Meine allererste Scheidung
ich’s«, entschied die glamouröse Tochter der älteren, die Max durch sehr schwarze, dichte Wimpernverlängerungen anerkennend gemustert hatte. Und obwohl er während ihrer gesamten Ehe dieser Art von Aufmerksamkeit ausgesetzt gewesen war, hatte er niemals mit irgendeiner der Frauen, die ihm diese Aufmerksamkeit zollten, geschlafen. Bis Kennedy kam.
Max war wahrhaft talentiert. Er sah sicher extrem gut aus. Er hatte in Gallipoli mit Mel Gibson gespielt, in dessen Kurs er am NIDA gewesen war und den er auf eine charmante, bittersüße Art beneidete. Er liebte es, sich über Mels »Mangel an echtem Talent« auszulassen. Er liebte es, über den Antisemitismus in Die Passion Christi zu diskutieren, und er fand es herrlich, das zu analysieren, was er Mels Mangel an historischer Genauigkeit in Braveheart und Der Patriot bezeichnete.
Was er niemals erwähnte, war die Tatsache, dass sie enge Freunde gewesen waren. Bis er mit Mels Freundin geschlafen hatte. Er hatte es vielen Freunden erzählt – allen männlichen Freunden. »Ist doch nicht so erstaunlich, wirklich, wenn man schon einen Mädchennamen hat und so«, meinte er dann lachend mit seiner tiefen Stimme.
Caitlin hatte nicht gewusst, dass ihr Mann mit Mel Gibsons Freundin geschlafen hatte. Aber sie wusste von Kennedy. Kennedy – die heute an ihrer Show arbeiten würde. Der sie sich früher oder später stellen musste. Mit der sie, gestand sie sich, wirklich reden wollte. Die sie außerdem zerquetschen wollte, bis ihr die Augen aus den Höhlen sprangen. Daher kam es nicht infrage, im Bett zu bleiben und abzuwarten, bis alles einfach von selbst verschwand.
»Okay. Molly, komm, Süße, lass uns aufstehen. Ich denke nicht, dass ihr heute die Schule versäumen solltet.«
»Puh«, flüsterte Sean. Sie hatte es nicht sagen wollen, aber am Tag nach dem Riesenerfolg ihrer Mutter die Schule zu versäumen hatte nicht verlockend geklungen. Sie verfügte nur selten über diese Art von gesellschaftlichem Kapital. Binnen Tagen würden ihre beängstigenden Feindfreundinnen Date Squad vergessen haben, und Sean hätte wieder ihren Status als komische Außenseiterin inne. Molly strahlte. Sie liebte die Schule ohnehin, aber dort zu sein und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen war einfach eine zu gute Gelegenheit, die sie sich nicht entgehen lassen wollte.
»Ähm, Mum?«
»Mmmpf«, sagte Caitlin, sorgfältig darauf bedacht, Sean den Rücken zuzuwenden, die, wie sie spüren konnte, sich langsam fragte, was eigentlich los war. Und sie war nicht bereit, irgendwelche Fragen zu beantworten. Noch nicht.
»Ist Dad laufen gegangen?«
»Ähm. Ja. So was in der Art. Er hatte etwas zu erledigen.« Sie drehte sich um und scheuchte Sean und Molly aus dem Raum. »Los. Ihr zwei zieht euch an und macht euch fertig, und ich kümmere mich um den Rest.«
Sie stolperte in der Küche herum, machte das Frühstück und fragte sich, wie sie den Tag überstehen sollte. Wenn sie Raucherin oder Trinkerin gewesen wäre oder Esserin, hätte sie ein Fass billigen Wein geöffnet und eine Schachtel Zigaretten geraucht, während sie sich Schokoladenkuchen in den Mund stopfte, um den Schmerz zu dämpfen. Aber stattdessen fand sie sich weinend in den Tiefen der Speisekammer wieder, weil sie keine Müsliriegel finden konnte (Molly hatte alle aufgegessen). Sie blieb dort so lange, wie sie es wagte, ohne dass ihre Töchter Verdacht schöpften, und ließ ihren Tränen freien Lauf. Dann wischte sie sich das Gesicht ab und ging zurück in die Küche. Sie fuhr mit den Fingern durch ihr Haar und funkelte ihr Handy an, das arglos auf der Theke lag. Sie hatte es am vergangenen Abend, nachdem sie mit Kevin gesprochen hatte, ausgeschaltet, aber sie hatte das Gefühl, dass sie es allmählich wieder einschalten sollte. Sie drückte auf den Knopf, zuckte zusammen und hielt den Apparat wie eine Handgranate, bereit, ihn wegzuwerfen, wenn er losging. Was er natürlich tat, sobald sie ihn eingeschaltet hatte. (Sie warf ihn trotzdem nicht weg.)
Es schrillte mindestens eine Minute lang, Nachricht um Nachricht. Sie machte sich nicht die Mühe, sie zu lesen, sondern scrollte durch das Telefonbuch und drückte, unnötig fest, auf Sarahs Namen.
»Endlich!«, sagte Sarah. »Ich habe versucht, dich zu erreichen …«
»Seit Stunden.« Caitlin kam ihr zuvor und klang dabei abscheulich verkatert.
»Oooh, du hattest einen langen Abend.«
Caitlin unterbrach sie. »Hör mal, du musst mir einen riesigen Gefallen tun. Dringend.
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