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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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wieder zu Hause zu sein.
    Der Besuch auf Long Island war sowohl schön als auch schrecklich. Das Schreckliche war … nein, dazu komme ich später. Das Schöne daran: Wir haben ein Spiel der Yankees gesehen, und sie haben gewonnen. Oh, und unser Sex ist deutlich prickelnder geworden, und das nicht nur, weil ich mich in unmittelbarer Nähe zu Derek Jeter befand (obwohl das bestimmt nicht geschadet hat).
    Dr. und Mrs. Darling (die ich Dr. und Mrs. Darling nennen musste) … na ja … sie sind die Art von Menschen, über die ich bisher nur gelesen habe. Wohnen in den Hamptons, spielen Golf, gehen meist auswärts essen, dekorieren permanent die sechzehn Zimmer ihres „Häuschens“ um. Den letztenUrlaub haben sie in Brasilien verbracht, um das eine oder andere „machen zu lassen“. Beide waren ganz begeistert von der neuesten Laser-Facelift-Botox-Behandlung und empfahlen sie mir wärmstens. Mir! Mit meinen einunddreißig Jahren werde ich von meinen potenziellen Schwiegereltern gerade mal zwanzig Minuten nach Betreten ihres imposanten Anwesens zum Facelifting gedrängt! Ich unterdrückte meinen Impuls, zu flüchten, und bemühte mich, offen zu sein.
    Gleichzeitig knurrte und bellte Bubbles, ihr heiß geliebter Chihuahua, von Mrs. Darlings Arm aus mein Gepäck an. „Ji! Ji! Jijijiji!“, kläffte er schrill und schnell wie eine Automatikfeuerwaffe.
    Mrs. Darling setzte ihn ab, und prompt ging er auf meine Reisetasche los. „Oh, Bubbles, du ungezogenes kleines Schätzchen!“, schalt sie mit unerträglicher Fistelstimme, während das Vieh mit seinen Vampirzähnen am Griff herumkaute. „Hast du denn Chastity nicht lieb? Hm? Hast du sie nicht lieb?“ Sie hob ihn wieder hoch, er fing erneut an zu knurren, und kleine Geifertröpfchen landeten in Mrs. Darlings Frisur.
    Dann war ich sehr überrascht, dass ich in einem anderen Flügel (ja, Flügel!) des Hauses untergebracht war als Ryan. Ryan ist immerhin sechsunddreißig Jahre alt, und man sollte meinen, dass seine Eltern sich aus seinem nächtlichen Privatleben heraushalten. Aber das taten sie nicht. Wir tranken Cocktails – Martinis, eine alte Familientradition –, und danach gab es ein ungemütliches und steifes Abendessen. Als ich meine große Familie, meinen irischen Nachnamen und meinen Beruf erwähnte, tauschten sie besorgte Blicke, auch wenn die Worte „Columbia University“ immerhin ein feines Zucken um ihre versteinerten Mundwinkel auslösten. Mrs. Darling aß extrem wenig, was wohl erklärte, warum sie so blass und knochig aussah wie der bleiche, magere Gollum.
    Beschämt über mein kraftstrotzendes Äußeres stocherteauch ich in meinem Essen herum und versuchte, neutrale Gesprächsthemen zu finden. „Also, Dr. Darling, haben Sie …“
    „Ji! Ji! Ji! Jijijiji!“
    „Oh nein! Du böses kleines Hundchen!“ Mrs. Darling riss das Tischtuch hoch und blickte unter den Tisch. „Chastity, machen Sie sich keine Vorwürfe, aber Bubbles ist neben Ihnen gerade ein kleines Malheur passiert. Er mag keine Fremden.“
    Ryan aß weiter seinen Lachs und lächelte müde, während Mrs. Darling die strenggesichtige Haushälterin anwies, Bubbles’ kleines Malheur zu beseitigen.
    Ich habe nicht unbedingt erwartet, dass es locker und lustig wird, denn natürlich ist so ein erster Besuch zunächst einmal steif und ungewohnt, aber mir tat bald schon mein Kiefer weh von all dem angestrengten Lächeln, und meine Schultern waren ganz verspannt. Als das endlos scheinende Essen endlich vorbei war, brachte Ryan mich zu meinem Zimmer, wies auf seine Erschöpfung hin und gab mir einen Kuss auf die Wange. Und ich war mehr als froh, mich allein auf das riesige Bett werfen und sofort einschlafen zu können.
    Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Auto zum Yankee-Stadion und steckten dafür eine Stunde im Stau, weil reiche Leute auf keinen Fall U-Bahn fahren, auch wenn es damit viel schneller in die Bronx geht. Ich trug mein Lou-Gehrig-T-Shirt, um zu zeigen, was für ein großer Fan ich bin, hatte mir jedoch extra nicht das Gesicht angemalt, was bei uns eigentlich eine Familientradition ist, wenn wir mal ins Stadion gehen. Unsere Plätze lagen zwölf Reihen hinter der dritten Base-Linie, und ich war schrecklich aufgeregt, meine Jungs so nah zu sehen … Okay, vielleicht habe ich ein paar Namen gebrüllt, aber das ist doch normal, oder? Habe ich möglicherweise zu viele Hotdogs gegessen? Gut, wenn vier viel sind, dann ja. Man muss bedenken, dass ich am Abend zuvor ja nicht allzu üppig

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