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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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leckte und leckte, und in der dunklen Kajüte war kein anderer Laut zu hören als Mr. Strachans gleichmäßiger Atem und das Reiben von Peters rauher Zunge über Jennies nasses Fell.
    Bis plötzlich jemand nieste!
    Peter dachte, sein eigenes Herz bleibe stehen, denn er wußte genau, daß er selbst nicht geniest hatte, und es hatte bei weitem nicht laut genug geklungen, als daß Mr. Strachan geniest haben konnte.
    In der wilden Hoffnung, sich nicht getäuscht zu haben, verdoppelte Peter, obwohl er seinen Ohren nicht recht traute, noch seine Anstrengungen und rieb und massierte mit seiner Zunge wieder und wieder Jennies Schultern und ihre Brust, unter der jetzt eine ganz schwache Bewegung zu spüren war. Und dann ließ sich noch zweimal ein lautes Niesen vernehmen und gleich darauf Jennies matt klingende Stimme!
    «Peter!» rief sie, «bist du das? Lebe ich noch oder bin ich tot?»
    Mit einem Jubelschrei, der in der Kajüte widerhallte und Mr. Strachan mit einem Ruck hochfahren ließ, hielt Peter inne und sagte dann: «Jennie, liebste Jennie! Du lebst! Oh, ich bin so froh. Jennie, sie haben dich alle schon für tot gehalten, aber ich wußte, du konntest nicht tot sein, ich wollte es einfach nicht glauben.»
    Mr. Strachan sprang von seinem Stuhl auf und drehte das Deckenlicht an, und da sah er in der Ecke, wo er die leblose Katze auf die Matte geworfen hatte, Jennie sitzen! Sie blinzelte in dem hellen Licht, nieste noch ein paarmal, um ihre Lungen von den letzten Tropfen des salzigen Meerwassers zu befreien, und brachte es sogar fertig, einen Augenblick lang, wenn auch noch etwas wacklig, auf ihren Pfoten zu stehen und sich selbst ein bißchen zu putzen. Und neben ihr saß der große weiße Kater, der sie noch immer wusch und angelegentlich um sie bemüht war.
    Ein sonderbares Geräusch entrang sich Mr. Strachans Kehle, als er sich nun zu Jennie niederbeugte, sie streichelte und dann ausrief: «Und hötte man mir das ganze Silber in der Bank von Schottland geboten — das hötte ich nie nich für möglich gehalten! Das is würklich der endgültige Beweis für die Wahrheit meiner Geschichte, sozusagen der Punkt auf dem i. Nu werden sie mir ja woll glauben, wenn sie düsses Wunder leibhaftig vor Augen sehn, wie?» Und dabei packte er Jennie am Genick, nahm sie auf den Arm und rannte aus der Kajüte — und Peter hinter ihm her.
    Den Gang entlang, die Stufen hinunter aufs Deck, über die hintere Ladeluke und dann die Eisentreppe bis zur Brücke hinauf lief Mr. Strachan, ohne anzuhalten, Jennie fest an seinen breiten Brustkasten gepreßt, wo sie ganz still lag, da sie noch viel zu schwach war, um sich gegen eine so nahe Berührung mit einem Menschen zur Wehr zu setzen; und als er oben anlangte, schrie er, gerade so, als wäre zwischen ihnen überhaupt nichts vorgefallen: «Käpten! Käpten Sourlies! Schaun Sie sich düss an!»
    Und als der Kapitän, schon im Begriff, wieder vor Zorn zu erbeben, aus seiner Kajüte trat, zeigte Mr. Strachan feierlich auf Jennie, die sich jetzt zu recken begann, leise Protestlaute ausstieß und sich den Hals verrenkte, um Peter zu erblicken, der direkt vor Mr. Strachans Füßen stand. Der Offizier aber sagte nun in dem Ton eines Menschen, der von höheren Dingen spricht:
    «Wolln Sie nu noch sagen, ich hötte keinen Beweis? Auferweckt von den Toten, durch die zärtlichen Bemühungen ihres Gefährten, in meiner Kajüte, vor meinen eigenen Augen, fing sie plötzlich an zu niesen! Sehn Sie doch selbst, wie sie gähnt und sich reckt! Und wer ümmer sagt, das wär nich possiert, der sieht ja nu hier, in düssen beiden Kreaturen, den Beweis vor sich, denn auch der Kater...»
    Seltsamerweise stellte Kapitän Sourlies bei sich fest, daß es ihm nicht länger möglich war, Mr. Strachan zu grollen, da der junge Mann offensichtlich nie fähig sein würde, den einfachen Gedanken zu begreifen, daß ein Objekt für einen Vorfall, der sich schon vor längerer Zeit abgespielt hatte, keinen Beweis darstellte oder nur sehr selten dafür gelten konnte. Da der Kapitän sich aber noch genau entsann, wie Jennie vor ein paar Stunden ausgesehen hatte, als ihr Kopf schlaff an Mr. Strachans Jacke herunterhing und das Wasser aus ihr herauslief, und er sie nun wieder quietschlebendig vor sich sah, mit funkelnden Augen, rosigem Naschen und steif und waagerecht abstehenden Schnurrhaaren, fühlte er sich plötzlich viel wohler, als er sich in den ganzen letzten Tagen gefühlt hatte; außerdem waren bereits die Lichter von

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