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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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auch nicht anders gekannt. In der Stadt gibt dir aber niemand aus Barmherzigkeit ein Schälchen Sahne oder auch nur irgendwelche Reste, und wenn du da ganz allein auf dich gestellt bist, wirst du deinen Geschmack bald ändern müssen. Und jetzt hast du die beste Gelegenheit, damit anzufangen. Also nur zu, mein Bürschlein, und probier mal, wie eine Maus schmeckt! Du hast eine Stärkung dringend nötig, um wieder zu Kräften zu kommen.» Und dabei schob sie die Maus mit ihrer Pfote zu Peter hinüber und beugte sich dann über ihn und ließ ihn nicht aus den Augen. Es lag eine zwar sanfte, aber so unmißverständliche Entschlossenheit in ihrer Haltung, daß Peter etwas Angst hatte, sie würde, wenn er nicht tat, was sie wollte, womöglich böse werden. Außerdem hatte man ihn gelehrt, daß es, wenn jemand ein Opfer brachte, indem er sich erbot, etwas mit einem zu teilen, unfreundlich oder unhöflich sei, das nicht anzunehmen.
    «Du fängst beim Kopf an», erklärte die Tigerkatze sehr energisch.
    Peter schloß die Augen und knabberte probeweise ein kleines Stückchen ab. Zu seiner größten Überraschung schmeckte es einfach köstlich.
    Es schmeckte so gut, daß Peter, ehe er sich’s versah, die ganze Maus von der Nasen- bis zur Schwanzspitze verzehrte. Dann erst empfand er plötzlich einen Gewissensbiß, und er schämte sich, so gierig gewesen zu sein: Sehr wahrscheinlich hatte er soeben die ganze Wochenration seiner Wohltäterin verspeist! Und so dürr, wie sie war, so mager, daß die Rippen aus ihrem Fell hervortraten, war es gewiß noch länger her, seit sie eine ordentliche Mahlzeit bekommen hatte.
    Es schien ihr jedoch nicht das geringste auszumachen. Im Gegenteil, sie schien sehr zufrieden mit ihm zu sein, denn sie strahlte ihn an und sagte: «Na, das war doch gar nicht so übel, wie? Meine Pfote, warst du aber hungrig!»
    «Es tut mir leid», sagte Peter. «Ich fürchte, ich habe dich deines Mittagessens beraubt.»
    Die Tigerkatze lächelte vergnügt. «Deswegen mach dir nur keine Gedanken, mein Lieber. Da gibt’s noch viele Mäuse, wo die her war.» Aber obwohl ihre Stimme so munter klang und sie noch immer ein vergnügtes Gesicht machte, merkte Peter ihr doch an, daß ihre Heiterkeit nicht ganz echt war und sie ihm tatsächlich, ebenso anmutig wie großmütig, ein Opfer gebracht hatte.
    Sie beäugte ihn jetzt neugierig, und es kam Peter so vor, als erwarte sie etwas von ihm, aber er wußte nicht, was, und so blieb er ruhig liegen und genoß das Gefühl, wieder einen vollen Magen zu haben. Die Tigerkatze öffnete das Maul, als wollte sie etwas sagen, doch dann besann sie sich offenbar eines Besseren, drehte sich rasch um und fuhr sich mit der Zunge ein paarmal über den Rücken.
    Peter war dabei so zumute, als habe irgend etwas, was er nicht ganz begriff, jedenfalls etwas Peinliches, eine Schranke zwischen ihnen aufgerichtet, und um seine Verlegenheit zu verbergen, sagte er: «Wo bin — ich meine, wo sind wir hier eigentlich?»
    «Oh», sagte die Tigerkatze, «ich wohne hier. Natürlich nur vorübergehend. Du weißt doch, wie es unsereinem geht, und weißt du’s nicht, wirst du’s bald herausfinden. Obschon ich sagen muß, daß ich hier seit Monaten unbehelligt geblieben bin. Ich kenne einen geheimen Eingang. Es ist ein Lagerhaus, wo sie Möbel aufbewahren. Ich hab mir dieses Zimmer ausgesucht, weil mir das Bett so gut gefiel. Es gibt aber noch viele andere.»
    Jetzt entsann sich Peter, daß er in der Schule gelernt hatte, was die Krone und das N darunter bedeuteten, und er konnte der Versuchung, sich mit seiner Kenntnis zu brüsten, nicht widerstehen, und sagte: «Das Bett muß früher mal Napoleon gehört haben. Das ist nämlich sein Anfangsbuchstabe da oben, und die Krone. Er war ein großer Kaiser.»
    Auf die Tigerkatze schien das gar keinen Eindruck zu machen. «So, war er das?» bemerkte sie nur. «Da muß er ja furchtbar dick gewesen sein, weil er ein so breites Bett gebraucht hat. Immerhin, ich muß zugeben, daß es sehr bequem ist, und er scheint ja keine weitere Verwendung dafür zu haben, denn in den letzten drei Monaten ist er nicht hier gewesen, um es zu holen, und auch niemand sonst. Du kannst also gern dableiben, so lange, wie du willst. Ich nehme an, man hat dich fortgejagt. Aber wer hat dich nur so übel zugerichtet? Du warst ja schon halb tot, wie du da gestern auf der Straße lagst und ich dich da gefunden und hier hereingeschleppt habe.»
    Peter erzählte ihr von seinem Zusammenstoß

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