Meine Freundin, der Guru und ich
meinem Magen umherschwappte, und wußte augenblicklich, daß sie nicht willkommen war. Als sich mein Magen plötzlich fürchterlich zusammenkrampfte, stürzte ich zurück ins Badezimmer, gerade noch rechtzeitig, um wie eine Rakete gegen die Wand in der Dusche zu kotzen. Selbst nachdem das ganze Wasser draußen war, hörte mein Magen nicht auf, sich zusammenzuziehen, so daß ich mit leerem Hals würgen mußte.
Danach hatte ich nicht mehr die Kraft, um es zurück bis zu meinem Bett zu schaffen. Statt dessen drehte ich die Dusche an, wartete, bis das Gröbste weggespült war, und rollte mich dann unter dem Wasserstrahl zusammen. Ich legte mich so hin, daß ich mir nicht andauernd über den schwächlichen Zustand meines Katzenschlupflochs Gedanken machen mußte und einfach alles in den Abfluß laufen lassen konnte.
Ich hatte mittlerweile überhaupt kein richtiges Zeitgefühl mehr, aber als ich irgendwann das Gefühl hatte, daß mein Körper völlig entwässert war, kroch ich wieder zurück in mein Bett und schlief ein.
Ich wurde von Stimmen im Flur geweckt. Sowie ich die Augen öffnete, fühlte ich die Schmerzen in Hals, Magen und Arschloch zurückkehren. Doch ich wußte, daß diese Stimmen meine einzige Chance zu einer Kontaktaufnahme mit der Außenwelt darstellten, weshalb ich mich aus dem Bett quälte und hastig meinen Rucksack nach einem sauberen Paar Hosen durchforstete. Notdürftig angekleidet eilte ich hinaus in den Flur.
»Hallo! Hallo!« krächzte ich, gerade als die Stimmen die Treppen hinunter entschwanden. »Hallo!«
Nach einer kurzen Pause sah ich einen Kopf um die Ecke des Treppenhauses auftauchen. »Ja, hallo?«
»Bitte! Kannst du mal zurückkommen! Ich bin krank!« sagte ich, mich am Türrahmen abstützend.
Der Typ rief etwas durchs Treppenhaus nach unten, das wie Holländisch klang, und lief dann auf mich zu.
»Was gibt's?« fragte er.
»Ich bin krank! Ich kann nicht mehr laufen! Ich brauch Wasser!«
»Was fehlt dir denn?«
»Alles. Scheißen, kotzen …«
»Das Übliche also.«
»Vermutlich.«
»Soll ich dir ein bißchen Wasser mitbringen?«
»O ja, bitte. Danke. Das wäre echt toll. Ich hol nur eben mein Geld.«
Ich humpelte zurück in mein Zimmer und kam mit ein paar Scheinen wieder. Ich sah den Anflug eines Lächelns um seine Mundwinkel spielen, als er meine Gehversuche beobachtete.
»Tut's weh?« fragte er.
»Ja, mein Arsch ist echt im Arsch.«
Er lachte und klopfte mir auf die Schulter. »Hey, wir haben das alle mal durchgemacht.«
»Es ist die Hölle.«
»Nein, ist es nicht. Wart nur ab. Wenn es eine Nahrungsmittelvergiftung ist, dann stehen die Chancen gut, daß es in ein paar Tagen wieder besser wird. Wenn es die Ruhr ist, wird's noch schlimmer werden. Dann weißt du, was Schmerzen sind. Die Bazillenruhr dauert ungefähr eine Woche. Wenn es Amöbenruhr ist, dann ist die Kacke am Dampfen.«
Er klopfte mir erneut auf die Schulter.
»Hattest du schon mal die Ruhr?«
»Ja, klar. Jeder hatte die schon mal.«
»Und, wie hat sich das angefühlt?«
»Beschissen, Mann. Ziemlich beschissen.«
»Welche hattest du denn? Die Amöben oder die andere …?«
»Ich hatte beide gleichzeitig, das war ein ziemlicher Hammer. Aber selbst das sind noch keine Höllenqualen. Malaria dagegen … Wart ab, bis du mal die Malaria kriegst. Das ist wirklich was Scheußliches. Ich hab's mir in Nepal geholt, und ich war so am Arsch, daß ich mich nicht mal bis zu einem Doktor schleppen konnte. Das einzige, was ich machen konnte, war, ein paar Chlor-Chinin-Tabletten zu nehmen und das Beste zu hoffen.«
»Soll man das machen? Ich mein …. wenn ich …«
»Keine Ahnung. Ich bin kein Experte. Ich hab halt auf die Packung geschaut und gesehen, daß Chinin drin ist. Also hab ich's ausprobiert.«
»Wie denn?«
»Na ja, ich hab den ersten Tag vier genommen und dann jeden Tag immer eine mehr, bis ich mich besser gefühlt habe.«
»W-w-wie lang hat das gedauert?«
Plötzlich waren meine eigenen Schmerzen wie weggeblasen. Ich war wie versteinert.
»Ungefähr zehn Tage.«
»Aber kriegt man von dem Zeug nicht Haarausfall und Psychosen?«
Er machte unvermittelt einen Luftsprung, strampelte mit den Beinen, ließ seine Zunge heraushängen, jauchzte und schlenkerte seine Hände über dem Kopf. Der Anblick jagte mir solche Angst ein, daß ich fast schon wieder kotzen hätte können.
»Ich nicht. Mir geht's gut«, kreischte er mit manischer Stimme.
Erleichtert atmete ich auf, als ich merkte, daß er nur
Weitere Kostenlose Bücher