Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Ich antworte eben nur noch auf eine E-Mail.“
Husbandmaterial klingt … nun ja … einfach toll! Freundlich, fast niedlich. Ich schreibe sofort zurück. Ich habe auch eine richtig große Familie. Ich gehe gern Wandern und Rudern (Skiffen). Ich habe viele Nichten und Neffen. Und ich liebe Tiere. Ich habe einen großen Hund, der viel sabbert, und ich verehre die Yankees. Ich klicke auf Senden und warte gespannt.
Dreißig Sekunden später – ping! Eine neue Nachricht, jippie, die ich sofort öffne.
Chastity?
Oh, mein Gott! Husbandmaterial kennt mich. Verdammt! Oder ist das gut? Ja?, tippe ich zurück.
Hier ist Matt.
Ich schlage mir die Hände vor den Mund, um mein Lachen (oder ist es ein Entsetzensschrei?) zu dämpfen. Dann greife ich zum Telefon und wähle Matts Handynummer. „Hallo?“, fragt er, selbst vor Lachen keuchend. Ich kann kaum antworten. „Du bist ekelhaft“, sagt er. „Spionierst deinem eigenen Bruder nach!“
„Du hast doch angefangen, Perversling!“ Ich wische mir die Tränen aus den Augen und versuche, mich zu beruhigen, doch erfolglos. Wir lachen uns mindestens zwei Minuten lang gegenseitig an und aus. „Erzähl das bloß niemandem, Matt!“
„Du aber auch nicht, Chas“, gibt er, immer noch lachend, zurück.
„Ich kann kaum glauben, dass du Schwierigkeiten hast, Frauen zu treffen“, sage ich, als ich wieder einigermaßen vernünftig sprechen kann. „Ach, und übrigens bist du eine Zehn. Sechs Komma fünf? Na hör mal! Du siehst aus wie Mel Gibson!“
„Igitt.“
„Ich meine ja nicht den betrunkenen, sonnenverbrannten Mel Gibson auf dem berühmten Fahndungsfoto, sondern den jungen Mel. Den Mad-Max-Mel. Du siehst klasse aus, Matt!“
„Na ja, weißt du … Es ist schon blöd, dieses ganze Zeug auszufüllen“, erklärt er. „Und ich lerne viele Frauen kennen, aber … Die Richtige war eben noch nicht dabei. Ich dachte, auf diese Weise könnte ich schon mal gut vorsortieren. Das Single-Dasein wird allmählich langweilig. Niemand will für den Rest seines Lebens bei seiner Schwester wohnen. Nichts für ungut, Schwesterherz!“
„Ist schon gut. Tja, dann werde ich mal die Augen für dich offen halten. Und du für mich, okay?“
„Klar doch. Obwohl ich niemanden kenne, mit dem ich dich wirklich verkuppeln möchte. Ich kenne ja fast nur Feuerwehrmänner, und du willst doch nicht wie Mom enden, oder?“
„Mom hat über dreiundzwanzig Antworten auf ihr Profil bekommen, Matt. Und sie ist erst seit einer Stunde angemeldet.“
„Du meine Güte! Ich habe den ganzen Tag nur vierzehn bekommen. Und du?“
„Ach, sobald du deinen Attraktivitätslevel hochsetzt, wird sich das bestimmt ändern.“ Seine Frage übergehe ich elegant. „Ich muss los. Elaina ist hier und hat gerade Essen gekocht.“
„Erzähl ihr bloß nichts von dieser Sache! Und hebt mir was vom Essen auf.“
„In Ordnung. Bis später.“ Ich sehe nach, ob noch eine Mail gekommen ist – nein! – und fühle mich ganz verzagt. Ich bin jetzt seit vierzig Minuten angemeldet; Mom hatte in dieser Zeit dreiundzwanzig Kontakte … Ich hatte einen, und der war von einem Blutsverwandten.
„Komm schon. Hör auf, dich selbst zu bemitleiden“, sagtElaina von der Tür aus. „Nach ein paar Enchiladas wirst du dich gleich besser fühlen.“
Ich schalte den Computer ab und habe kurz noch einmal Trevors Stimme im Ohr. Doch ich schüttelte den Kopf, um sie zu vertreiben, und gehe endlich zum Essen in die Küche.
5. KAPITEL
A ls Trevors Schwester starb, war sie zehn Jahre alt – genau wie ich zu der Zeit.
Ihre Familie war in unsere Stadt gezogen, als ich in der vierten Klasse war. Michelle war ein hübsches, wenn auch recht blasses Mädchen mit glänzendem, dunklem Haar. Sie war sofort beliebt und im ersten Monat ständig von Bewunderern umlagert, die alles über das vermeintlich glamouröse Leben in Springfield, Massachusetts, hören wollten, wo sie vorher gewohnt hatte. Als wir in dieselbe Lesegruppe kamen und uns ausführlicher unterhielten, stellten wir fest, dass wir später beide Pferdewirtin werden wollten. Von da an gingen wir immer zusammen zum Mittagessen. Doch ein oder zwei Wochen später wurde sie plötzlich krank – niemand wusste, was sie hatte, nur, dass sie fehlte. Nach ein paar Wochen kam sie wieder, aber nur für ein, zwei Tage.
Als sie dann über einen Monat fehlte, wollte ich sie besuchen und ihr ein paar Kekse bringen, die Mom gebacken hatte. Sie wohnte nur drei Straßenecken entfernt, und Mom
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