Meine allererste Scheidung
Und du darfst nicht Nein sagen.«
»Ich darf nicht?«
»Nein.«
»Warum darf ich nicht Nein sagen?«, fragte Sarah neugierig.
Und Caitlin begann zu weinen.
»Kannst du bitte einfach herkommen?«
Und so ließ Caitlin ihre Kinder in Sarahs tüchtigen Händen zurück, nachdem diese ihr ganzes Geschäft für den Tag vernünftigerweise ihrer überglücklichen Assistentin überlassen hatte. »Das Yogazentrum kommt auch ohne mich zurecht«, erklärte sie mannhaft, als sie bei Cait eintraf, insgeheim begeistert, ihr zu Hilfe kommen zu können.
»Warum bin ich hier?«, fragte sie. »Warum schniefst du?«
»Ich werde dir alles erzählen«, versprach sie und wand sich innerlich bei dem Gedanken. »Kannst du die Kinder zuerst zur Schule bringen? Sie sind wirklich spät dran, und wenn ich anfange, es dir zu erzählen … nun. Es könnte eine Weile dauern.«
Also bereitete Sarah, wie sich das für eine gute Freundin gehörte und obwohl sie vor Neugier platzte, Lunchpakete für die Mädchen und fälschte Caitlins Unterschrift auf Mitteilungen an die Schulen, in denen sie erklärte, warum die Kinder erst so spät zum Unterricht kamen. Dann überfuhr sie mit ihrem alten, roten Datsun acht rote Ampeln, um Sean und Molly bis zur Pause zu ihren jeweiligen Schulen zu bringen.
Danach kam sie so schnell sie konnte zurück und fand Caitlin vor, die sich gerade fürs Büro ankleidete.
Sarah räusperte sich und warf ihrer ältesten Freundin einen Blick zu. »Ähm, wolltest du die Flucht ergreifen, bevor ich zurück war?«, fragte sie, die Hände in die Hüften gestemmt.
»Ähm. Ja«, sagte Caitlin und wurde leicht rot.
»Willst du mir erzählen, was los ist?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Cait! Du bist so komisch.«
»Es ist mir zu peinlich, es dir zu erzählen«, murmelte sie. »Wenn ich es dir erzähle, bin ich nicht mehr wütend. Wenn ich traurig werde, werde ich zusammenbrechen. Wenn ich zusammenbreche, kann ich nicht ins Büro gehen und herausfinden, was da vor sich geht.«
»Was?«
Caitlin setzte sich mit verschränkten Armen und Beinen und starrte die Wand an.
»Max ist gegangen.«
»Er ist gegangen? Habt ihr euren ersten Streit gehabt oder so etwas?« Sarah fielen beinahe die Augen aus dem hübschen Gesicht. Cait und Max stritten nicht. In diesem Punkt war Cait immer unbeirrbar gewesen.
»Nun, wir fangen jetzt vielleicht damit an«, antwortete Cait.
»Hmpf«, sagte Sarah ungläubig. »Also … er ist gegangen.« Eine Pause. »Warum?«
»Ich habe ihn dazu gezwungen.«
Noch eine Pause. »Warum?«, fragte Sarah, deren Geduld langsam nachließ.
»Weil er mit Kennedy geschlafen hat und sie ein Kind von ihm erwartet.«
Eine ziemlich lange Pause diesmal.
»Hm«, sagte Sarah. »Ist er wirklich gegangen, oder liegt seine Leiche hinten in deinem Wagen?«
Caitlin feixte. Sarah klang eine Spur hysterisch.
»Glaub bloß nicht, dass ich daran nicht gedacht habe.«
»Es kommt mir absolut vernünftig vor.«
»Und ich muss zur Arbeit gehen.«
»Warum? Solltest du nicht weinen oder irgendetwas in der Art?«
»Das habe ich bereits getan«, antwortete Caitlin und legte ihre Armbanduhr um.
»Wow, du hast bereits eine To-do-Liste für die Scheidung geschrieben«, bemerkte Sarah sarkastisch. »Ich hätte gedacht, wir würden etwas tun, was man bei gebrochenem Herzen so tut, wie zum Beispiel sich total betrinken?« Sarah war tatsächlich enttäuscht darüber, dass sie nicht zumindest versuchen musste, ihre Freundin davon abzuhalten, von einer Brücke zu springen. Würde Caitlin denn nicht zerbrechen? Wahrscheinlich nicht, überlegte sie, während sie ihre Freundin beobachtete, die unruhig hin und her lief. »Du bist zu wütend, um zur Arbeit zu gehen«, stellte sie fest. »Du könntest wirklich Dummheiten machen.«
»Nein, Sarah, ich muss zur Arbeit. Sie ist dort und ich nicht, und das lässt mich schwach aussehen. Und zum Teufel mit ihr«, fügte Caitlin hinzu, während sie mit einer schlichten, weißen Bluse kämpfte.
»Hör auf, mit deinen Kleidern zu kämpfen, Caitlin«, warnte Sarah.
»Gott! Ich kann mich nicht entscheiden, was ich anziehen soll. Meine Kleider wollen nicht von mir angezogen werden. Ich schaffe es nicht mal, mir etwas anzuziehen. Ich bin völlig fertig.«
Sarah trat hinter sie und sah ihre älteste, aufrichtigste und allerbeste Freundin an. Sie fasste sie an den Schultern und drückte sie aufs Bett.
»In die Fötusposition«, befahl sie. »Sofort. Fünf Minuten! Tu nichts außer atmen.« Sie
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