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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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gleichmäßig, meine Schritte sind weit und schnell. Ich bin schon längere Strecken gelaufen als diese; zwei Mal war ich beim New Yorker Marathon dabei, einmal in Boston. Aber auch fünfzehn Kilometer sind anstrengend. „Das sieht gut aus, Chastity!“ Ich drehe den Kopf, erkenne Bev Ludevoorsk, meine Sanitätskursleiterin, und winke ihr zu. „Guter Kurs letzte Woche!“
    Letzte Woche haben wir das Heben und Tragen von Patienten geübt, und entsprechend ihrer Voraussage bin ich ein Naturtalent.
    Ich überquere die Brücke an der Vierkilometermarke. Viele Läufer bleiben stehen, um Luft zu schöpfen und dieAussicht zu genießen, doch ich laufe an ihnen vorbei in die Einkaufszone von Jurgenskill. Der Geruch von Hotdogs und Popcorn liegt in der Luft, und die Zuschauer winken und bieten uns Wasserduschen an. Jetzt geht es ins Wohngebiet und leicht bergauf. Anwohner sitzen in ihren Gärten auf Liegestühlen und spielen anfeuernde Musik ab. Ich höre Chariots of Fire und muss grinsen. An einer Straßenecke steht sogar eine Band – natürlich spielen sie Born to Run .
    Am Fuß einer ziemlich langen Steigung höre ich wohltuende Rufe.
    „Lauf, Chassy, lauf! Lauf, Chassy, lauf!“
    Meine Familie! Sie haben sich auf etwa halber Höhe des Hügels postiert, auf dem Rasen vor Sarahs Elternhaus, und alle meine Nichten und Neffen springen auf und ab und brüllen mir zu. „Lauf, Chassy, lauf! Lauf, Chassy, lauf!“
    Allein für sie, meine süßen Häschen, lege ich einen Zahn zu und renne den Hügel hinauf, so schnell ich kann, vorbei an anderen keuchenden Läufern und solchen, die hier nur gehen können. Die Kinder kreischen. Jack läutet eine Kuhglocke, Mom feuert mich an, Lucky dreht Hamburger auf einem Gasgrill um.
    „Gebt mir fünf!“, rufe ich und strecke meine Hand aus, während ich vorbeiflitze. Die Kinder strahlen vor Stolz und Begeisterung, und ich spüre eine solche Welle von Liebe und Dankbarkeit, dass ich einen Kloß in den Hals bekomme.
    „Siehst sexy aus!“, ruft Elaina mir zu, Dylan auf dem Arm.
    „Chastity, du bist vierundneunzig Sekunden hinter dem Feuerwehrteam!“, ruft Sarah mit Blick auf die Uhr. „Hol sie ein!“ Sie hebt ihr Glas – sieht nach einer Bloody Mary aus –und prostet mir zu.
    „Bin schon unterwegs!“, rufe ich zurück. Die Feuerwehr. Eine Horde muskelbepackter Männer werde ich wohl noch einholen können!
    Heute zu laufen ist das reinste Vergnügen. Die Menschen, die die Straßen säumen, verschwimmen. Ich sprinte fast – ich muss mein Tempo gleich etwas drosseln –, aber ich habe die Achtkilometermarke erreicht und spüre kaum Erschöpfung. Es weht eine angenehm frische und trockene Brise, die den Schweiß auf meiner Stirn kühlt. Meine Füße klopfen in hartem Rhythmus auf den Asphalt, mein Atem hält denselben Takt. Und dann sehe ich sie, die dunkelblauen T-Shirts der Feuerwehrmänner, die im Fünferteam laufen, alle nebeneinander, wie bei einer Parade. Mein Vater, Matt, Mark, Santo und Trevor. Ein weiterer Sprint, und ich bin neben ihnen.
    „Hallo, Jungs“, keuche ich. „Dachte ich mir doch, dass ihr das seid – diese geballte Kraft an Männlichkeit!“
    Sie lachen. „Lauf mit uns, Chas“, sagt Trevor.
    „Ihr seid mir zu langsam“, erwidere ich. „Hast du das gehört, Mark? Ich werde dich schlagen. Du wirst mich am Ziel von hinten sehen.“
    Mark mustert mich prüfend und nimmt die Herausforderung an. „Denkst du etwa, du hast auch nur die geringste Chance? Ha! Wir werden ja sehen.“ Er zieht das Tempo an. „Bis später, Jungs.“
    „Viel Glück, Küken“, sagt mein Vater.
    Den nächsten Kilometer laufen Mark und ich nebeneinander und testen uns gegenseitig aus. Es ist eine Weile her, seit wir das letzte Mal zusammen gelaufen sind, und der Wettkampf spornt uns beide an, wie früher, als wir Kinder waren. Mark war immer derjenige, dem das Siegen am wichtigsten war. Jack ließ mich gewinnen, Lucky rannte neben mir, Matt wollte sich nie messen, aber Marks großer Ehrgeiz lag im Gewinnen. Und ich musste immer beweisen, dass ich so gut war wie die Jungs. Dass ich dasselbe konnte wie sie. Dass sie nicht auf mich aufpassen mussten, weil ich gut allein zurechtkam. Besser als gut. Perfekt.
    „Hast du Lust, eine Wette abzuschließen?“, frage ich meinenBruder, der – verdammt noch mal – kein bisschen müde wirkt.
    „Woran hast du gedacht?“, fragt er zurück.
    „An mein großes Badezimmer – dass ihr es endlich fertig macht?“, schlage ich vor und versuche,

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