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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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zusammen mit meiner Mutter und meinem Vater und Nanny in einer Wohnung in einem Haus in der Cavendish-Gasse Nr. 1a. Oder jedenfalls habe ich da gewohnt, bevor...»
    «Ach, rede mir doch nichts ein», protestierte Jennie, «und sei nicht albern. Jeder kann sehen, daß du kein kleiner Junge, sondern ein ziemlich großer Kater bist, und du siehst nicht nur aus wie eine Katze, sondern fühlst dich auch so an, du riechst wie eine Katze, du schnurrst wie eine Katze, und du...» Aber hier unterbrach sie sich plötzlich und machte wieder ganz große Augen. «Ach herrje», sagte sie dann. «Aber etwas stimmt doch nicht mit dir. Ich habe es ja die ganze Zeit schon geahnt. Du benimmst dich nicht wie eine Katze...»
    «Natürlich nicht», sagte Peter erleichtert, weil sie ihm endlich zu glauben schien.
    Doch Jennie, die ihre Augen immer weiter auf riß, hörte gar nicht hin. Sie ging in Gedanken alles durch, was ihr an Peter als seltsam aufgefallen war, seit sie ihn erschöpft, verwunder und halb tot auf der Straße gefunden und zu sich nach Hause geschleppt hatte, aus welchem Grund, wußte sie selber nicht.
    «Du hast dich Dempsey widersetzt, noch dazu in seinem eigenen Bezirk, wo er arbeitet. Keine vernünftige Katze würde das getan haben, wie tapfer sie auch sein mag. Und außerdem verstößt es gegen die guten Sitten.» Es sah fast so aus, als zählte sie die einzelnen Punkte an ihren Krallenspitzen auf, was sie aber natürlich nicht tat. «Und dann wolltest du keine Maus fressen, obwohl du buchstäblich am Verhungern warst — sagtest, du hättest noch nie eine gegessen, und dann hast du sie doch mit Haut und Haar verschlungen, ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen, daß ich auch hungrig sein könnte. Nicht, daß es mir was ausgemacht hätte, aber eine wirkliche Katze hätte das nie getan. Oh, und dann — natürlich, das war’s, worauf ich mich nicht gleich besinnen konnte! Du hast die Maus gleich hier auf der seidenen Steppdecke gefressen, auf der du geschlafen hast, und hast dich hinterher nicht gewaschen...»
    «Warum sollte ich das?» sagte Peter. «Wir waschen uns immer vor dem Essen. Jedenfalls schickt Nanny mich dann immer ins Badezimmer und besteht darauf, daß ich mir erst die Hände und das Gesicht wasche, bevor ich mich zu Tisch setze.»
    «Katzen tun das aber nicht!» erklärte Jennie entschieden, «und das scheint mir auch viel vernünftiger zu sein. Nachdem du was gefressen und getrunken hast, entdeckst du doch erst, daß du nicht mehr sauber bist, daß noch Milchtropfen an deinen Schnurrhaaren hängen und dein Fell ganz fettig geworden ist, wenn du in zu großer Eile warst. Ach, du meine Güte!» rief sie abschließend aus. «Das allein genügt wohl schon als Beweis. Aber ich muß sagen, so etwas hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört!»
    Peter dachte bei sich: Laut sagte er: «Wenn du mich dir erzählen lassen wolltest, wie alles gekommen ist, wirst du vielleicht...»
    «Ja, tu das bitte», sagte die Tigerkatze und machte es sich auf dem Bett noch etwas bequemer, indem sie die Vorderpfoten unterschlug. «Ich bin ganz Ohr!»
    Und so berichtete ihr Peter, was mit ihm geschehen war, und erzählte die ganze Geschichte von Anfang an.
    Oder vielmehr er begann schon dort, wo sie eigentlich noch gar nicht anfing, und erzählte Jennie von seinem Zuhause ganz nahe bei dem großen Platz und dem kleinen Park mit dem Eisengitter, wohin Nanny ihn jeden Tag nach der Schule, wenn das Wetter schön war, begleitete, damit er dort im Freien spielen konnte; und von seinem Vater, der Oberst bei der Garde und die meiste Zeit unterwegs war, während des Krieges zuerst in Ägypten und Italien und dann in Frankreich und Deutschland, so daß er ihn damals kaum gesehen hatte, aber jetzt im Frieden kam er doch öfter mal heim und trug dann immer eine wunderschöne Uniform mit blauen Hosen, die an der Seite einen roten Streifen hatten, nur daß er, sobald er nach Hause kam, sofort in sein Zimmer ging und die Uniform mit einem alten braunen Tweed-Anzug vertauschte, der auch nicht annähernd so interessant oder aufregend war.
    Manchmal blieb sein Vater dann ein Weilchen bei ihm und unterhielt* sich mit ihm oder balgte sich mit ihm herum, aber gewöhnlich fuhr er mit Peters Mutter im Auto fort, und dann nahmen sie Golfstöcke oder Angelruten mit und blieben oft tagelang weg. Und ihn ließen sie nur mit der Köchin und Nanny

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