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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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dabei nicht zu keuchen.
    „Nee“, sagt er. „Lieber hundert Kröten.“
    „Abgemacht“, willige ich umgehend ein.
    Wir sind an der Elfkilometermarke, und die Zuschauer scheinen zu spüren, dass wir sie jetzt brauchen. Noch vier Kilometer liegen vor uns, die meisten davon bergauf, bis wir zur Brücke gelangen. Wir biegen um eine Kurve und sehen die nächste große Herausforderung.
    Der Weg führt über einen Hügel, der so steil ist, dass man das Gefühl hat, Treppen zu steigen, und meine Waden protestieren sofort. Auch in meinem Knie fühlt sich irgendetwas ganz komisch an, wie ein knirschendes Reiben. Doch ich darf jetzt nicht schwächeln und kämpfe mich Schritt für Schritt vorwärts, um neben meinem Bruder zu bleiben.
    „Hier komme ich erst richtig in Fahrt“, sagt Mark und fängt an, den Berg hochzusprinten. Ich versuche mitzuhalten, aber er rennt so schnell, als würde er brennen und müsste ans Wasser gelangen. Erst liegt er fünf Schritte vor mir, dann acht … zehn. Ich verlangsame. Meine Schienbeine schmerzen, meine Waden brennen. In meinem Knie knirscht es immer noch.
    „Willst du dir das etwa einfach so gefallen lassen?“
    Trevor läuft neben mir. Er sieht mich an und grinst. „Komm schon, Chas, wir können ihn einholen. Du kennst Mark. Alles Angeberei! An diesem Berg hat er sich eben vollkommen verausgabt.“
    Mit Trevor und seinem Lächeln an meiner Seite fühle ich neue Kraft … und alte Begeisterung. Verdammt! Dieser Mann ist ein Traum. Einträchtig traben wir nebeneinanderher. „Hallo, Trevor!“, ruft eine weibliche Stimme, und Trevor winkt, sieht sich aber nicht um. „Alles okay bei dir?“, will er wissen.
    „Bestens“, antworte ich. Wir haben endlich die Kuppe erreicht. Von hier aus sind es noch etwa drei Kilometer bis zur Brücke, danach etwa sechs Blocks bis zum Stadtpark.
    „Dann komm“, sagt Trevor. „Da vorn kann ich Mark sehen.“
    Das Feld der Läufer ist hier schon beträchtlich ausgedünnt. Wir sind unter den Ersten … na ja, vielleicht unter dem ersten Viertel, denn die wahren Cracks überqueren bestimmt in diesem Moment die Ziellinie. Wir laufen und laufen, und ich spüre jetzt die Endorphine, die mir einen zweiten Kraftschub bringen. Vielleicht liegt es auch an Trevor mit seinem schweißglänzenden Haar, dem geröteten Gesicht, den blitzenden Augen …
    Ich muss beschleunigen, ohne mich komplett zu verausgaben, und bis zur Brücke an Mark herankommen, ohne dass er es merkt. Aber Trevor hatte recht. Den Berg so hochzustürmen, war Marks Fehler, und bald haben wir uns bis auf etwa dreißig Meter angenähert.
    „Jetzt los, Chas“, sagt Trevor. „Das schaffst du. Mach ihn fertig.“
    „Danke, Trev. Ohne dich hätte ich das nicht gebracht.“ Ich werfe ihm einen Kuss zu und lege los.
    Ich laufe nicht, ich fliege. Bis zur Brücke geht es leicht abwärts, und als ich die Eisenschwellen erreiche, bin ich in vollem Sprint. Ich überhole Mark ohne ein Wort, da ich viel zu konzentriert auf mein Laufen bin. Ich lasse die Brücke und meinen Bruder hinter mir, biege auf die Ridge Street und rase die letzten zwei Blocks auf die Ziellinie zu. Rechts und links jubeln die Zuschauer und wedeln mit ihren Fähnchen, denn so einen Endspurt legen nur wenige hin. Hinter dem Ziel versagen mir die Beine und ich lasse mich erschöpft, mitwild klopfendem Herzen, brennenden Lungen und Gummiknien auf den Rasen fallen. Ich bin außer mir vor Glück.
    „Alles in Ordnung?“, fragt einer der Organisatoren und hilft mir auf.
    „Ich musste meinen Bruder schlagen“, keuche ich und muss lachen.
    „Das haben Sie geschafft, alle Achtung!“, sagt er. „Ich bringe Ihnen Wasser.“
    Mark kommt nur wenige Sekunden später. „So ein Dreck!“, stöhnt er und verlangsamt zum Gehen. „Das konntest nur du sein.“ Er sieht nicht besonders glücklich aus, und da ich ihn gut genug kenne, spare ich mir einen frechen Kommentar. „Tja, dumm gelaufen, aber trotzdem herzlichen Glückwunsch.“
    „Danke, Bruderherz.“ Wir schütteln uns die Hände. Dann klopft Mark mir auf die Schulter und geht zum Wasserstand. Ich atme tief ein und aus, dehne meine Waden und warte auf Trevor.
    Nachdem er die Ziellinie überquert hat (weitaus eleganter als ich), läuft er sofort zu mir und nimmt mich fest in seine verschwitzten Arme. Er riecht männlich und sportlich und irgendwie nach frisch gemähtem Gras. „Hast du ihn geschlagen?“, flüstert er in mein linkes Ohr, und meine gesamte linke Seite beginnt zu

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