Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
Vom Netzwerk:
mir einen Rest von Stolz bewahren wollte, zumindest noch ein paar Tage in Bangalore bleiben mußte. Nach meiner Ankunft in Cochin würde ich dann versuchen müssen, sie zu ignorieren. Denn daß ich trotzdem dort hinfahren würde – soviel stand fest. Bloß weil die mich nicht sehen wollten, würde ich mir das nicht entgehen lassen – also wirklich nicht.
    Das Ärgerliche an der Sache war nur, daß ich immer noch glaubte, daß Sam mich eigentlich gemocht hatte. Die andere ärgerliche Sache war, daß Bangalore wirklich ein Scheißkaff war. Ach ja, und dann war da noch die Kleinigkeit, daß mich dieser ganze Kontinent hochgradig ankotzte. Ich wollte in einem Londoner Pub unter einer frostigen Daunendecke auf dem Sofa sitzen und mir mit einem Marmite-Toast in der Hand Das Spiel des Tages ansehen.
    Schließlich stolperte ich über ein Restaurant, das den wunderschönen Namen MacSpeed trug. Ich steckte meinen Kopf durch die Tür, und was ich sah, war so eine Art Wimpy-Burger-Bar à la 1982, mit am Boden festgeschraubten Plastikschalensitzen, die um winzige Formica-Tische gruppiert waren. Etwas Vergleichbares hatte ich schon seit … ja, 1982 nicht mehr gesehen, von Hamburger-Restaurants in Indien ganz zu schweigen.
    Ganz offenkundig sah der liebe Gott gerade vom Himmel herab und tat sein Bestes, um dafür zu sorgen, daß der deprimierte, einsame, heimwehkranke kleine David was Anständiges zu essen bekam. Ich bestellte einen Lammburger mit Pommes (Rind hatten sie anscheinend nicht) und eine Campa Cola dazu sowie ein Eis für danach. Es war mir sogar zu blöd, mir darüber Gedanken zu machen, was für ein Wasser in dem Eis war. Ich wollte mir was Gutes tun, um mich aufzuheitern, und würde genau das essen, worauf ich Lust hatte.
    Es war mein erstes Fleisch seit Wochen und schmeckte absolut lecker, genau wie die Pommes, die Cola (trotz eines leichten Ammoniak-Nachgeschmacks) und das Eis auch. Wenn ich die Augen schloß, konnte ich mir fast vorstellen, zu Hause zu sein.
    Ich war ungefähr dreiviertel durch mit meinem Lammburger, als mir der Gedanke kam, daß ich mehr als dreitausend Kilometer kreuz und quer durch Indien gereist war, ohne ein einziges Schaf gesehen zu haben. Die Frage, welches Tier sie für meinen Hamburger zusammengemanscht hatten, wurde mit einem Male zu einem bedrängenden Geheimnis. Was es auch war, Schaf war's nicht, und von einer Kuh stammte es ziemlich sicher auch nicht. Welche hamburgerfähigen Sorten rotes Fleisch blieben da eigentlich noch übrig? Gar nicht so einfach.
    Schwein? Nein. Das schmeckte eindeutig nicht nach Schwein.
    Ziege? Vielleicht. Ziegen gab es hier jede Menge.
    Hund? Nein. Keinen Hund.
    Bitte nicht. Keinen Hund. Ich ließ den Rest meines Hamburgers am Tellerrand liegen, verdrückte die übrigen Pommes und spülte meinen Mund gründlich mit Ammoniak-Cola aus.
     
    Auf dem Weg zurück ins Hotel passierte etwas Merkwürdiges. Ich lief die Straße entlang, ein bißchen unruhig wegen dem, was ich gegessen hatte, als ich mich plötzlich dabei ertappte, wie ich in den Rinnstein kotzte.
    Nachdem ich meinen Magen entleert hatte, stand ich auf und sah mich vorsichtig um, ob es irgendwelche Reaktionen gab. Ein paar Meter weiter meditierte ein ausgemergelter Sadhu mit grauen Dreadlocks auf dem Bürgersteig. Auf der anderen Seite der Straße stand ein vollständig eingeseifter Mann, der gerade dabei war, sich mit Hilfe eines Eimers Wasser zu waschen. Direkt vor ihm stritt sich ein Mann, der versuchte, auf den Rücken von zwei Eseln irgendwelche riesigen Stahlbündel zu transportieren, mit einem Mangoverkäufer, der sich weigerte, seinen Obsthaufen aus dem Weg zu räumen.
    Ein würgender Westler war da offensichtlich nichts Besonderes. Niemand schien bemerkt zu haben oder sich darum zu kümmern, was ich getan hatte. Außer einem kleinen Hund, der zu mir herübertrottete und begann, die Pfütze zu meinen Füßen aufzulecken. Ich wischte mir den Mund mit dem Ärmel meines T-Shirts ab, überließ meinen Hamburger dem kannibalischen Hund und ging weiter in Richtung Hotel. Unterwegs hielt ich noch kurz an, um eine Flasche Mineralwasser zu kaufen.
    ∗∗∗
    Als ich am selben Abend, kurz bevor ich ins Bett ging, noch mal pissen war und gerade so über der Schüssel stand, ließ ich unwillkürlich einen fahren – und spürte plötzlich etwas Merkwürdiges in meinen Boxershorts. Meine Unterhose fühlte sich mit einem Mal viel schwerer an. Kurze Zeit später spürte ich einen feuchtwarmen Klacks die

Weitere Kostenlose Bücher