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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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nicht viel gab, um das man sie hätte beneiden können. Und die meisten, die man unterwegs traf, schienen entweder aus meiner Generation oder aus der traurigen, bärtigen Nervenbündel-Generation zu sein. Unheimlich wurde es nur, wenn man gelegentlich auf die Leute stieß, die so Mitte bis Ende Zwanzig waren. Die hatten immer irgendwas an sich, das mich total neidisch machte. In ihrer Gegenwart fühlte ich mich jedesmal ein bißchen wie ein kleines Kind. Ich konnte mich nie richtig entspannen, wenn ich mit ihnen redete, weil ich immer Angst hatte, daß mir irgendwas Naives rausrutschen würde.
    Es gab nur einen Abend in Goa, an dem ich wirklich auf meine Kosten kam, und das war, als einer von den Australiern sich beinahe mit einem Schweizer Hippie geprügelt hätte. Es war schon ziemlich spät, und wir hatten alle schon mehrere Stunden in der einzigen Kneipe unseres Ferienorts, die sich »The Jimmy Hendrix Bar Experience« nannte, vor uns hin getrunken. Der Schweizer versuchte lauthals, irgendein Mädchen mit einer Geschichte zu beeindrucken – von wegen, wie er sein Leben riskiert hätte, um nach Tibet reinzukommen, aber wie sich dies letztlich als unmöglich herausgestellt hätte.
    Garth, einer von den größeren Australiern, unterbrach ihn, indem er ihm auf die Schulter klopfte. »Hey – du mit der rosa Hose. Kannst du mal 'n bißchen leiser machen? Wir versuchen hier grade 'n paar krawallmäßige Trinkspiele abzuziehen.«
    Das brachte sämtliche Aussies und mich zum Lachen.
    »Was soll das?« fragte der Schweizer.
    »Nur eine Kleinigkeit, aber du redest a) viel zu laut, und b) totale Scheiße.«
    »Das ist überhaupt kein Scheiß, mein Freund. Ich hab in Golmud 'nen Monat im Gefängnis verbracht, weil ich versucht habe, per Anhalter nach Tibet reinzukommen. Das ist kein Scheiß.«
    »Hör mal, Bubi, ich möcht mich hier nicht aufspielen, aber jeder Depp mit mehr als zwei Gehirnzellen weiß, daß die Strecke über Golmud schon seit Jahren gesperrt ist. Ich hab's erst vor ein paar Monaten geschafft, nach Tibet reinzukommen, indem ich die südliche Route genommen hab, von Kashgar aus.«
    »Das ist vollkommener Blödsinn. Ich habe die Strecke ausgecheckt, und da gibt's sogar noch mehr Polizeisperren, als wenn man von Golmud aus fährt.«
    »In Golmud gibt's 'nen ganzen Wirtschaftszweig, der nur von solchen Typen lebt, die so tun, als ob sie versucht hätten, nach Tibet reinzukommen, aber in Wirklichkeit den Arsch nicht hochkriegen, mal was Gefährliches zu unternehmen. Jeder, der es wirklich ernst meint, versucht es über Kashgar.«
    »Blödsinn. Ich meine es vollkommen ernst mit Tibet, aber du kommst einfach nicht an der Polizei vorbei.«
    »Nicht, wenn du bequem in Golmud rumhockst, dich benimmst, als wärst du auf irgend so 'nem Pauschalurlaub, und immer das tust, was die Polizei sagt.«
    »Golmud ist nicht bequem!«
    »Wenn du ein richtiger Traveller bist, übernimmst du selbst mal die Initiative und riskierst bewußt ein bißchen was. Ich bin mit 'nem Lastwagenfahrer getrampt, der wußte, wo die Sperren sind, und mich jedesmal vorher rausgelassen hat. Ich bin dann außen rum an der Polizei vorbei, und er hat mich auf der anderen Seite wieder aufgegabelt.«
    »Das geht gar nicht. Das dauert Wochen, und es gibt keine Städte unterwegs, wo man was zu essen kaufen kann.«
    »Klar dauert das Wochen. Und ich hab nur von Haferbrei gelebt, den ich mir mit dem Fahrer geteilt hab. Aber es geht. Wenn man wirklich will, kommt man auch nach Tibet rein.«
    »Ach, Scheiß-Australier, du lügst doch, wenn du's Maul aufmachst! Jedes Kind weiß, daß Tibet für Reisende gesperrt ist.«
    »Klar – offiziell.«
    »Du lügst. Niemand würde dich da bleiben lassen.«
    »Ich hab ja nicht gesagt, daß ich dort geblieben bin. Ich hab nur gesagt, daß ich's bis dahin geschafft hab.«
    »Bis Lhasa?«
    »Klar.«
    »Schwätzer.«
    »Es ist die verdammte Wahrheit, Bubi, also halt die Klappe und setz dich hin.«
    »Du … du … und in Burma warst du wahrscheinlich auch noch, oder was?«
    »Zufällig ja. Ich bin von Thailand aus über die Grenze marschiert und hab ein paar Wochen bei den Bergrebellen verbracht.«
    »Das ist keine Kunst. Ich kenn Hunderte von Leuten, die das gemacht haben. Ich war in Afghanistan und hab 'nen Monat bei den Mudschaheddin verbracht.«
    »Donnerwetter – mit der rosa Hose! Bist ja 'n echter Held.«
    »Brauchst gar nicht so sarkastisch werden, du australischer Volltrottel.«
    »Wer ist hier der Idiot? Ich war

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