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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
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hatte, hatte außerdem Max’ sexy, weißen Apple Mac mit einer Reihe spontaner Legogebilde verziert. Mit zwei Babys wäre der winzige Raum überfüllt gewesen; für zwei Mädchen war er eine Art Gefängniszelle. Die Etagenbetten, die ihr Vater gekauft und halbherzig aufgebaut hatte, gaben ihnen das Gefühl, zwei seltsame Gegenstände zu sein, die man in der Ecke abgelegt hatte.
    Zwar hätten sie sich einfach in ihr Schicksal fügen können, aber aus diesem Holz waren sie nicht geschnitzt. Sie waren Freiheitskämpfer, die die ersten Etappen eines Guerillakrieges mit dem Ziel planten, sich aus den beengten Verhältnissen zu befreien und zurück in das Haus ihrer Mutter zu gehen.
    »Ich kann nicht glauben, dass Dad mit Kennedy zu dem neuen Haus gefahren ist«, begann Sean.
    »Wir hätten mitfahren können«, erwiderte Molly. »Wir haben Nein gesagt.«
    »Ich muss mit Mum reden«, erklärte Sean.
    »Sie hat schon wieder den Anrufbeantworter eingeschaltet«, sagte Molly um acht Uhr elf und hielt Sean das Telefon hin, die sich auf ihrem Etagenbett zusammengerollt hatte.
    »Okay, versuch’s auf ihrem Handy. Das ist immer eingeschaltet.«
    »Heute Abend nicht«, antwortete Molly kopfschüttelnd. (Ihr Haar stand ihr wild vom Kopf ab, genau wie bei ihrer Mutter.) »Hab ich schon versucht.«
    »Sie verbringt den Abend wohl mit ihrer Freundin Kelly Clarkson.« Sie sahen sich an, und Sean schnitt eine Grimasse. Sie wussten: Das Einzige, wofür ihre Mutter jemals ihr Handy ausschaltete, war Kelly Clarkson in Kombination mit einer Packung Kleenex. Doch sie vertrauten darauf, dass ihre Mutter alles in den Griff bekommen würde, und waren nicht allzu besorgt. Schließlich hatten beide Mädchen ihre eigenen Probleme. Obwohl er sie mit zahlreichen Geschenken verwöhnt hatte, hegten sie einen tiefen, brennenden Widerwillen gegen ihren Vater, der beinahe die ungeheure Liebe, die sie für ihn empfanden, verbrannte. Dad war blöd, geistesabwesend und, das Schlimmste von allem, treulos. Sie hörten ihn immer wieder mit leiser, drängender Stimme am Telefon reden, und meistens ging es um ihre Mutter.
    Statt also Trübsal zu blasen, weil sie mit dieser fremden, neuen Welt fertig werden mussten, in die sie sich unfreiwillig hineingezwängt fanden, beschlossen sie daher, einen narrensicheren Fluchtplan zu entwickeln.
    Aber zuerst und wie die meisten Kinder, deren Mütter nach sieben Uhr abends schluchzten, sorgten sie sich um ihre Mutter.
    »Wird sie sterben, was meinst du? Sollten wir nach Hause fahren und nachsehen, ob alles in Ordnung mit ihr ist?«
    »Nein, Molly. Leute sterben nicht an gebrochenem Herzen.« Sean dachte eine Sekunde nach. »Nun, jedenfalls nicht schnell .«
    »Es klang aber ganz bestimmt so, als würde sie sterben, als wir sie letzte Woche weinen hörten«, grübelte Molly und erinnerte sich an einen Abend, an dem nicht einmal Kelly das Stöhnen übertönt hatte.
    »Yep. Alle fühlen sich so, wenn sie den Laufpass gekriegt haben«, sagte Sean weise. »Also, wenn wir tatsächlich an gebrochenem Herzen sterben könnten, würden die meisten von uns nicht älter als fünfzehn.«
    »Oh. Dann klingt es also nur so schlimm.«
    »Es fühlt sich wahrscheinlich auch so an. Ich weiß es nicht.«
    »Warst du schon mal verliebt?«
    »Noch nicht. Gott sei Dank«, fügte sie leise hinzu.
    »Kennst du diesen Jungen in meiner Schule?«
    »Welchen, Molly? Es gibt ungefähr zweihundert davon.«
    »Den, den ich mag. Kaelan.«
    »Nein. Wie ist er denn so? Und wie weit ist das schon gegangen?«
    »Er ist witzig. Und sehr intelligent. Und er mag mich. Zumindest habe ich den Verdacht, dass er mich mag. Er hat mich umarmt.«
    »Wie könnte er dich nicht mögen?«
    »Aber was ist, wenn wir uns verlieben?«
    »Das könnte tatsächlich ganz schön sein.«
    »Aber …«, flüsterte sie, und ihr kleines Gesicht bekam einen leidenschaftlichen Ausdruck. Sean stieß sie sanft an. »Ich werde nicht sterben, oder?«
    »Nein, Schätzchen. Wirst du nicht. Selbst wenn du dich von ihm trennst.«
    »Oder er sich von mir trennt?«
    »Nein. Keinen Liebestod. Du wirst es überstehen. Sonst würden wir es niemals durch die neunte Klasse schaffen. Allen wird das Herz immer wieder gebrochen, sobald sie vierzehn sind.«
    »Dir ist das nicht passiert.«
    »Ich weiß. Ich will es einfach nicht.«
    »Sean. Hat Mum sich von Dad getrennt, oder hat Dad sich von Mum getrennt?«
    Sean schwirrte der Kopf. Sie holte tief Luft und setzte zu einer vagen Antwort über

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