen.
    Sie zuckte die Achseln. »Ich habe einfach das Gefühl, als würde die Welt immer kleiner und kleiner. Wie dieser Raum.«
    »Diese Wohnung gefällt mir überhaupt nicht. Bei Mum haben wir unsere eigenen Zimmer. Bei Mum haben wir unsere Sachen. Bei Mum …«
    »Wir sollten einfach nicht hier sein. Ich hasse Kennedy.«
    »Kennedy ist nicht nett. Ich dachte, sie sei nett, aber sie ist es nicht«, sagte Molly nachdenklich.
    »Nein«, stimmte Sean ihr zu. »Wir haben sie gemocht und ihr erlaubt, mit uns rumzuhängen, und sieh dir nur an, was sie getan hat. Sie hat Dad gestohlen.«
    »Aber kann man Menschen wirklich stehlen? Es ist doch nicht so, als würden wir sie besitzen«, fragte Molly sich laut.
    »Natürlich kann man Menschen stehlen. Sie hat ihn gestohlen, und sie hat unser ganzes Leben gestohlen. Nur damit sie … den Dad von jemand anderem haben konnte.«
    »Aber sie müssen doch gestohlen werden wollen!«, hakte Molly weiter nach.
    Beide Mädchen schwiegen. Etwa eine Minute lang.
    »Fällt dir«, fragte Sean, »eine nette Eigenschaft von Kennedy ein?«
    Beide saßen grübelnd da, und Molly legte den Kopf schräg.
    Sie saßen da und dachten ausgiebig nach.
    »Hübsche Kleider«, sagte Molly entschieden. »Sie hat absolut hübsche Kleider. Vielleicht könnten wir versuchen, sie zu mögen. Du weißt schon, falls sie und Dad tatsächlich zusammenkommen.« Sie sah ganz bekümmert aus.
    »Du willst, dass sie herkommt und mit uns lebt?«, fragte Sean entsetzt.
    In diesem Punkt war Molly sich nicht sicher. »Eigentlich nicht. Ich habe zum Beispiel Angst, dass Kennedy mich zwingt, ihren Bauch zu streicheln und mit dem Baby zu reden. Das wäre mir unheimlich.«
    »Wenn sie es tut, werde ich ihr ganzes Make-up benutzen und ihre Kleider anziehen«, erklärte Sean hitzig. »Und ich

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