Meine Freundin Jennie
fair oder unfair. Da kommt es nur darauf an, wer den anderen zur Strecke bringt, und du kannst sicher sein, daß Dempsey sich keine Gedanken darüber macht, ob etwas fair ist oder nicht.»
«Es ist mir gleich, was er tut», erklärte Peter, «aber ich halte mich an die Spielregeln.»
Jennie seufzte. Es gab in Peter gewisse Dinge, gewisse menschliche Eigenschaften, die sie wohl nie begreifen würde und mit denen sie sich einfach abfinden mußte.
«Na schön», sagte sie. «Aber gehen wir lieber gleich in die Sporthalle und fangen wir mit dem Training an.»
Die sogenannte Sporthalle war ein großer leerer Verschlag, der mehrere Treppen tiefer lag als der, in dem sie ihre Zelte aufgeschlagen hatten.
«Aufgepaßt!» rief Jennie, während sie sich nur einen Schritt weit von Peter entfernte. «Ich springe gleich auf dich los. Gib etwas nach unter dem Anprall und wehre meinen Angriff mit ausgestreckten Krallen ab. Schlag fest zu, Peter!» Und schon flog sie wie eine kleine in Pelz gehüllte Kanonenkugel durch die Luft.
Wie sie es ihm geraten hatte, wich Peter etwas zurück, begegnete ihrem Angriff jedoch nur mit einem freundlichen kleinen Klaps und dachte gar nicht daran, die Krallen auszustrecken. Er hingegen spürte plötzlich einen schmerzhaften Stich in seiner rechten Flanke und ein Brennen in seiner Nase. Mit tränenden Augen brachte er sich in Sicherheit. Seine empfindliche Nase war tatsächlich zerkratzt, und als er über seine Schulter blickte, um zu sehen, wo Jennies Krallen ihn außerdem noch verletzt hatten, sah er dicht darunter einen kleinen roten Fleck auf seinem weißen Fell.
Jennie stand jetzt keine zwei Meter weit von ihm entfernt ruhig da, schlug aber mit ihrem aufgeplusterten Schwanz zornig um sich. «Ich hatte dich gewarnt», sagte sie. Und dann, wenn auch nur für einen Augenblick und zum letztenmal, dämpfte sie ihre Stimme und sagte mit einem zärtlichen Schnurren: «Ach, mein armer Peter, du mußt dich aber wehren...Es ist doch zu deinem Besten!» Und gleich darauf rief sie: «Achtung!» und griff ihn wieder an.
Diesmal zog Peter die Krallen nicht ein und machte auch von seinen Zähnen Gebrauch.
Und so begannen die drei Tage, die für Peter ein einziger Alptraum waren — drei Tage, in denen er mit unerbittlicher Strenge in der Kunst, den Gegner zu vernichten und dabei sich selber keine Blöße zu geben, unterwiesen wurde. Aus unvordenklichen Zeiten, als die Katzen noch im Dschungel, in Felsenhöhlen und in der Wüste lebten, schien Jennie in ihrem Unterbewußtsein noch Erinnerungen an zahlreiche Kniffe bewahrt zu haben, mit denen ein Feind überrumpelt und sein Angriff abgewehrt werden konnte; und diese Erinnerungen wurden durch ihre genaue Kenntnis der finstersten Gegenden von London und ihre persönliche Erfahrung mit den hartgesottenen Raufbolden, die dort ihr Unwesen trieben, noch ausgiebig ergänzt.
Es war nicht etwa so, daß Peter schlappzumachen drohte, weil es ihn zu hart ankam, doch als er zum erstenmal die verräterischen roten Flecke, für die er verantwortlich war, auf Jennies weißem Hals, ihrem Gesicht und ihrem rosigen Mäulchen sah, war er nahe daran, loszuheulen wie ein kleines Kind, denn er liebte sie so innig und zärtlich, daß er es nicht ertragen zu können glaubte, ihr weh zu tun.
...hinterläßt bleibende Eindrücke. Wenn das aber alles ist, was einer hinterläßt?
Anspruchsvollen Miezen wird das bald nicht mehr genügen, wenn sich eine Meldung aus Los Angeles herumsprechen sollte: Dort hinterließ eine Dame ihrer Pussy testamentarisch ein hübsches Sümmchen in Wertpapieren für einen friedlichen Lebensabend. Und alles nur für die Katz! Auch die Zinsen!
Aber Jennie war hart wie Stahl und in diesen Tagen viel zäher als er, weil sie wußte, daß es jetzt gar nichts ausmachte, wenn ihre eigene Haut in Fetzen riß, daß Peter aber dieses Training dringend nötig hatte, wenn er den Kampf siegreich überstehen wollte. Und sie hatte auch mit ihm kein Erbarmen, immer wieder zwang sie ihn dazu, seine empfindlichsten Stellen zu schützen, und vergaß er es, gab sie ihm einen Denkzettel, daß ihm Hören und Sehen verging. Um ihn für den Zweikampf mit Dempsey so gut zu wappnen, daß er daraus als Sieger hervorgehen würde, bot sie sich selbst geradezu als Schlachtopfer dar. Da das Gesetz es nicht zuließ, daß sie an dem Kampf selbst teilnahm, stand sie Peter auf diese Weise bei und freute sich, wenn sie die Wucht seiner Schläge zu spüren bekam, und über jeden
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