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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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Bruder sah, bekam ich einen Kloß im Hals. Ich merkte, dass ich überhaupt nichts von seinem Schmerz verstand, dass ich im Gegensatz zu ihm kein bisschen litt.
    „Möchtest du bei uns zu Abend essen?“, flüsterte ich.
    Er zögerte, den Blick immer noch zu Boden gerichtet, dann nickte er. Ich stand auf, und um ihm die Peinlichkeit zu ersparen, von einer Zehnjährigen beim Weinen ertappt zu werden, zeigte ich ihm meinen exzellenten Korbleger und danach einen Sprungwurf.
    Trevors Eltern ließen sich noch im selben Jahr scheiden, was bei Paaren, die ein Kind verloren haben, sehr häufig passiert, wie ich später lernte. Es war anscheinend schon vorher nicht leicht gewesen, aber nach Michelles Tod zog Mr. Meade nach Kalifornien, während Mrs. Meade ihre Pflichten als Mutter mehr und mehr vernachlässigte. Da ich hin und wieder meine Eltern belauschte, hörte ich, dass Mrs. Meade viel trank und dann gar nicht mehr nett zu ihrem Sohn war. Mom rief sie an und sprach in ihrer Pastorenstimme, wie wir sie nennen – der ruhigen, mitfühlenden Stimme, die Lehrern und Geistlichen zu eigen ist. Danach kam Trevor immer häufiger zu uns, wo er gehegt und gepflegt und fast gegen seinen Willen zum Lachen gebracht wurde. Bald schlief er an den Wochenenden mit in Marks Zimmer, spielte mit Jack und Lucky im Keller Billard und half Mom nach dem Essen beim Abwasch.
    Nach dem ersten Jahr hatten wir es immer lustiger mit ihm, und er war bald der König im Streichespielen. Er lobte Moms Essen (was sonst keiner machte) und leistete Dad Gesellschaft in der Garage. Ein- oder zweimal half er mir bei den Mathe-Hausaufgaben, als gerade kein Bruder in der Nähe war, und manchmal spielte er mit mir Basketball. Sollte ihm je aufgefallen sein, dass ich ihn anhimmelte, ließ er es sich zumindestnicht anmerken. Als ich in meinem zweiten Jahr auf der Highschool im langen Kleid die Treppe herunterkam, um einen Jungen aus Jurgenskill zu seinem Abschlussball zu begleiten, jaulten Matt und Mark laut auf, ich sähe aus wie Lucky in Frauenkleidern. Trevor sagte, ich sähe hübsch aus.
    Wie konnte ich ihn da nicht lieben?
    Während seines letzten Jahrs auf der Highschool zog Trevors Mutter zu ihrer Schwester nach Idaho. Trevor wohnte in jenem Jahr dann ganz bei uns – der perfekte Beinahesohn, der nie eingeschnappt war wie die echten O’Neills, der niemals fluchte oder zu laut war, der meine Eltern Mike und Mom nannte und im Haushalt half, ohne darum gebeten werden zu müssen, so als hätte er Angst, wir würden ihn sonst wieder rauswerfen.
    Ich glaube, meinen Vater mochte er am meisten. Matt und Mark waren seine besten Freunde, Jack und Lucky die älteren Brüder, die er nie gehabt hatte, und ich möglicherweise ein Ersatz für seine Schwester, die immer zehn Jahre alt bleiben würde. Manchmal brach es meiner Mutter fast das Herz, wenn sie sich vorstellte, was er durchgemacht hatte, und sie verhätschelte und verwöhnte ihn auf eine Weise, wie sie uns nie verwöhnt hatte, weil wir schließlich wussten, dass wir geliebt wurden. Unser Dad aber wurde für Trevor der Vater, den er so dringend brauchte. Er brachte ihm das Autofahren bei, klärte ihn über Safer Sex auf und nahm ihn an Wochenenden zur Feuerwache mit, ließ ihn dort die Wagen polieren und für die Männer kochen. Mein Vater war Trevors großes Vorbild.
    All diese Erinnerungen kommen mir hoch, als ich einige Tage nach meinem Einstieg in die Partnerbörse abends ins Emo gehe und in unserer Nische in der Ecke Dad und Trevor sitzen sehe. Ihren Mienen nach zu urteilen sind sie in ein ernstes Gespräch vertieft. Auch ein paar andere aus der Truppe sind da, doch Dad spricht nur mit Trevor und beachtetdie anderen gar nicht.
    Auch für ihn gehört Trevor zur Familie, und er betrachtet ihn fast ebenso als seinen Sohn wie meine Brüder. Gleichzeitig hegt Trevor einen Respekt für meinen Vater, den seine leiblichen Söhne nicht zeigen, so als gäbe die gleiche DNS ihnen das Recht, die eigenen Eltern zu ignorieren und zu veralbern. Trevor verschränkt die Arme genau wie mein Vater, er trinkt dieselbe Biermarke und gebraucht Dads Wortschöpfung „Kauzkopf“ für jemanden, der seiner Meinung nach bekloppt ist. Nun, da Dad allein wohnt, geht Trevor ihn oft besuchen oder lädt ihn zu sich zum Essen ein.
    „Hallo, Chas!“, grüßen mich ein paar Jungs der Staffel C, als sie mich sehen.
    Ich gehe zu unserem Tisch, über dem ein Bild des berühmten und so tragisch verstorbenen Yankee-Stars Lou Gehrig hängt. Wir

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