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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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aufmerksam wurden bis auf diejenigen, deren Aufmerksamkeit noch stärker durch das Würfelspiel gefesselt war. «Würden Sie’s glauben, wenn ich Ihnen sage, daß düsses Pärchen...», und ohne weitere Äußerungen von seinen Zuhörern abzuwarten, legte er sich ins Zeug und gab nun Peters und Jennies Geschichte zum Besten, das heißt, von seinem Standpunkt aus und was er davon miterlebt hatte.
    Er erzählte, wie sie als blinde Passagiere im Proviantraum der Gräfin von Greenock gefunden worden waren und eine größere Anzahl erbeuteter Mäuse und Ratten als eine Offerte parat gelegt hatten, auf welche Weise sie ihre Passage zu bezahlen gedachten; von der unheimlich großen Ratte, die Peter zur Strecke brachte, und wie Jennie bei deren Anblick vor Schreck ins Meer fiel; von Peters so gar nicht katzenhaftem Heldenmut, ihr über die Reling nachzuspringen, und wie die Mannschaft des Rettungsbootes die beiden Tiere aus dem Wasser fischte und Jennie schon allgemein für tot gehalten wurde; und wie Peter sie dann schließlich durch sein unermüdliches Putzen wieder zum Leben erweckt hatte.
    Mr. Strachan erzählte recht anschaulich, fand Peter, und er merkte, daß es ihm richtig Spaß machte, die Geschichte zu hören und dazu noch im Brennpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen. Hie und da hätte er gern noch ein paar Einzelheiten hinzugefügt oder etwas ausgeshmückt, aber im großen und ganzen machte der Offizier seine Sache gut, dachte er, und ließ ihm und Jennie Gerechtigkeit widerfahren. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben: auch Jennie schien durchaus nichts dagegen zu haben, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sie ließ sich sogar dazu herbei, sich ein bißchen zu putzen, wobei sie den Kopf bald hierhin, bald dorthin drehte, damit auch die Männer, dje hinten in der Gaststube saßen und sich schon den Hals verrenkten, sie besser in Augenschein nehmen konnten, als Mr. Strachan jetzt seine Geschichte mit den schwungvollen Worten beendete: «... und zeigte uns so das Beispüll einer einzigartigen Treue und Anhönglichkeit, die weit über olles hinausgeht, was ein Tier sonst für seine Gefährtin empfändet. Und den Beweis für die Wahrheit dieser Geschichte können Sie hier auf der Theke mit Ihren eigenen Augen vor sich sehn...»
    Der spitznasige Fabrikarbeiter mit der Schirmmütze trank einen Schluck Bier, wischte sich dann mit dem Handrücken den Schaum vom Mund und sagte nur ein Wort, und zwar unglücklicherweise nichts als: «Quatsch!»
    «Wie?» sagte Mr. Strachan. «Ich glaube, ich habe Sie nicht richtig verstanden.»
    «O doch, Sie haben ganz recht gehört», sagte der Spitznasige, der, wie Peter im stillen urteilte, wirklich ein höchst unsympathisches Gesicht und viel zu dichtstehende mißtrauische Augen hatte. «Ich sagte , aber wenn Sie das lieber hören, sage ich genau so gern oder . Und außerdem sage ich Ihnen offen, daß man mir in meinem ganzen Leben noch nie solch faustdicke Lügen aufgetischt hat...»
    Einige der Umstehenden kicherten laut, doch einer von ihnen sagte: «Da hab ich schon seltsamere Dinge zu hören bekommen, und wie er sagt, haben Sie ja den lebenden Beweis vor sich...»
    Diese Unterstützung war alles, dessen Mr. Strachan bedurfte, um sein Selbstvertrauen, das Kapitän Sourlies so schwer erschüttert hatte, wenigstens zum Teil wiederzuerlangen, und er richtete sich zu seiner vollen Länge auf und entgegnete: «So, Quatsch und Stuß, sagen Sie? Dann gucken Sie gefölligst nochmal hin, und wenn Sie Ihren eignen Augen nicht traun können, ganz davon zu schweigen, daß ich selbst düsses Rettungsboot befehligt hab, das den beiden, die da im Meer um ihr Leben kämpften, zu Hülfe kam...»
    Der Spitznasige wandte sich daraufhin etwas zur Seite und schob sein Gesicht, das noch immer zu einem höhnischen Grinsen verzogen war, ganz dicht an Jennie und Peter heran, als wollte er sie genau inspizieren.
    Jennie ließ sich plötzlich auf ihre vier Pfoten nieder, drehte den Kopf zur Tür und sagte sehr ruhig: «Peter, ich verstehe nicht alles, was die da reden, aber ich kann’s den Leuten ansehen, wie sie sich benehmen - und ich sage dir, hier wird’s gleich eine tüchtige Keilerei geben. Was geschieht: Spring auf keinen Fall von der Theke runter, während die sich raufen. Warte, bis die Polizei kommt, und dann folge mir.»
    Der Spitznasige, der seine Inspektion inzwischen beendet hatte, wandte sich nun wieder Mr. Strachan zu und sagte: «Ich hab mir Ihre

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