Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Füßen.
„Was ist denn jetzt schon wieder?“, frage ich resigniert.
„Er hat gesagt, er will das Fußballcamp für Dylan nicht bezahlen.“
„Dylan ist zwei Jahre alt!“, sage ich und sehe sie fragend an. Mark hat Dylan an diesem Wochenende bei sich, deshalb sind Elaina und ich hier bei mir, trinken Weißwein und melden mich bei einer Partnerbörse im Internet an, was ziemlich erniedrigend, aber irgendwie auch lustig ist.
„Na und? Alle Großen haben mal klein angefangen. Kreuz da bloß nicht ‚Ja‘ an, Süße, das ist eine Fangfrage.“ Sie lehnt sich vor und liest laut: „‚Finden Sie viele verschiedene Männer attraktiv?‘ Da wollen sie testen, ob du ein Partyluder bist, verstehst du? Viele Männer, Gruppensex und so.“
„Bist du sicher?“ Sie nickt. „Also gut. Dann klicke ich einfach ‚keine Angabe‘ an. Wie wäre das? Und vielleicht sollte Dylan erst mal trocken werden, bevor er irgendwelche Fußballcamps absolviert“, füge ich vernünftig hinzu.
Elaina seufzt. „Ich weiß. Ich bin verrückt. Ich habe das Mark gegenüber auch nur erwähnt, weil Dylan so etwas später einmal machen könnte. Und Mark legt sofort los: ‚Wage es ja nicht, meinen Sohn da anzumelden, ohne das mit mir zu besprechen!‘ Ich zurück: ‚Sag mir nicht, was ich zu tun habe, du missratener Ehebrecher!‘ Schon schreien wir uns an, und ich lege auf. Willst du noch mehr Wein? He, du Hund, nimm deinen schweren Kopf von meinem Fuß, sonst trete ich dir damit in den Hintern!“
„Sei nicht gemein zu meinem Baby“, weise ich sie zurecht. „Und Ja zum Wein.“ Ich strecke mich, reibe mir den Rücken, der schon ganz verkrampft ist vor lauter Tipperei, und beuge mich dann zu meinem armen, beschimpften Hund hinunter. „Weißt du, Elaina … ein Psychologe könnte sicher viel zu diesem Gestreite und Geschreie sagen.“
Sie schüttelt den Kopf auf ihre spezielle Art – etwas, dasich jahrelang zu kopieren versucht habe, bis ich erkannte, dass meine irischen Gene wohl nicht den typisch lateinamerikanischen Stolz aufbieten können, der dazu nötig ist. „Was denn wohl, bitte schön, du kleiner Naseweis?“
„Dass du ihn immer noch liebst und dass diese Streiterei ein Weg ist, um noch immer eine leidenschaftliche Beziehung mit ihm zu führen, selbst wenn es nicht die Art von Leidenschaft ist, die dir eigentlich vorschwebt.“
„Vielen Dank, Frau Doktor. Ich hole den Wein.“
Ich grinse, streichle Buttercup noch einmal übers rotbraune Fell und widme mich wieder meinem Profil. Profil! Das klingt ja wie beim FBI! Ms. O’Neill, Sie erfüllen das Profil eines Serienmörders. Natürlich ist so eine Partnerbörse nichts, wofür man sich schämen muss; eine Menge Leute suchen neue Partner über das Internet. Trotzdem finde ich es erniedrigend, auf einer Webseite nach meinem neuen Freund suchen zu müssen. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich mit dreißig, geschweige denn einunddreißig, noch nicht verheiratet und Mutter mehrerer Kinder bin.
Für das Profil muss ich nicht weniger als einhundertsechs Fragen zu meiner „Persönlichkeit“ beantworten, dazu zweiundvierzig Fragen zu meinem Aussehen und dreiundzwanzig zu meinem gewünschten Partner. Als Pseudonym wähle ich „GirlNextDoor“.
Auf der Webseite stehen eine Menge anrührende – und vielleicht sogar wahre – Geschichten von Menschen, die hier ihren Seelenverwandten getroffen haben. Vielleicht – wahrscheinlich nicht, aber vielleicht – finde auch ich meine wahre Liebe. Dass ich sofort Trevors Bild vor Augen habe, irritiert mich jetzt. Ich verdränge es und krame in meinem Gedächtnis nach einem anderen. Derek Jeter. Hmmm! Na gut, auf den milliardenschweren Baseball-Gott zu hoffen ist wohl arg weit hergeholt. Aragorn – zu Pferde? Yeah, Baby! Okay, okay, auch nicht sehr realistisch … Hm. Der Typ aus demRestaurant neulich Abend? Genau! Mr. New York Times . Genauso attraktiv wie Trevor. Gehen wir mal davon aus, dass er nett und freundlich ist. Und bescheiden. Und lustig. Stark und trotzdem verletzlich. Ruhig, aber wortgewandt. Sensibel und dennoch kein Weichei …
Elaina kommt zurück in mein Arbeitszimmer, das ans Wohnzimmer angrenzt. Matt muss heute Nacht arbeiten, also haben wir das Haus für uns. „Dein Haus ist toll, Süße“, sagt sie und gibt mir mein Glas.
„Das finde ich auch“, antworte ich. „Ich überlege, ob ich dieses Zimmer gelb streichen soll. Was meinst du?“ Elaina hat ein Faible für Farben.
„Perfekt. – Bist du mit
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