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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Port Carlisle zu sehen, so daß er also doch noch hoffen konnte, den Hafen ohne Verspätung anzulaufen.
    Und seltsam war auch, daß sich die Nachricht, Jennie sei gar nicht tot, sondern noch am Leben, auf dem Schiff wie ein Lauffeuer verbreitete; es kam sogar zu einer Art Versammlung im vorderen Laderaum, direkt unter dem Steuerhaus, dessen Anstrich Peter an ein Stück Schokoladenschichttorte erinnert hatte, und als Mr. Strachan dann auftauchte und Jennie vorzeigte, brachen die Männer in Bravo-Rufe aus, und allen wurde plötzlich so leicht und froh ums Herz, daß sie sich gegenseitig auf den Rücken klopften und einander «Nu sieh einer an» oder «Is doch großartig, was?» zuschrien, als wäre ihnen etwas ganz Wunderbares widerfahren.
    Der Matrose, der ein Eremit gewesen war, brachte ein dreifaches Hoch auf den weißen Kater aus und schrie: «Hipp, hipp, hurra!», was Mr. Box mit einem «Hört, hört!» quittierte; und die Männer stimmten begeistert ein, und Peter fühlte sich so stolz und glücklich wie noch nie zuvor.
    Und der Kapitän, verzieh Mr. Strachan und sagte kein Wort mehr davon, daß er ihm seine Papiere aushändigen solle und das Schiff nie wieder betreten dürfe; und nachdem der Offizier Mealie angewiesen hatte, eine Dose Kondensmilch zu öffnen, von der Jennie einen großen Napf voll austrank, brachte er die Gerettete persönlich in seiner Kajüte in seiner eigenen Koje zu Bett. Dann übernahm er wieder die Wache auf der Brücke, wohin Peter ihn zufrieden schnurrend begleitete. Dort standen’ sie noch einträchtig beisammen, als der Lotse aus Carlisle an Bord kam, um den Dampfer sicher in den Hafen zu führen.

Mr. Strachans Beweis führt zu Schwierigkeiten

    Als die Gräfin von Greenock an ihren Liegeplatz am Ende der Warroch Street in Glasgow verholt wurde, war Jennie von ihrem Unfall nichts mehr anzumerken, ja, sie sah sogar besser aus denn je, fand Peter. Die Seeluft, die regelmäßige Lebensweise, das Fehlen jeder Sorge, woher die nächste Mahlzeit kommen sollte — das alles war ihr sehr gut angeschlagen.
    Sie hatte sichtlich zugenommen, so daß ihre Rippen und Flanken nicht mehr so beklagenswert mager waren und so dicht beieinanderstanden. Ihr Gesicht war ebenfalls runder und voller geworden, was ihre Ohren irgendwie kleiner erscheinen ließ und sie auch hübscher machte; und da sie täglich eine Menge Zeit auf ihre Toilette verwandte, befand sich natürlich auch ihr Fell in einem viel besseren Zustand, es fühlte sich noch weicher an als Samt und hatte einen wunderschönen Glanz.
    Wäre Peter jetzt danach gefragt worden, würde er sie mit ihren etwas schräg stehenden Nubierinnen-Augen, dem edlen Schwung der langen Linie von den Ohren bis zum Maul und dem feingezeichneten kleinen Dreieck ihrer Nase, dessen blaßrosa Tönung dem durchsichtigen Rosa ihrer Ohren entsprach, höchstwahrscheinlich für eine Schönheit erklärt haben. Mochten manche Leute auch meinen, ihr Kopf sei etwas zu klein geraten, so machte sich das nun im Verhältnis zu den Proportionen ihres Körpers kaum noch bemerkbar, und wenn sie ganz gerade dastand und den Schwanz in einer anmutigen Kurve herunterfallen ließ, sah sie nicht nur ungemein liebreizend, sondern auch vornehm aus, da ihrem grazilen Körperbau die gute Rasse deutlich anzusehen war.
    Als der Frachter den Firth of Clyde hinaufdampfte und dann an den über das Südufer verstreuten schmutzigen roten Backsteinhäusern der Städte Gourock und Greenock und den im Norden aufragenden runden grünen Hügeln vorbei in den Clydestrom einbog, hatte Jennie Peter darüber informiert, wie sie sich bei ihrer Ankunft in Glasgow verhalten mußten. Sie würden sich irgendwo zusammen verstecken, hatte sie gesagt, bis die Gräfin festmachte und die Gangways heruntergelassen wurden, um dann in dem allgemeinen Trubel beim Löschen der Ladung den ersten Augenblick wahrzunehmen, in dem sie ungesehen über eine Laufplanke an Land rennen und das Weite suchen konnten. Einerseits stimmte der Gedanke, das Schiff und die Menschen an Bord zu verlassen, Peter etwas traurig, aber die Aussicht, neue Orte kennenzulernen und neue aufregende Abenteuer zu erleben, machte jegliches Bedauern mehr als wett, und als der Fluß schmäler wurde und sie an den großen Fabriken und berühmten Schiffswerften vorüberfuhren und dem grauen Häusermeer der großen Stadt immer näher kamen, konnte Peter seine Ungeduld kaum noch bezähmen und fragte Jennie wohl ein dutzendmal, wann sich die erste Gelegenheit

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